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Der Heeseberg im Harz war zu unterschiedlichsten Zeiten ein Punkt, an dem Geschichte gemacht wurde. In der Bronzezeit war er Sitz einer florierenden Handelsmetrople, im frühen Mittelalter eine Trutzburg gegen das Machtstreben der Frankenkönige.

[15] Heeseberg – ein strategischer Punkt über Jahrtausende

Niedersachsen

Der Heeseberg mit seinen 200 m Höhe liegt in der Gemeinde Heeseberg zwischen den Ortsteilen Watenstedt und Beierstedt im Landkreis Helmstedt. Aufgrund der Lage zwischen den rund 300 m hohen Mittelgebirgszügen des Elm, südöstlich von Braunschweig gelegen, und den Feuchtgebieten des Großen Bruchs war der Platz schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit prädestiniert, hier verlaufende Handelswege zu kontrollieren. Seit 1998 laufen archäologische Untersuchungen durch das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen.

Die Ausgrabungsergebnisse und ihre historische Einordnung

Aufgrund der bereits vorliegenden Untersuchungen zeigt sich folgendes Bild: Bereits für die Jungsteinzeit lassen sich auf dem Heeseberg Siedlungsspuren nachweisen. Jedoch gewann der Platz erst in der Bronzezeit an Bedeutung.

Bis 1998 war man davon ausgegangen, dass die Befestigung mit ihrer Fläche von etwa 25.000 m² – das entspricht gut drei Fußballfeldern – um etwa 1100 v. Chr. entstanden sei. Ausgrabungen im Wallbereich, der noch mit einer Höhe bis zu 5 m erhalten ist, (Abb. 15) konnten sowohl das Baudatum des ersten Walles als auch die Baugeschichte insgesamt klären. Danach wurde der älteste Wall zwischen 1130–1020 v. Chr. angelegt. Sowohl naturwissenschaftliche Methoden (C14-Datierung) und die Keramikfunde belegen dies. Der Wall um 1100 v. Chr. bestand aus einer Holzkonstruktion. Diese Verteidigungsanlage wurde im 9. Jh. v. Chr. durch eine massive Steinmauer als Verblendung ersetzt. Etwa um 700 v. Chr., zu Beginn der Eisenzeit, folgte der Mauer eine Palisadenkonstruktion. Innerhalb der aufwendigen Befestigungen konnte in dieser Zeit eine intensive Besiedlung beobachtet werden, wie zahlreiche Gruben im Inneren der Anlage belegen.


Abb. 15 Heeseberg, Hünenburg. Der mächtige Wall ist heute noch immer gut erhalten.

Bei der Durchsicht der älteren Funde, von denen man annahm, es handele sich um Erosionsmaterial, regte sich der Verdacht, dass es auch außerhalb der Befestigung, am Südhang des Berges, eine Siedlung gegeben haben könnte. Mit den heute allgemein üblichen Methoden der Prospektion – Luftbilder und geophysikalische Untersuchung – konnte bis zum Jahr 2008 eine Siedlung mit einer Größe von mindestens 150.000 m² – das entspricht etwa der Fläche von 21 Fußballfeldern – ausgemacht werden.

Die Prospektionsmaßnahmen wurden durch gezielte Ausgrabungen begleitet, weil weder Luftbilder noch geophysikalische Methoden in der Lage waren, über Einzelheiten, besonders aber Datierungsfragen, Auskunft zu geben. So legten die Archäologen innerhalb der Siedlung vor allem Gruben frei, die sehr unterschiedlich ausfielen. Anhand von Pfostenlöchern konnten auch Häuser nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich um dreischiffige Wohnbauten mit einer Breite von etwa 5 m und einer Länge von 12 m. Summiert man alle Funde, kann man sich durchaus eine kleine stadtähnliche Siedlung vorstellen – auch wenn nicht alle Bauten gleichzeitig genutzt wurden.

Was aber war die Ursache für den Wohlstand der Siedlung? Eingangs war darauf verwiesen worden, dass sich hier mehrere Fernwege trafen, also ideale Voraussetzungen für Handwerk und Handel bestanden. Als Handelsware kommen etwa Roherze, Metallgeräte und das begehrte Salz infrage. Um 600 v. Chr. brach die Besiedlung ab und die Forschung war lange Zeit der Ansicht, erst im frühen Mittelalter sei der Heeseberg wieder besiedelt worden. Dies ist insofern richtig, als dass hier keine größere Siedlung existierte. Mit den neuen Ausgrabungen konnte aber ein germanisches Gehöft des 2./3. Jhs. n. Chr. nachgewiesen werden.

Im 6. oder 7. Jh. drangen die „Altsachsen“ in die Gegend ein – dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener westgermanischer Stämme, die sich selbst als Sachsen bezeichneten, heute aber Altsachsen genannt werden, um sie von den heutigen Sachsen und der so betitelten Region klar unterscheiden zu können. Natürlich erkannten sie den strategischen Wert des Heesebergs und befestigten ihn erneut mit Erdwall und Palisade.

Der Name der Befestigung könnte Ocsioburg, Hocseburg oder Hohseoburg gewesen sein. Ein entsprechender Ort wird in fränkischen Reichsannalen mehrfach in den 40er-Jahren des 8. Jhs. als Sitz des sächsischen Fürsten Theoderich erwähnt, der den Aufstand gegen den fränkischen Hausmeier Pippin (714–768, ab 751 König der Franken) unternahm.

Der sächsische Widerstand gegen die Franken wurde erst durch die Sachsenkriege Karls des Großen zwischen 772 und 804 endgültig gebrochen. Die sächsische Festung auf dem Heeseberg wurde im Laufe dieser kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen sie möglicherweise eine zentrale Rolle spielte, zerstört. Bis zu den neuen Ausgrabungen war man davon ausgegangen, der Ort sei danach aufgegeben worden. Jedoch nutzten fränkische Truppen den Platz weiter, denn die strategischen Anforderungen an einen Platz veränderten sich nicht. Wie lange allerdings die fränkische Besetzung des Heesebergs dauerte, konnte noch nicht sicher geklärt werden.

Heeseberg-Museum Watenstedt

Das Heeseberg-Museum befindet sich in den Gebäuden eines denkmalgeschützten Bauernhofs. Neben den archäologischen Funden vom Heeseberg finden sich eine volkskundliche Sammlung sowie Fossilien.

Literatur

I. Heske, Bronzezeitlicher Herrschaftssitz mit Außensiedlung, AiD 2010/4, 8–13; H. Brandorff, Das Heeseberg-Museum in Watenstedt (2008); S. Grefen-Peters – H. Zellmer, Von der Salzwiese zum Steppenrasen: Erlebnispfad Heeseberg – Großes Bruch – Hünenburg (2008).

Nordstraße 32, 38384 Watenstedt, Tel. 05345-296, www.samtgemeindeheeseberg.de

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