Читать книгу Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands - Wolfram Letzner - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеIn den letzten Jahrzehnten ist die Archäologie als Fachwissenschaft in ihrem ganzen Facettenreichtum durch Fernsehsendungen und begleitende Publikationen überaus populär geworden; diese haben das Interesse an der Vergangenheit und ihrer Erforschung jenseits von Indiana Jones und artverwandten Charakteren geweckt. Aus der subjektiven Sichtweise des Autors heraus scheint es aber so, als stelle man überwiegend archäologische Stätten mit beeindruckenden Baudenkmälern und spektakulären Funden in fernen Ländern vor. Dabei ist doch auch Deutschland reich an archäologischen Fundstätten, die bisher nur zu einem geringen Teil erforscht wurden. Allein durch die Luftbildarchäologie, einer mit Beginn der Fliegerei entstandenen Prospektionsmethode, konnten bisher in der Bundesrepublik rund 100.000 Fundstätten erfasst werden.
Von den ausgegrabenen archäologischen Orten oder erhaltenen Denkmälern Deutschlands zählt eine Reihe zum UNESCO Weltkulturerbe, die unbedingt in eine Publikation über bekannte archäologische Stätten gehört. Aber dies muss nicht zwangsläufig heißen, dass das, was nicht zum Welterbe zählt, unbekannt oder unbedeutend ist. Hinsichtlich des Bekanntheitsgrades wird man zum einen differenzieren müssen, was überregional bekannt ist und so Eingang in diesen Band finden konnte, und zum anderen, was nur regional im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit verankert ist, aber dennoch so wichtig ist, um hier berücksichtigt zu werden.
Bei der Auswahl der archäologischen Stätten spielte aber noch ein ganz anderer Aspekt eine Rolle: Viele Orte, von denen man gefühlsmäßig glaubt, hier gäbe es bedeutende Ausgrabungen, erweisen sich bei näherem Hinsehen als wenig ergiebig. Ein Beispiel dafür ist etwa Regensburg, das römische Castra Regina. Hier liegt der römische Ort unter der Altstadt, die mit mehr als 1000 Gebäuden, die aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit stammen, zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.
Neben diesen Auswahlkriterien war es von Relevanz, eine quantitativ ausgewogene Auswahl hinsichtlich der geografischen Lage innerhalb Deutschlands zu treffen. Natürlich kommt so den Flächenländern ein größerer Anteil zu als den „Stadtstaaten“ Berlin, Bremen und Hamburg.
Eine andere Frage bei der Auswahl war, welcher Zeitraum überhaupt berücksichtigt werden sollte. Nach gründlicher Überlegung schien es geraten, eine abschließende zeitliche Grenze im frühen Mittelalter, also im 9 Jh. n. Chr. zu ziehen, weil wir für das Hochmittelalter und die Zeit danach große intakte Denkmäler besitzen, die eher in den Bereich der Kunstgeschichte als in den der Archäologie gehören.
Eine spannende Frage für den Autor war es auch, wie er Ausgrabungen und ihre Ergebnisse darstellen sollte, weil Archäologie in vielen Fällen zugleich auch Zerstörung bedeutet oder das Ausgegrabene für den Laien nur schwer zu erschließen ist. Glücklicherweise sind die Funde in den Museen zugänglich und viele Fundorte in den letzten Jahrzehnten museal so aufgearbeitet worden, dass der Besucher die Faszination der Ausgrabungsstätte nachvollziehen kann. Weitaus leichter und noch anschaulicher darstellen kann man dies mit Rekonstruktionen an Ort und Stelle, die sich unter dem großen Begriff der Freilichtmuseen subsummieren lassen. Diese Einrichtungen gibt es in Deutschland schon seit mehr als 100 Jahren; in diesem Zusammenhang sei das „Saalburgmuseum“ bei Bad Homburg (s. S. 135ff.) genannt, das auf die Initiative und mit der Förderung Kaiser Wilhelms II. (1888–1918) entstand.