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Und die Frauen?

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Bei aller Begeisterung für die vielfältigen Anfänge des philosophischen Denkens im antiken Griechenland kann eines nicht verschwiegen werden. Die viel gerühmte attische Demokratie war nämlich von unserem modernen Demokratieverständnis noch ein ganz schönes Stück weit weg. Athen war, ebenso wie die anderen Stadtstaaten der damaligen Zeit, eine Sklavenhaltergesellschaft, und die Anzahl der Sklaven hat die Anzahl der freien Bürger vermutlich deutlich überschritten. Den Frauen ging es damals nicht viel besser – sie standen offenbar lebenslang unter der Vormundschaft ihres Mannes bzw. ihres Vaters oder ihrer Brüder. Die attische »Demokratie« umfasste somit bloß eine Minderheit und ihre Interessen. Aber immerhin: Ein wichtiger Anfang wurde gemacht.23

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen gibt es eine Reihe von Philosophinnen, die zumindest dem Namen nach überliefert sind, obzwar kaum etwas von ihrem Denken bekannt ist. Eine dieser Spuren führt direkt wiederum zu Sokrates zurück, denn es war eine Frau – Aspasia von Milet –, die ihn offenbar in Sachen »Rhetorik« unterrichtet hat. Doch offenbar war dies bereits eine Provokation für die damalige Gesellschaft: eine zwar nahezu rechtlose, aber dennoch gebildete Frau. Aspasia habe »nicht gerade ein ehrbares, anständiges Gewerbe«24 betrieben, sondern sie habe ein Bordell geführt, wurde behauptet. Was sie hingegen gedacht oder gar geschrieben hat, das ist nicht überliefert.

Wenigstens mag man an der Tatsache einer derartigen Schmähung erkennen, dass Philosophinnen wie Aspasia nicht ganz unwichtig gewesen sein können. Ähnliches widerfuhr im Übrigen der Frau von Sokrates: Xanthippe wurde von dem Sokratesschüler Xenophon zum Urbild der zänkischen Ehefrau gemacht – ein Name, der bis heute in dieser Weise nachhallt.

Die griechische Antike setzt damit leider trotz aller ihrer Errungenschaften ein äußerst unrühmliches Vorbild für das Verhältnis von Mann und Frau. Das frühe Christentum verstärkt unglücklicherweise noch diese Tendenzen. Erst mit der allmählichen Auflösung der feudal orientierten Gesellschaftsstrukturen ab dem 18. und stärker noch dem 19. Jahrhundert verändern sich die Chancen für weibliche Bildung und soziale Partizipation auf breiter Ebene.

Damit schließt dieser Ausflug in die Antike. Gezeigt wurde, dass bei allen Zwiespältigkeiten in jener Epoche erste handfeste Einsichten in die systemische und konstruktivistische Struktur unserer Wahrnehmungswelt entwickelt wurden. Einen besonderen Stellenwert nahmen hierbei Diskurse über den Begriff der Wahrheit sowie eine Reihe vorsystemischer, eher noch relationaler Gedanken ein.

Ein etwas längerer Gang durch die Antike hätte sicherlich neben Griechenland noch Rom gestreift – sowie darüber hinaus Ägypten und Persien und überhaupt den außereuropäischen Raum. Weitere wichtige europäische Denker kamen zudem gar nicht erst vor; ebenso wurde auf die Darstellung all der Gegenpositionen verzichtet, die natürlich schon damals vorhanden waren. Nur bei Platon wurde kurz ein Fenster geöffnet – zur Demonstration dessen, welche Kippbewegungen dem philosophischen Diskurs innewohnen können.

*Es gibt, auch im Deutschen, mehrere Schreibweisen des Namens (»Laotse«, »Lao-Tse« …). Mittlerweile etabliert hat sich jedoch die Schreibweise »Laozi«.

Eine kurze Geschichte des systemischen Denkens

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