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Die 4 Evangelien und die Offenbarung des Johannes
Vortrag von Friedrich Weinreb
Textfassung Wolfgang Wassermann
ОглавлениеMan kann die Evangelien im Allgemeinen wie die Theologen sehen, als historische Fakten, dass es vier `Lesarten´ gibt, die alle nicht gleich sind. Die Offenbarungen sind Mitteilungen, die für unsere Vernunft unverständlich sind. Die Apostelgeschichte und Briefe erwecken den Eindruck von tatsächlicher historischer Korrespondenz. Das ganze NT wird zu einer Art Mitteilung von historischen Fakten, die man heute auch erleben könnte, und nur für die Wunder versucht man allerlei Erklärungen zu geben mit parapsychologischen Fakten. Man versucht die ethischen Lehren herauszunehmen und im Allgemeinen bleibt dann genug historisches Faktum da, dass man sagen kann, so war es nun.
Nun ist bei mir vielleicht deshalb ein gewisser Ärger gewesen dem NT gegenüber, weil ich hier etwas empfand. Wenn es historische Fakten sind, dann kann ich nicht dulden, dass all die Wunder erzählt werden und all die Mitteilungen, die historisch dann sowieso nicht stimmten, wie: Ihr werdet es noch erleben, dieses Geschlecht, diese Generation2 … aber nichts kam. Da widersetzte sich etwas bei mir, wo ich ein Gefühl hatte, da stimmt etwas nicht. Wenn ich es aber verglich mit dem AT, dann kam der gleiche Konflikt, da gibt es auch historische Mitteilungen, dass es sich auch so abgespielt hat „... und Gott sprach“ – welche Sprache? Hört man das?
Sehr früh habe ich mich eingewöhnt und auch in der jüdischen Überlieferung ist es gebräuchlich, dass der ganze Komplex der Bibel nicht diesseitig sondern jenseitig ist (z.B. 5Mo). Wer wird uns das alles sagen? Wer bringt uns das? Es ist in Eurem Herzen, in Eurem Mund! Das Jenseits, wenn man es weit weg sucht, dann ist es eine Verdrängung, eine Beziehungslosigkeit, die man sucht. Diesseits ist eigentlich das Zeiträumliche, Kausale, Messbare, Vernunftbeherrschte. Das Andere? Wie ist es möglich, dass der Mensch träumt und wie gibt es das, dass der Mensch Gefühle und Empfindungen hat, die mit der Vernunft gar nicht vereinbar sind? Es gibt also ein Jenseits in uns, Himmel in deinem Herzen, in deinem Mund. Es wird ja auch erzählt über das Hineinsehen in den Himmel (schaut in den Himmel). Wo sehen wir heute den Himmel?3 Wir verlieren uns in Unendlichkeit. Bei mir selber spüre ich eine Kommunikation – wo kommen die Sprachen her? Wo kommen Stimmungen her, woher Sympathie/Antipathie? Von woher funktioniert das, wenn wir ein Jenseits in unserer eigenen Existenz akzeptieren, die bis ins Göttliche hinein im Menschen ausgedrückt wird? In alten astrologischen Büchern sieht man den Menschen über den ganzen Kosmos ausgebreitet. Sind wir nicht eine ganze Welt? Vielleicht ist der Raum gar nicht so groß, wie wir denken und es ist der `Raum´ im Menschen selber? Das `weit´ Sehen ist vielleicht eine psychische Reaktion auf das sich `Verloren-Fühlen´, ein sich `Sinnlos-Empfinden´ des Menschen und es lassen sich dann Zeit und Raum entdecken, um unendlich weit zu sehen. Sie sind auch räumlich und zeitlich unendlich weit. Aber sind wir selber so beschränkt und haben mit all dem nichts zu tun? Die Bibel ist vielleicht eine Mitteilung aus dem Jenseits, dann meine ich ein Jenseits, das ich nicht mit meiner Vernunft, aber mit meinem Leben wahrnehmen kann. So, wie die Sprache aus mir hervorkommt: „Und das Wort ist bei Gott … “ – wo kommt das Wort her … von Gott …? Wenn wir vom AT sagen, es kommt vom Jenseits, dann bedeutet es auch, es kommt vom Menschen selber her, nicht eine Mitteilung von weit weg. Wer sagt, dass unser Inneres nicht so viel enthält oder viel mehr als wir wissen? Jesu ist in dir, du in ihm, das ist auch keine Blasphemie. Immer wenn wir das Weite suchen, vielleicht suchen wir eben Entfremdung aus den Beziehungen, eine Art Einsamkeit, die sinnlos ist ( man kann auch allein sein und einsam, aber voller Beziehungen), dass hier eine `Sinnlosigkeits-Existenz´ kommt, gerade in den unendlichen Maßstäben für Zeit und Raum?
Wenn ich im AT von Abraham spreche, meine ich an erster Stelle, dass wir im Jenseits – unser aller Jenseits, womit wir fortwährend leben, kein Jenseits getrennt von uns – den Abraham erfahren. Nicht messbar, nicht mit der Vernunft, etwas, was ich nicht verstehen kann, aber es funktioniert wie mein Herz, mein Leben. Es funktioniert aus sich selber. So könnte man sich Abraham im Menschen vorstellen. Es gibt ja auch historisch einen Abraham. Wenn es bei mir ein Jenseits und Diesseits gibt, so bin auch ich historisch wahr. Alles, was wir kennen aus der Bibel, all das hat in der Geschichte stattgefunden, aber es wird nur die jenseitige Sicht überliefert und die diesseitige stirbt fortwährend. Das Jenseitige ist dagegen im Menschen immer da, es bleibt erhalten. Hier ist die Rede von einer Art des Erlebens, wie von Abraham das Jenseitige, wie der gestrige Tag, es kann im Jenseitigen auferstehen und aus dem Jenseits in mein Diesseitiges wirken.
Die jüdische Überlieferung erzählt derartige unglaubwürdige Dinge und ich versuche ehrlich zu sein und suche, ob es im Menschen das gibt, weil sonst die Überlieferung nicht verstanden werden kann. Wir kennen doch Märchen, Sagen, Legenden und Mythen, die scheinen immer weiter zu leben. Sie sind da jenseitig und wirken auf das Diesseits, dass man sogar träumen kann. Der ganze Komplex der Mythen, Sagen, Überlieferungen bleibt hartnäckig im Menschen. Dort, wo der Mensch Kind ist, glaubt er gerne diese Dinge. Das Jenseitige entzieht sich dem Verstand. So könnten wir uns vorstellen, wenn man einen Baum sieht, einen Engel, ein Lamm, es gibt auch jeweils davon ein Jenseitiges. Man kann, wenn man die Augen schließt, vielleicht einen Baum und einen Engel sehen, sowie beim Lamm etwas Göttliches (man kann diese Gedanken immer weiter führen … Stufen zum Verrückt-Werden … ich glaube, dass es menschlich ist). Ich glaube, der Baum in seiner jenseitigen Art hat mit meinem Jenseits Kontakt. Somit wird mein ganzes Sein beeinflusst ohne Vernunft und Leistung, es geht von selber; dann beginnt das Jenseitige im Menschen. Diese Existenz ist dann doppelt, nicht gespalten. Der Begriff des Doppelten hat im AT und in den alten Kulturen eine wichtige Bedeutung (Zweiseitigkeit: Diesseits und Jenseits). Wir, die in der Zeit Gefangenen, die kommende Welt, das entwickelt sich nicht, sondern es ist eine Existenz, es macht mich – ohne, dass ich was dazutun kann. Wohl tut Er etwas anderes dazu: Meine Sehnsucht zu lieben, den Himmel zu lieben, Gott zu lieben, Gutes zu tun, freundlich zu sein, sanft zu sein, gedrückt oder manchmal böse zu sein. All das zusammen ist vielleicht ein Ausdruck in mir von meinem Jenseitigen und vielleicht haben wir auf diese Art Begegnungen mit dem Jenseits.
Also nicht auf einen Baum schauen und versuchen 4 … was wird es … das ist Magie. Magie bedeutet, wenn ich mittels meines Diesseitigen versuche das Jenseitige zu benutzen, verliere dabei aber das Jenseitige. Deshalb ist Götzendienst in der Bibel sehr verpönt. Wenn ich das AT schon so sehe, dann finde ich es unrecht, das NT nur historisch zu sehen. Dann wird es bedeutend, dass man das Leben Jesu nicht nachweisen konnte. Ich dachte mir immer, jetzt erst ist es echt, an sonst ist er nur diesseitig. Wir haben nur den Menschen im Bild Gottes, und damit wird gesagt, dass er das Jenseitige, den Himmel in sich hätte. Umso diesseitiger die Bibelbetrachtung wird, desto uninteressanter, widersprüchlicher wird die Erzählung. Sinnlos, grausam scheinen die Erzählungen im AT, jenseitig grausam, große Kriege, aber diesseitig wird sehr viel Sanftmut gezeigt (sei gütig, liebe den Nächsten usw.), jenseitig sieht es nach viel Verdammnis aus. Mein Jenseitiges ist fortwährend in Konfrontationen, dort spricht Gott mit uns, dort hören wir Gott und er uns – aber nicht mittels Schall. Es ist in uns und Erlösung ist auch ein Erlebnis hier im Menschen, in seinem Jenseits und deshalb ist auch die Mitteilung: Es wird in euren Tagen geschehen – aber historisch, diesseitig nicht! Ich glaube, so auf diese Art ist die ganze Bibel im Diesseitigen nichts anderes als das Funktionieren des Menschen in seinem Leben – ist er glücklich oder nicht, glücklich weil er die Beziehung zum Jenseits hat, nicht über Vernunft und Leistung. Ich lehne auch ab, wir wollen uns in Meditation vertiefen, nein, das ist eine Technik, Magie. ES5 meditiert sich schon bei dir, wenn dein Jenseits lebt, dann kommt genau das, was kommen sollte, du brauchst nichts zu tun (nicht weit weg nach Osten zu gehen usw.).
Die Evangelien sind jetzt nicht historische, diesseitige Mitteilungen, sondern jenseitig im Menschen wird erzählt, was dort geschieht. Der gleiche Jesus war diesseitig auch da, aber nur von dem zu erkennen, der ihn auch jenseitig erkennt. NT:6 Das Reich auf dieser Welt kommt über das Reich des Himmels. AT: Das Land Israel hat eine Seite vom Meer bis zum Jordan, das ist das Heilige Land, Jerusalem und den Tempel, das gelobte Land, das Paradies. Der jenseitige Teil vom Jordan hin zur Wüste, geographisch Jordanien, da sagt man, ist das Diesseits. Dieses Diesseits wird vom Jenseits her regiert (Jerusalem), nicht für sich alleine, aber nur, wenn ihr, als das Diesseits (die Wüstenseite des Jordans), die Stämme Ruben und Gad, welche das Jenseitige haben wollten, das Andere, das Jenseits erobert. NT, Jesus sagte (frei): Ich gehe weg, euch voraus ins Jenseits und komme zurück. Es sieht so aus, dass der Mensch tatsächlich bei sich sein Jenseits entdecken kann, in seiner Sehnsucht – dann hat er es. Solange er das nicht hat, solange das Land in der Bibel noch nicht erobert wurde von Joschua, Sohn vom Nun, lebt auch dort der Kanaaniter. In deinem eigenen Jenseits ist der Kanaaniter, der Kaufmann mit Lohn und Strafe, geschäftstüchtig. Er muss erst aus dem Jenseits vertrieben werden, dann erst kannst du das Diesseits auch besitzen. Das Jenseits bei vielen Menschen ist gestört, es ist besetzt von den 7 Völkern von Kanaan, den Götzendienern. Deshalb ist das Jenseits vieler Menschen verletzt, verwundet, funktioniert unverständlich, gemein, grausam. Der Himmel ist oft bei vielen Menschen unendlich weit weg, unerreichbar (im Menschen selber).
Nun kommen diese vier Evangelien, die ihre Geschichten erzählen. Wenn man die vier Evangelien kennt, so ist schon das Jenseits da. Man kennt doch die 4-heit in den 4 Elementen, die 4-heit im Wert des Baumes der Erkenntnis, welcher dem einen, der Einheit, der 1, dem Baum des Lebens, gegenüber steht (1–4).7 Laut NT und der Überlieferung sind die 4 Evangelisten, wie die 4 Wesen an Gottes Thron auch in der Vision des Hesekiel. Da stehen der Adler,8 der Mensch, Löwe9 und Stier10 an Gottes Thron. Was sind diese Wesen jenseitig? Matthäus, das Bild des Menschen, Johannes ist der Adler, Lukas und Markus sind Stier und Löwe. Dann sind auch hier jenseitige Namen gegeben. Sie sind auch diesseitig, aber es liegt an uns, was wir hier sehen. Das Jenseits wird nicht nach den Bildern des Zeiträumlichen gemacht. Dort gibt es kein Entweder - Oder. Sogar den Sinai,11 die jenseitige Teilung des Meeres, gibt es auch hier, diesseitig, aber nicht in der gleichen Form. Für diejenigen, die beides erleben, sie würden es nicht sehen, aber empfinden. Denn Gott sagt selber am Sinai, nachdem er Israel die Offenbarung gegeben hat: Ihr habt kein Bild gesehen, ihr habt eine Stimme gehört. Diese Ablehnung gegen die Bilder gilt nicht den Bildern in der Kirche, sondern den Bildern der Vorstellung. Stimme, Stimmung, das habt ihr gehört! Aus eurem Jenseits erfahrt ihr das, wenn man die ganze Bibel so kennen lernt, jenseitig im Menschen und wie es sich dann artikuliert.
Die Sprache der Menschen ist jetzt die Sprache der Chinesen, der Hottentotten, der Russen, der Türken usw., die formieren sich auch aus dem Jenseits, wo sich Vorstellungen, Empfindungen, Kultus manifestieren, artikulieren. Vom Jenseits kommt es zustande. Der Widerstand des Judentums gegen das NT ist vielleicht darin begründet, dass die Juden den jenseitigen Glauben, die Überlieferung, die Tradition im Dieseits, im Tun leben, und so nicht nur das Diesseitige sehen. In meiner Jugend war es verboten, die Bibel wie ein Geschichtsbuch zu lesen. Ich möchte nicht sagen, dass diese Haltung im Christentum falsch ist. Wir werden gleich diesen Aspekt sehen. Ich möchte die 4-heit der Evangelien untersuchen, wo sie im Weltbild des Menschen im Jenseits ihren Ort haben und ich möchte die Offenbarung des Johannes auch vom Jenseits her sehen. Es gibt einen `Knoten´12 her vom Jenseits, etwas Merkwürdiges, hier kann kein kausaler Übergang sein, sondern ein Sprung, eine Explosion, die uns sagt: Liebe Gott, Gott liebt uns [77A8].
4 Evangelien: Die Geschichte in den Evangelien ist im Prinzip die gleiche. Man könnte auch sagen, die 4 Elemente sind Bausteine dessen, was wir um uns sehen. Die Überlieferung spricht von 4 Welten, nicht Welten (ineinander), sondern Wirklichkeiten, die der Mensch erleben kann. Diese 4-heit ist eine jenseitige 4-heit, welche sehr vieles erklärt über das Dasein des Menschen. Es ist nicht so eindeutig, wie man es sich gerne vorstellen möchte. Das Dasein des Menschen ist so, dass es Wurzeln hat in einem Jenseitigen. Man sagt, diese Welt ist wie eins der 4 Elemente, das Element Erde und man meint die Wirklichkeit des Zeiträumlichen; und dann gibt es drei andere Welten, wie viele Menschen in der Bibel drei Freunde haben: z.B. Abraham und Hiob haben drei Freunde, die drei Weisen aus dem Osten. Das sind die verborgenen Welten im Menschen selber – das Jenseitige.
Abbildung 2: Die 4 Evangelisten der Bamberger Apokalypse aus der Zeit zwischen 1000 und 1020. Seit dem 4. Jahrhundert werden in der christlichen Ikonographie die vier Evangelisten durch geflügelte Symbole dargestellt. Die häufigste Zuordnung seither lautet: Ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes (wikipedia, 2018.01.22).
Nun gibt es mit diesen 4 zusammen noch keinen Abschluss, denn diese 4 Welten sieht man auch zur `Konkret-Werdung´ dieser Welt, als die anderen Stufen. Man könnte sagen, diese Welt ist die ganz dichte, verdichtete Welt und die anderen Welten sind die `verdünnten´ Welten. Im Jenseitigen des Menschen ist etwas vom Diesseitigen schon da, das sind gewisse Worte, die ähnlich sind, wie: Das Auge Gottes, die Hand Gottes.13 Es gibt Begriffe, die nah sind, das biblische Ägypten kennt auch ein historisches, irdisches Ägypten. Doch stimmt es nicht ganz überein, weil es jenseits ist. Im Ägypten der Bibel geschehen andere Dinge als im Ägypten der Welt. In den Erzählungen der Bibel geschehen andere Dinge, wo die Verdünnung noch größer wird, wo die Begriffe in dieser Bedeutung im Diesseits gar nicht mehr da sind, aber von den Gefühlen und Empfindungen schon etwas bei uns da ist, und wir können uns vorstellen, was es ist.
Weiters gibt es drei Welten in immer stärker werdender `Verdünnung´, wenn wir von hier aus sehen. Aber bei der Schöpfung wird gesagt, dass Gott die Welt erschaffen möchte – warum? Einfach, weil er die Freude am `Einssein´ nicht vollständig empfindet, wenn er nicht die Freude schenken kann, damit auch eine Einswerdung entstehen könnte. Das `Eins-Sein´ ist der höchste Punkt, den man sich vorstellen kann im Menschen, in der Welt überhaupt. Das `Eins-Werden´ vom Nichts zum höchsten Punkt ist eine ganz große Freude der Überraschung, dass es einen Weg zu einer Wahrheit und zu einem Leben gibt.
Dass dieses Eins-Werden geschehe, zieht Gott sich ganz zurück. Er gibt die Welt frei, damit sie eins werden kann, von selber, nicht mechanisch, mit einer Übung oder Praxis usw., sondern das ganze Abenteuer der Einswerdung von A-Z erlebt wird. Deshalb, wird erzählt, macht Gott die Welt. B eim Gedanken, dass er es schenken möchte, da entsteht die erste der 4 Welten (Welt, hebräisch ‹olam›), auch das erste Evangelium, die 1. Welt bei Gott hebräisch ‹atziluth›, erschaffen von Gott, ist bei Gott, ‹olam atziluth›: Die Welt, welche nahe bei Gott steht. Dann kommt eine 2. Welt zustande, hebräisch ‹bria›, die Welt der Schöpfung, weil jetzt der Weg anfängt hinunterzugehen, der Weg des Menschen von Gott weg, es kommt das Bedürfnis zu erschaffen, es kann Neues gemacht werden. Dann die 3. Welt, hebräisch ‹jatsira›, die Welt der Formung, der Formwerdung, noch ist sie jenseitig, aber dort sind schon die Urformen der Dinge da, die hier sind (Goethe sprach z.B. von der Urpflanze). Jeder Mensch kann das Jenseits erleben, dort gibt es Ägypten, Babylon usw. Auch im Judentum kennt man die Urblume, hebräisch ‹schoschanah›, im Hohelied mit 13 Blättern.14 Die 4. Welt ist unsere Welt, hebräisch ‹assia›, die Welt des Tuns, aber immer noch bleibt Gott jenseits dieser 4 Welten. Das bedeutet, der Mensch, wenn er in seinem Jenseits ist, ist Gott doch noch ihm gegenüber, im Jenseits. Dort ist Gott nicht am Thron gegenüber, aber dort zeigt sich Gott mit der großen Freude der Einswerdung, mit der mystischen Ehe, das ist die große Freude jenseitig.
So sind die 4 Evangelien zu verstehen, nicht in einer Stufe, eins nach dem anderen, aber doch in einer Art immer mehr Gott näherkommend. Während die 4. Welt oder das Vorige (3. Welt) von Gott weit weg ist, im Sinne von entfremdet, wo es in eine Verdichtung hineingeht, ist es bereits ähnlicher wie dort, wo die Welt ganz verdichtet da ist (zu 4 Welten, siehe GBW, S. 96; SIW, S. 200).
In dieser verdichteten, zeiträumlichen Welt begegnet man der Schlange. Wenn man nicht durch jene Welt gehen würde, würde dein Weg nicht anfangen. Die Schlange ist ein Mysterium des Bösen: Ich nehme die Welt zeiträumlich wahr, wenn ich jetzt in der Verdichtung bin und nichts anderes sehen kann. Wenn ich das tue, ist es schon da. Schau, hast du keine Sehnsucht? Ist das alles – ist doch nur das, was zählt? Liebst du nicht? Wenn du einen Menschen liebst, dann liebst du nur sein Äußeres, seinen Beruf, Einkommen, sein Gehabe – ist das alles? Gibt es nicht etwas, was dem trotzt, da du sagst: Ich möchte mich von dem befreien! Das ist aber auch die Erlösungsgeschichte, die sagt: Ihr seid hier gefangen, es kommt aber der Erlöser. Die 4 Evangelien sind die Mitteilung gerade in der Gefangenschaft. Diese Sünde, die ihr habt, diese Sünde, dass ihr alles zeiträumlich messen müsst – ihr könnt nicht anders, es ist keine Strafe, dass ihr geschlagen werdet.
Gott schaut laut Überlieferung in die Thora (die 5 Bücher Mose = Pentateuch, AdV) und macht die Welt; mit anderen Worten, er liest die Geschichte von der Schlange und macht die Welt.
Warum kommt die Schlange in die Welt hinein? Es ist nichts in die Welt gesetzt, das böse ist und den Menschen quälen sollte. Es ist ein großes Abenteuer einer großen Liebe, der größten Liebe, die überhaupt existieren könnte, aus der jede menschliche Liebe hervorkommt. Es ist das Geschenk des sich `Kennenlernens´, der Anfang des Weges. Das Kind kann noch nicht gehen, ist noch nicht aufrecht, es ist noch auf allen Vieren, es richtet sich auf und die Eltern freuen sich – „Schau, es steht!“ – es fängt an zu gehen und fällt wieder, es geht, dann kommt die Sprache. Es ist immer `das näher Kommen´ in allem. Aber dann kann man sagen, ist das Leben hier endlos? Diesseits, Jenseits habe ich kennengelernt, dann kommt der Moment, wo man Gott gegenübersteht, dem Vater & der Mutter, dem König, der Königin – in einem (siehe Erläuterung: 1. Herr, howe ist weiblich). Dann steht man erst diesem Unfassbaren gegenüber, das ganz anders ist. Könnte nicht gerade diese Apotheose,15 diese Offenbarungen von Johannes, dieses Stehen gegenüber, das große Rätsel, alles j e t z t wahr sein? Die Leidensgeschichte hat gespielt, verschwunden ist das ganze Diesseits und Jenseits im Menschen, ein ganzer Mensch geht weg mit seinem Diesseits und Jenseits. Dann kommt die merkwürdige Frage, dann ist man wo? Jetzt weiß ich die Quelle, wodurch alles erschaffen wurde. Ein Jenseitiges, das man kennt, eine Einheit, die der 4 gegenüber steht. Die hebräische Schreibart vom Baum des Lebens repräsentiert auch die 1–4 gegenüber dem Baum der Erkenntnis (= 4).16 Der Baum des Lebens – Baum bedeutet Zeit, Entwicklung, Sein u n d Werden in einem – ist der Baum vom Sein u n d Werden. Der Baum der Erkenntnis wird auch Baum des Werdens genannt. Das Werden kennt eben Kausalität, Reihenfolge, eine Phase muss verlassen werden, um die andere werden zu lassen, eines in das andere hinein. Der Baum des Lebens hat beide Seiten. Man erkennt dann das Land auch von beiden Seiten, diesseits des Jordans und jenseits. Man erkennt sich dann auch selber diesseits und jenseits und dann kommt es in die Welt zurück. Man spricht von 144.000. Es können Einzelne oder Milliarden sein, es ist keine quantitative Zahl, sondern eine `qualitative´ Zahl, eine Zahl, die ein `Leben´ hat und nicht nur zum Zählen benutzt wird, sondern benutzt wird zum Erzählen. Das ist absolut und hat dadurch einen anderen Wert, ein Erzählen,17 der Baum des Lebens, das Wort, das bei Gott ist.
Die große Einswerdung ist nicht eine Einswerdung in mir selber, dass mein Diesseits und mein Jenseits verschmilzt – das wäre heidnisch; die Einswerdung ist, dass mein Diesseits und Jenseits mit Gottes Allmacht, Gottes Gewaltigkeit, in eine ganz große Liebe verschmilzt. Das ist der Sinn dieses Eins-Werdens, von der immer gesagt wird: So wie das Sein nie aufhört, hört das Werden nicht auf. Ihr werdet immer neu, die Geliebte wird immer neu – die Einswerdung ist immer neu zu erleben, so wie in der Natur die Jahreszeit immer wiederkehrt, es ist erreicht, kehrt zurück, wird wieder erreicht usw., ohne Ende. Es ist das Gefühl, der Weg geht immer weiter, immer gewaltiger, mächtiger, großartiger, unvorstellbar. Deshalb sind dem gegenüber Vernunft, Konstruktionen, Konzentrationen im Menschen, aus welchen man meint, ich müsste etwas leisten dazu.
Es gab immer Kulturen, die das Gleiche suchten und suchen, es ist keine Erfindung, die nur in der Christenheit oder dem Judentum zentriert ist. Es gibt viele Menschen, die nichts von diesen Dingen gehört haben, doch sind sie Menschen im Bild Gottes, s ie kennen das Geheimnis auf ihre Art, da ihre Sprache auch ihre Art hat. Die vielen Sprachen, die vielen Arten des Erlebens, des Verhaltens, zeigen schon eine Vielheit im Menschen und ich glaube, es wäre menschlich falsch zu sagen: |›Nur wir haben die Wahrheit und haben recht‹| 18 – und die Armen müssten dann von uns unterrichtet werden, wie es sei. Das ist ein Hochmut, das kann nie mit dem Menschlichen übereinstimmen. Liebe kann nie so sein, dass ich den, den ich liebe, etwas unterrichten will, gescheiter machen will. Im Gegenteil, ich glaube, Liebe bedeutet, sich selber aufgeben und eben nichts Sein (oder Nichts sein, AdV) und der andere tut das Gleiche. Es ist eben das ganze Gebäude, das Vernunftmäßige, das Zeiträumliche sagen wir, hier aufzugeben, wir gehen beide hinüber und dort erleben wir es. Aber das Rechthaben gibt es dort nicht.
Der Europäer glaubt, wenn er andere Kulturen studiert, dass sie irgendwie das sind, wie der Europäer sehr stark geneigt ist zu sagen: Wenn du nichts leistest, kommst du zu nichts. Die anderen Kulturen kennen das nicht so, die kennen eher den Begriff des Geschenks, der Überraschung, des Seins. Ich will nicht sagen, dass die Europäer schlecht sind und ich sie kritisiere. Auch das ist ein Rätsel, das bedeutet: Unsere Hektik, wo wir glauben, wir müssen etwas leisten, wir fühlen uns sündig und hoffen, dass wir besser werden und Lohn erhalten. Besser werden und Lohn erhalten ist doch ein Geschäft. Wenn ich liebe, wie soll ich Lohn erhalten? Da schenke ich doch gerade, ich schenke den Lohn sogar, gebe ihn zurück, gebe noch etwas dazu oder gebe mich ganz. Es ist nicht ein Wegwerfen des Lohnes, sondern ich schenke mich ganz, mit dem Lohn, den ich bekomme. Also wir spüren hier schon, der Europäer hat etwas Merkwürdiges bekommen, warum? (Keine Frage, die ich heute beantworten möchte.)
Eine wichtigere Frage: Wer sind wir hier, jetzt? Wir haben eine Sprache, eine europäische Art der Sprache, des Denkens, des Leistens, des Eroberns. Andere wollen nicht erobern, wollen nicht diese Art Wohlstand, kennen nicht die Bedeutung und wissen nicht, was sie damit anfangen sollen.
Hier, wenn wir den Punkt erreichen, wo wir dem Göttlichen gegenüberstehen, bedeutet es, alles was ich versuchte zu leisten, dass ich mein Diesseits und Jenseits zusammenschmelzen lasse, ist nichts! Es ist mir wichtig, aber ich kann es nur, wenn ich mich als ganzer Mensch diesseitig und jenseitig nach Gott sehne. Denn Abraham, der Diesseitige und Jenseitige, sehnt sich nach Gott, der erste Vater der Gläubigen. Es ist nicht ein Sich-Sehnen nach einem Sein, das den Menschen dann verborgen ist in einem Jenseits, der Vernunft entzogen – nein, das Sich-Sehnen nach Gott nennt man in der jüdischen Überlieferung (schrecken sie sich nicht): Das Sehnen nach dem Nichts (hebräisch wird `Nichts´ und `Ich´ mit den gleichen Buchstaben geschrieben `ain´ und `ani´).19 Schau mal, dein Ich wurzelt dort im Nichts. Das Nichts ist jenseits deines Lebens, Diesseits und Jenseits, jenseits deiner Existenz. Das Nichts wird im Schwarzen ausgedrückt (nicht die Farbe, die diesseitige Erscheinung), wo das Sein auch nicht mehr ist, denn das Sein ist zu 4 Schöpfungen, die 4 Welten des Seins geformt, aber das Nichts ist noch jenseitig.
Was hier in der Offenbarung beschrieben ist, was der Mensch erlebt, wenn er die Apokalypse liest, sind die Gestalten, Erlebnisse aus dem Nichts. Das ist auch der Schrecken, den der Mensch hat vor seinem Ich. Er wagt nicht, seinem Ich näher zu kommen. Er glaubt, es sei sein Ich, wenn er das Diesseits und das Jenseits in sich selber schon geordnet hat. Es kann sich erst ordnen, wenn man Gott gegenübersteht. Der Mensch wird aus Ägypten befreit, so heißt es in der Überlieferung, aus dem Zeiträumlichen befreit, nicht durch Leistung, durch irgendeine Tat befreit, sondern Gott sagt: Ich komme und befreie dich. Ich kenne dein Leid, dein Seufzen, deine Gefangenschaft im Zeiträumlichen, im Entweder - Oder.
Das bedeutet in meinem Jenseits und Diesseits zusammen erlebe ich die Überraschung des Gewahr-Werdens des Nichts. Es bedeutet: Es lebt, Gott wohnt dort, es gibt kein Nichts. Die Negation ist nichts, |›das Böse ist nicht böse‹| (das dachte ich hier so). Es ist ein ganz anderes Geheimnis, es ist alles viel tiefer. Ich erfahre dort, wo ich mich befreien kann vom Zeiträumlichen, dass ich kein Knecht bin des Entweder - Oder. Bin nicht nur ein Knecht der Wahrnehmung, sondern ich öffne mich liebend, jeden Menschen, jeder Art die da ist, empfangend, da sein mit all dem. Dann, wenn man das erlebt, dann ist man Gott nah. Dann kommt der Weg der Menschen, der Weg durch die Wüste nach der Erlösung, der Befreiung aus Ägypten, dann kommt dieser Weg und endet auch mit dem Hineintreten in das gelobte Land. Dort wohnt Gott beim Menschen, dort ist die Ehe da, dort ist der Tempel, wo der Priester jenseitig ins Allerheiligste tritt, das bedeutet, dort vermählt sich der Mensch mit Gott, Gott mit der Welt.
Das sind Dinge, welche wir aus unserem Bewusstsein verloren haben, es ist vielleicht sogar gut. Wir würden es gleich umwandeln in eine Theorie, in eine Theologie, in eine Moral, eine Ethik. Es ist umgekehrt, man sehnt sich, das genügt. Man ist unzufrieden, man schimpft, man weiß nicht, was man tun soll, es ist sinnlos – das ist gut, denn man sehnt sich, du wirst schon überrascht werden, wenn du dich sehnst. Was im Menschen wach werden könnte ist nur das. Glaubt doch nicht, es geht alles nur zu Grunde, freu dich auch mal, du wirst sehen, es kommt die Sehnsucht nach Freude. Sei wach in diesem Sinne. Hier wird den Menschen etwas mitgeteilt, hier stehen die Evangelien mit den Briefen als Verbindung, als Beziehung, als Weg zu dem, was man Offenbarung nennt. Wo man sagt, es ist das Andere dir gegenüber – so endet es auch, dann ist die Einswerdung da (Hochzeit, 1000-jähriges Reich, Gericht, neues Jerusalem). Offenbar nicht, dass es mal so sein wird. Es bedeutet vor allem für jeden Menschen, dass es in eurem Geschlecht schon geschehen wird und schon geschah,20 das bedeutet die Offenbarung auch. Dass ihr diesem Nichts gegenüber steht, Angst hattet und dann erfahren habt, was das alles ist, dass das alles in euch lebt und Gott in euch spricht. Aber doch von anderswo, denn Gott ist derjenige, der sagt, die Ehe mit dem Menschen, die mystische Ehe ist das große Glück des Menschen und die große Freude Gottes.
Wenn man so die Dinge sieht in der Welt, Baum, Tiere, das sind dann vielleicht tatsächlich jenseitig auch Begegnungen. Es gibt Geschichten, die erzählen, wie Menschen den Tieren, Pflanzen und Steinen `begegnet´ sind (jenseitig), so wie die Geschichten vom heiligen Franciscus. Wenn du einem Tier begegnest, jenseitig, dann drückt sich das hier aus in einer merkwürdigen Art: Du hast eine Art Scheu vor dem Tier, du schämst dich vor dem Tier. Wenn du eine Fliege aus deinem Zimmer verjagen willst, dann hast du fast etwas wie eine Entschuldigung, dass die Fliege aus deinem Zimmer muss. Wenn du sagst: „Verdammt ich erschlag dich“, so hast du keinen Kontakt zwischen dem Jenseitigen und dem Diesseitigen. Man hat eine Scheu vor Pflanzen, keiner sieht den Engel in der Pflanze, aber wie stehst du ihr gegenüber? Nur zum Kaufen, Verkaufen oder hast du eine Liebe, eine Scheu jedem Blatt gegenüber?
Kleide dich wie die Sprache, sie ist dein Verhalten – ist auch Sprache. Deine Kultur ist Sprache, deine Zivilisation ist auch Sprache. Sprich diese Sprache und versuche im Diesseitigen das Jenseitige zu spüren, niemals verstandesmäßig, denn das ist wie ein Bild. Im Hebräischen ist das Wort „denken“ und „rechnen“ das gleiche Wort,21 aber wir können das Jenseitige niemals mit Denken erreichen. Paulus wettert auch gegen die Philosophie, er sagt durch Denken kommst du nicht hin, es denkt sich bei dir schon `von dorther´ (z.B. Kol 2:8). Wenn du das Jenseitige hast, kannst du es schon in einer Sprache ausdrücken, dann kannst du sogar über Philosophie `hinüber´ zum Jenseitigen, aber Philosophen kommen niemals hin .22
Die verschiedenen Kulturen haben ihre eigene Sprache. Die Sprache wird auch dort genährt von einem Jenseits . Auch dort gelten die 4 Evangelien, auf ihre Art wie sie dort erlebt werden. Die ganze Welt ist Gottes und von dorther ist das Gleiche wahr. Diese Kulturen können wir nicht messen nach der Sprache, die wir jetzt sprechen, sondern nach der Sprache, die sie sprechen, dem Verhalten, wie sie sind. Respekt gilt auch dort, wenn schon vor Pflanzen und Tieren, dann gewiss vor anderen Menschen, eine Scheu. Versuche sie in deinem Kontakt mit ihnen zu lieben, zu ehren, zu überraschen und nicht zu analysieren, wie wir es tun, sondern habe eine Begegnung, die kann es dir bringen. Deshalb brechen die Evangelien aus, aus dem Judentum, hinein in die Welt der Völker. `Die Völker´ sind die Vielheit im Diesseitigen und das bedeutet mit den Evangelien: Jetzt kommt bei dir die Mitteilung, wie der Weg aus deinem Jenseits in die Vielheit deines Diesseits stattfindet, in die Vielheit des Alltags. Das ist die Mission23 des Menschen bei sich selber und in der Welt. Er braucht nicht zu sagen, wir haben Recht. Es genügt, wenn er da ist und selber zeigt, dass er ein glücklicher Mensch ist; keiner, der überheblich ist und sich wichtig nimmt, sondern z.B. vor Tieren Scheu hat (im Sinne von Ehrfurcht, AdV). Man sagt in einer alten Geschichte, dass Mose auch vor jedem Tier, das ihm begegnete, sich verbeugte und es grüßte. Man meint nicht so auf der Straße, sondern im Verborgenen sein Geheimnis erkennen. Bei Hiob, Gott widerspricht (oder spricht wieder, AdV) am Ende des ganzen Dramas: Weißt du, wer diese Fische ernährt ganz tief im Meer, die anderen Tiere, die Ungeheuer? Ich muss das machen, weil all das ist, was ich liebe. Wenn du das erkennst, dann erkennst du den Gott deines Lebens, dass er überall ist. Das sind Mitteilungen, die zeigen eine Mission des Menschen auf diese Art.
Der Europäer hat eine `Zwangsart´, dass der Jude den Christ nicht versteht. Warum hat das Judentum für gewisse Dinge kein Verständnis? Im Judentum gibt es eine andere Art des Glaubens über die Tradition und Überlieferung, nicht weil sein Verstand ihm sagt, es muss so sein. Das Christentum hingegen macht es diesseitig und hofft auf das Jenseits. Solange du es durch den Verstand tun musst, ist es nicht gut, es sollte dir eine zweite Natur werden, eben wie das Sprechen. Das ist eine Art des Glaubens. Es gibt noch eine andere Art des Glaubens, von der Einsicht vom Diesseits und Jenseits des Menschen. Ich glaube, dass der Weg sich getrennt hat, weil der Mensch im Exil auch die Trennung hatte von Diesseits und Jenseits. Der eine Mensch lebte das Diesseits, der andere das Jenseits. Man kann sagen, der Jude lebte das Diesseits, indem er den jenseitigen Glauben im Tun ausdrückte, und der Christ lebte das Jenseits, dort wo der Glauben herrscht.24 Und vielleicht ist auch jetzt eine Zeit da, wo man sich verstehen könnte. Nicht wer mehr recht hat, sondern wie zwei Liebende erkennen, dass man den andern einfach nicht gehabt hat, er gefehlt hat; dass man sich erkennt, zusammen sind wir erst vollständig da. Das ist keine Zusammenarbeit, die man organisieren kann, sondern ein Zusammenfließen, wie die Welt es führt. Die Evangelien würden dann für beide Seiten eine Mitteilung sein von den Vieren, die um Gottes Thron sind (4:6 f., deshalb diese Namen: Matthäus – Mensch, Johannes – Adler …) und wenn es erkannt wird als etwas Grundlegendes, so geht der Mensch vom Diesseits ins Jenseits zurück. So ist der Glaube sehr wichtig, wenn man sich begegnet mit dem großen Nichts – die Offenbarung.
Man soll nicht versuchen, das im Diesseitigen so zu finden, es gibt kein Kontinuum vom Jenseits ins Diesseits, ohne dass man sagt ein `Sprung´, eine Zäsur, so auch nicht vom Diesseits ins Jenseits – das gibt es nicht. Man kann das nur auf eine ganz andere Art erleben, im Schweigen, in der Stille. Das sind Geheimnisse im Menschen und die werden uns die Evangelien, die Offenbarung nahebringen.
Die Evangelien sind etwas ganz gewaltiges Jenseitiges im Menschen und bestätigen die Historizität vom Jenseitigen her. Dann ist es auch historisch wahr, aber nicht vom Diesseitigen her – das verführt. Wir sollten unsere Empfindungen erkennen, dass sie nicht in Zeit und Raum, der Knechtschaft in Ägypten gefangen sind, sondern unser Weg ist die die Befreiung vom Gift der Schlange [77B8].