Читать книгу Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands - Wolfram Letzner - Страница 16
ОглавлениеAuf einem Bergsporn oberhalb der Weißeritz, etwa 300 m nordwestlich des alten Dorfkerns von Coschütz, liegt eine gewaltige vorgeschichtliche Befestigungsanlage, die Heidenschanze, die nur knapp der vollständigen Zerstörung entging.
[10] Dresden-Coschütz – die „Heidenschanze“
Sachsen
Forschungsgeschichte
Schon im 18. Jh. hatte man auf dem Bergsporn die ersten Funde gemacht. Aber wirkliches Forschungsinteresse weckte die Heidenschanze erst im Jahr 1851 mit den ersten Ausgrabungen. Systematische Untersuchungen erfolgten in den 1930er- und 1950er-Jahren. (Abb. 10)
Abb. 10 Dresden, Ortsteil Coschütz. Blick auf die vorgeschichtliche Befestigung/Siedlung „Heidenschanze”.
Die Heidenschanze barg aber für die Archäologen einige Probleme, weil hier ein Steinbruch existierte, der erst 1954 geschlossen wurde. Durch dessen Ausbeutung ging ein Teil der Anlage, die einmal mindestens 4 ha groß gewesen sein dürfte, für die Forschung verloren.
Die Befunde
Was ergaben die Forschungen? Schon bei den Ausgrabungen der 30er-Jahre zeigte sich, dass die Heidenschanze zunächst eine unbefestigte Siedlung der Lausitzer Kultur war und zwischen 1200–1000 v. Chr. existierte. Aber schon in dieser Phase errichteten die Bewohner eine Befestigung, die etwas vereinfacht gesagt aus einer etwa 2 m starken Konstruktion aus Holz, Erde und Steinen bestand.
Um das Jahr 1000 v. Chr. brannte diese Befestigung ab und wurde durch eine neue ersetzt, die ca. 20 m vor der älteren Anlage errichtet wurde. Sie war in den Maßen des Walles mächtiger und verfügte außerdem über zwei Gräben, die den Sporn abriegelten. Mit der neuen Befestigung etablierte sich hier auch eine neue Kultur, die Billendorfer Kultur, die von ca. 700–500 v. Chr. datiert wird.
Interessant waren aber auch die Befunde im Inneren der Heidenschanze, weil man nämlich mehrere Siedlungsschichten beobachten konnte, in denen Hausgrundrisse, Abfall- und Vorratsgruben gefunden wurden. Vor allem anhand der Keramikfunde ließ sich eine Siedlungskontinuität feststellen, die von etwa 1200–500 v. Chr. reichte. Danach wurde der Platz verlassen und erst wieder in den Jahren um 900 n. Chr. durch slawische Siedler besetzt.
Besonders die Ausgrabungen aus den 1950er-Jahren beleuchteten die wirtschaftliche Situation in der Heidenschanze. Es wurden Werkstätten gefunden, die auf eine größere Keramikproduktion und Metallverarbeitung hindeuteten. Weil durch die Nutzung als Steinbruch Teile der Heidenschanze verloren gingen, rechnete die Forschung die wenigen Werkstattfunde hoch und kam zu dem Ergebnis, dass der Heidenschanze wohl eine wichtige Rolle in Produktion und Handel und daher eine zentrale Funktion zugekommen sei, die über die Rolle eines Rückzugspunktes hinausgegangen sei.
Die Forschungen erlaubten aber auch einen Blick auf die Speisekarte der Einwohner, indem man die Knochenfunde statistisch auswertete. An der Spitze der Fleischproduzenten standen Rind und Schwein, während Schaf und Ziege nur einen relativ geringen Anteil ausmachten. Daneben wurde in der Siedlung der Heidenschanze auch Wild aller Art gegessen.
Literatur
W. Coblenz, C 34 Dresden-Coschütz, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 479–481.