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Zur Zeit der ehemaligen DDR bestand ein großer Bedarf an einheimischen Energieträgern. Vorzugsweise wurde die im Tagebau gewonnene Braunkohle benötigt. Daher entstand auch der Tagebau Seese-Ost südlich von Lübbenau in der Lausitz, der jedoch nach den Ereignissen vom Herbst 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands eingestellt wurde. So entging die Slawenburg der endgültigen Vernichtung und erlebte sogar eine Wiederauferstehung.

[07] Vetschau – Slawenburg in Raddusch, der Zerstörung entkommen

Brandenburg • Berlin

Unweit von Vetschau hatte man schon im 19. Jh. eine Fundstelle entdeckt, die sich als slawische Wallburg erwies, von deren Typ bis heute in der Region rund 40 Anlagen nachgewiesen wurden. Rudolf Virchow, der große Mediziner, Jurist und Altertumsforscher des 19. Jhs., hatte 1880 die Anlage erstmals erwähnt und 1957 war sie unter Denkmalschutz gestellt worden. Als sich die Realisierung des Tagebaus Seese-Ost abzeichnete, begann man 1984 mit einer Rettungsgrabung, bei der die ganze Anlage untersucht werden konnte. Auf die Ausgräber kam allein aufgrund der zu bewegenden Erdmassen eine gewaltige Arbeit zu.

Von der Ausgrabung zum Museum

Im Lauf der archäologischen Untersuchungen ergab sich eine komplexe Baugeschichte, die sich in drei Phasen gliedern ließ. Vom Entwurf her handelte es sich immer um Kreisanlagen, die von einem Holz-Erde-Wall mit einem großen vorgelegten Graben umgeben waren. Für die früheste Befestigung, die auch als Vorbild für die Rekonstruktion diente, geht man von einem äußeren Durchmesser von 56 m und einem Inneren von etwa 36 m aus. Für den Wall wurde eine Höhe von etwa 7 m erschlossen. Das benötigte Holz wurde in der unmittelbaren Umgebung geschlagen, sodass eine Landschaft mit freiem Sichtfeld entstand. Das benötigte Erdmaterial konnte aus dem Grabenaushub gewonnen werden. (Abb. 7)


Abb. 7 Raddusch, slawische Befestigung. Der Nachbau wird heute als Museum genutzt.

Zur Burganlage gehörte auch eine „Vorburg“, die wohl eher Siedlungscharakter gehabt haben dürfte. Als man sie untersuchte, fand man allerdings keine verwertbaren Spuren, weil die Landwirtschaft im Laufe der Zeit alle Spuren vernichtet hatte.

In der Burg wurden auch zwei Toranlagen gefunden, die man aufgrund ihrer Bauform als Tunneltore bezeichnet. Ein Tor befand sich im Nordwesten. Der andere Zugang konnte im Osten nachgewiesen werden. An den Innenseiten des Walles waren Unterkünfte eingerichtet, die an Kasematten erinnern. Außerdem fanden die Ausgräber im Bereich des „Burghofes“ Spuren von Gebäuden, bei denen es sich sowohl um Pfostenbauten als auch um Blockbauten handelte, von denen einige Öfen aufwiesen. Der Wasserversorgung dienten vier Brunnen.

Allgemein geht man davon aus, dass diese slawischen Befestigungsanlagen als Fluchtburgen genutzt wurden. Da aber eine Innenbebauung nachgewiesen wurde, stellt sich die Frage, ob hier nicht die Angehörigen einer Oberschicht einen dauerhaften Wohnsitz besaßen. Diese Frage lässt sich aber nicht zweifelsfrei beantworten.

Die Datierung der Anlage von Raddusch wie auch die der slawischen Befestigungsanlagen in der Lausitz beläuft sich auf das 9. und 10. Jh. und reizt damit das in diesem Buch vorgesehene Zeitfenster aus. Als Grund für die umfangreichen Befestigungen wird gerne angeführt, in dieser Phase habe das junge Heilige Römische Reich Deutscher Nation zunehmend in Richtung Osten expandiert und die hier siedelnden Slawen massiv unter Druck gesetzt.

Die Rekonstruktion der Burg als Museum

Nachdem der Tagebau Seese-Ost eingestellt worden war, kam für die Region die Frage auf, wie es wirtschaftlich weitergehen sollte. Tourismuskonzepte spielten dabei in den 1990er-Jahren eine bedeutende Rolle. So wurde ab 1992 die Idee entwickelt, in Raddusch die Slawenburg wieder aufzubauen. Damit sollte ein Ort entstehen, an dem die Archäologie der gesamten Region präsentiert werden konnte. Im Jahr 2003 wurde schließlich die Slawenburg als Museum eröffnet.

Bedingt durch die zusätzliche Nutzung entstand eine Idealrekonstruktion im äußeren Erscheinungsbild, die sich in den Dimensionen an der ersten Bauphase orientierte. Nach außen ist die Anlage mit einer Verkleidung aus Eichenholz und Lehm versehen, während das Wallinnere aus einer Ringkonstruktion aus Beton besteht, in der sich heute die Ausstellungsräume und die touristische Infrastruktur befinden.

Die ständige Ausstellung hat die Zielsetzung, die archäologischen Funde aus der Niederlausitz zu präsentieren. Sie umfasst dabei alle zeitlichen Perioden. Natürlich finden sich hier auch viele Funde, die in Raddusch gemacht wurden. Ein Stück, das besondere Aufmerksamkeit verdient, ist der „Götze von Raddusch“, die Darstellung eines slawischen Gottes; diese Bildnis wurde in einem der Brunnen geborgen und wird um die Mitte des 10. Jhs. datiert.

Im Umfeld des Museums, einem etwa 111 ha großen Freigelände, wurde versucht, die historische Landschaft nachzubilden, so wie sie sich im 9. oder 10. Jh. darstellte. Darüber hinaus errichtete man einen „Zeitsteg“, auf dem die Natur und die lokalen Kulturen in verschiedenen Zeitaltern dargestellt werden.

Slawenburg Raddusch, Zur Slawenburg 1, 03226 Vetschau, OT Raddusch, Tel 035433-55522, www.slawenburg-raddusch.de

Literatur

M. Ullrich, Slawenburg Raddusch – Eine Rettungsgrabung im Niederlausitzer Braunkohleabbaugebiet (2003); M. Ullrich, F 46 Raddusch, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 651 f.

Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands

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