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Die Wirtschaft wird grüner und sozialer

Ihre Geldanlage bewegt etwas. Mal ist die Wirkung direkt zu sehen, meist entsteht sie indirekt. Das hängt auch von der Art Ihrer Geldanlage ab.

Für die Wirkung nachhaltiger Geldanlagen hat sich ein englischer Fachbegriff durchgesetzt. Die Rede ist vom „Impact“ der Geldanlage. Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass es Dutzende Aktienfonds gibt, die den Begriff im Namen tragen. Der Impact kann ökologischer oder gesellschaftlicher Natur sein. Das hängt von den Kriterien ab, die Fonds oder auch Ökobanken anlegen. Daraus resultiert schon die erste Möglichkeit für Sie, die Verwendung Ihres Geldes zu steuern. Sie haben ja die Wahl zwischen vielen verschiedenen Angeboten und können dort investieren, wo Ihre Ziele groß geschrieben werden.

Vermutlich haben Sie sich schon eine Weile mit der Frage beschäftigt, welche Wirkung Ihre Geldanlage erzeugen soll. Was ist ihnen besonders wichtig? Falls Sie es noch nicht genau wissen, können Sie sich auf der folgenden Seite Ihre eigene Prioritätenliste erstellen.

Checkliste

Sie haben die Wahl!

Angesichts der vielen unterschiedlichen Kriterien können Sie hier Ihre eigene Prioritätenliste erstellen. Nummerieren Sie Ihre Anlageziele in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit durch. Die Liste wird Ihnen später bei der Auswahl geeigneter Angebote helfen.

Ausschlusskriterien

Waffenproduktion

Kontroverse Waffen

Fossile Energien

Atomkraft

Grüne Gentechnik

Industrielle Landwirtschaft

Massentierhaltung

Verstöße gegen Menschenrechte

Kinderarbeit

Korruption

Geldwäsche

Steuervermeidung

Landgrabbing

Alkoholherstellung

Tabakherstellung

Pornografie

Glücksspielbetrieb

Abtreibung und Verhütungsmittel

Förderung

Erneuerbare Energien

Klimafreundliche Technologien

Saubere Lieferketten

Faire Bezahlung der Beschäftigten

Faire Arbeitsbedingungen

Biolandwirtschaft

Naturschutz

Verkehrswende

Entwicklung armer Länder oder Regionen

Bevorzugte Geldanlage

Konkrete Umweltprojekte

Konkrete Sozialprojekte

Bequeme sichere Zinsanlagen

Möglichst hohe Rendite

Das Zauberwort heißt Transformation

Die Wirtschaft muss sich umstellen. Spätestens Mitte des Jahrhunderts soll die Energieversorgung zum Beispiel in vielen Ländern aus erneuerbaren Energiequellen gesichert werden. Das eröffnet auf der einen Seite jenen Firmen, die mit Technologien oder Dienstleistungen den Wandel ermöglichen, große Chancen. Auf der anderen Seite brauchen diese Firmen Kunden, die ihre Produkte und Dienste kaufen und Investoren, die das Kapital für die Entwicklung und alles Weitere bereitstellen.

Es geht bei der Transformation der Wirtschaft bei Weitem nicht nur darum, Kohle und Öl durch Sonne und Wind zu ersetzen. Betroffen sind viele Branchen, große und kleine, global operierende und regional aktive Unternehmen. Die Landwirtschaft braucht Lösungen, die eine ebenso umweltverträgliche wie effiziente Erzeugung von Nahrungsmitteln ermöglichen. Architektinnen und Bauherren benötigen Technologien für energieeffiziente Gebäude, Mobilitätsdienstleister Konzepte und Fahrzeuge für den sauberen Transport von Menschen und Material. Die Aufzählung ließe sich nahezu unbegrenzt fortsetzen. Für Sie als Anlegerin oder Anleger ist entscheidend, dass mit all diesen positiven Fortentwicklungen auch Geld verdient wird, das Ihr Investment lohnend werden lässt. Chancen für eine gute Verbindung von Impact und Rendite gibt es also reichlich.

Fonds: Große Investoren machen Druck

Tatsächlich sind die Wege, die der Impact nimmt, etwas verschlungener. Wenn Sie in Aktienfonds investieren oder ETF erwerben, wechseln die Anteile zunächst einmal nur den Besitzer. Der Fonds kauft dafür Aktien, deren Vorbesitzer nun das Geld erhalten. Den Unternehmen selbst fließt kein Geld zu. Indirekt entsteht jedoch ein Effekt. Ein nachhaltiger Fonds schließt unerwünschte Geschäftsfelder oder -praktiken aus. Mit dem Kauf von Aktien steigt tendenziell deren Kurs. Das ist eine wichtige Erfolgskennziffer für die Unternehmen. Sie strengen sich daher verstärkt an, die Anforderungen der Fonds zu erfüllen, um weitere Investoren anzulocken. Auch erleichtert ein hoher Unternehmenswert die Finanzierung weiterer Investitionen in nachhaltige Projekte. Das wiederum verbessert die weiteren Wachstumsaussichten. Es ist also auch im Interesse anderer Aktionäre, den Boom bei nachhaltigen Geldanlagen zu nutzen.

Es gibt aber auch direkte Effekte: Die Fonds oder Vermögensverwaltungen sammeln von Anlegern sehr viel Geld ein. Die Allianz kam 2019 allein auf ein Anlagevermögen von 2,3 Billionen Euro. Der größte Vermögensverwalter der Welt, Blackrock aus den USA, kam im selben Jahr sogar auf eine Summe von 7,4 Billionen US-Dollar. Dieses gewaltige Kapital verschafft den Investoren auch einen beträchtlichen Einfluss auf die Vorstände der Unternehmen. Große Aktionäre haben meist einen direkten Draht zum Vorstand und verfügen über einen erheblichen Stimmenanteil auf den Hauptversammlungen. Kleinere und mittlere Investoren schließen sich zusammen, um wirkungsvoll Engagement – das Fachwort für Unternehmensdialog und Stimmrechtsausübung – betreiben zu können.


Stufenplan

Engagierte Aktionäre treiben Unternehmen Schritt für Schritt zu grünem Wachstum an.

Immer häufiger nutzen die Investoren diese Macht auch, um ganze Konzerne auf einen ethisch-ökologischen oder sozialen Kurs zu bringen. So mahnte etwa die Vertreterin der Fondsgesellschaft Deka, die den Sparkassen gehört, den Vorstand des Sportartikel-Herstellers Adidas auf der Hauptversammlung 2020, sich endlich dem Thema Rassismus im Unternehmen zu stellen. Der Vorstand lenkte prompt ein und versprach, für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Dieser Druck der Aktionäre ist nicht zu unterschätzen. Schließlich können sie ihr Kapital schnell wieder aus einer Aktiengesellschaft abziehen. Dann kehrt sich der Mechanismus um. Die Aktie verliert tendenziell an Wert, wenn viele davon verkauft werden.

Detailliert führt auch die GLS-Bank ihr Engagement in den Unternehmen auf, in die sie investiert. „Die Erfahrung zeigt, dass der Austausch mit Unternehmen eines langen Atems bedarf“, stellt die Bank fest. Doch meist reagierten sie positiv und sagten Veränderungen zu. Konkret weist der Investitionsbericht der Bank zum Beispiel sechs Unternehmen aus, mit denen sie über Menschen- und Arbeitsrechte im Gespräch ist, bei zwei weiteren geht es um die Produktsicherheit und bei einigen Finanzdienstleistern um Verbindungen zur Rüstungs- oder Atomindustrie. Letztere blieben offenkundig erfolglos, denn die GLS-Bank trennte sich von diesem Investment.

Derlei Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt und nicht etwa auf der Hauptversammlung eines Unternehmens vor den versammelten Aktionärinnen und Aktionären. Die Öffentlichkeit bekommt davon selten etwas mit. Die Triodos-Bank berichtet zum Beispiel von einem Engagementerfolg mit der niederländischen Pensionskasse, die ihre Anlagestrategien nachhaltiger gestaltet hat. Die Este Asset Management setzte sich in Österreich gegen die Fracking-Pläne des Versorgers OMV ein. Die Fondsgesellschaft Union Investment begleitete wiederum die finnische Ölfirma Neste Oyi bei der Stärkung der Sparte Erneuerbare Energien. Engagement kann auch vorausschauend betrieben werden. Der österreichische Fondsanbieter Raiffeisen zum Beispiel war im Gespräch mit verschiedenen Wasserversorgern zur Frage, wie sie sich auf das Zukunftsproblem Wasserknappheit einstellen wollen.

Ein gutes Beispiel für eine transparente Darstellung des Engagements liefert die Fondsgesellschaft Deka mit ihren Engagementberichten. In diesen führt Deka neben Analysen zu ethisch-ökologischen Herausforderungen für die Unternehmen auch detailliert Angaben zu ihren Gesprächen mit Unternehmen auf und nennt auch deren Namen. Die Themenpalette der Gespräche reicht vom Frauenanteil in Führungspositionen bis hin zum Umgang mit der Ressource Wasser.

Allerdings mischen sich einige Fondsmanager und -managerinnen gar nicht gerne in die Geschäftspolitik ein und reden sich mit unterschiedlichen Argumenten aus der Verantwortung heraus. Einige Manager wählen nach eigenen Angaben nur Werte für ihr Portfolio aus, die kein weiteres Engagement erfordern. Andere verteidigen die Beteiligung an weniger nachhaltigen Geschäftsmodellen. So könnten sie die betreffenden Unternehmen bei ihrem Transformationsprozess begleiten. Beide Aussagen können zutreffen, etwa bei einem sehr strengen Nachhaltigkeitsfonds, der nur die besten Titel auswählt. Aber es können auch Ausreden für ein nur geringes Interesse an einer Verbreitung nachhaltiger Wirtschaftsweisen sein.

ESG: Unternehmen geraten unter Zugzwang

Gerade für Großanleger spielt die Einhaltung von ESG-Kriterien eine wichtige Rolle. Diese Gruppe stellt auch den weitaus größten Anteil an nachhaltigen Investments. Dahinter stehen rationale Analysen. Nachhaltige Unternehmen sind in Krisen widerstandsfähiger, die Geschäftsmodelle zukunftsträchtiger. Auch große Konzerne sind wiederum auf die Gunst des Kapitalmarktes angewiesen. Sie stehen unter Zugzwang, wenn sie Investoren gewinnen wollen. Nicht zu unterschätzen ist auch der immaterielle Wert eines nachhaltigen Images in der Öffentlichkeit. Die Verwicklung in Skandale, etwa durch Umweltschäden oder Kinderarbeit, führt schnell zu erheblichen wirtschaftlichen Einbrüchen, weil sich Kundinnen und Kunden abwenden und der Unternehmenswert sinken kann. Man denke an die Ölplattform Brent Spar, die Shell 1995 im Meer versenken wollte. Greenpeace startete eine Kampagne, die unter anderem zu einem Boykott von Kraftstoff des Konzerns führte.

Anleihen: Die Transformation unterstützen

Staaten und Unternehmen geben inzwischen grüne Anleihen heraus. Die Einnahmen aus den Emissionen fließen in Investitionen in den Klimaschutz oder die Bewältigung des Klimawandels. Mit dem Kauf von nachhaltigen Rentenfonds können Sie so zum Beispiel die Transformation unterstützen.

Anreize: Vorstände haben auch Kinder

In Gesprächen räumt der eine oder andere sonst knallharte Manager schon mal ein, dass er zu Hause bei der Familie unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck stehe. Die Kinder drängen auf eine vegetarische Ernährung und haben Angst vor den Folgen der Erderwärmung. In der jüngeren Managergeneration stößt das heimische Plädoyer für den Erhalt einer lebenswerten Welt nicht zuletzt deshalb zunehmend auf offene Ohren.

Dennoch regieren in der Wirtschaft weiterhin die Zahlen, also der Profit. Daher haben sich viele Unternehmen etwas einfallen lassen. Die Vergütung der Vorstände wird zunehmend nicht mehr nur an den kurzfristigen Erfolg, sondern an langfristige Perspektiven gekoppelt. Die Vergütung richtet sich dann beispielsweise auch nach einer wachsenden Energieeffizienz oder einer hohen Zufriedenheit der Beschäftigten, nicht nur der Kunden. So setzen die Unternehmen ihren Vorständen finanzielle Anreize für mehr Nachhaltigkeit. In manchen Unternehmen hängen die Boni davon ab, ob der Titel in einen Aktienindex aufgenommen wird.

Banken: Anleger können mitbestimmen

Ethisch-ökologische Banken knüpfen die Vergabe von Darlehen an Nachhaltigkeitskriterien. So stellen sie sicher, dass etwa mit dem Geld auf einem Girokonto Umweltoder Sozialprojekte finanziert werden. Bei einigen Banken ist es sogar möglich, ganz konkrete Branchen für die Verwendung der Giro- oder Spareinlage vorzugeben.

Crowdfunding: Wie die Umwelt profitiert

Im Internet werben viele einzelne soziale oder ökologische Projekte um Investoren, zum Beispiel auf Plattformen für das Crowdinvestment. Hier können Sie mit Ihrer Anlage direkt einzelne Vorhaben mitfinanzieren, vom Solarpark über energieeffiziente Immobilien bis hin zur Elektromobilität oder einer biologischen Landwirtschaft. Manche Vorhaben sind vielleicht sogar in Ihrer Heimatregion angesiedelt. Der Impact wird dann auch vor Ort sichtbar. Leider sind die Rechtskonstruktionen dieser Investments in der Regel für Privatanleger und -anlegerinnen nachteilig gestaltet, sodass das Verlustrisiko bei einer Anlage beträchtlich ist.

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