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Raupe ist unverzichtbar

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Jennifer grübelte schon wieder über der Aufgabe, die ihr Raupe übertragen hatte. Sie kam einfach nicht weiter, und Fritz mischte sich nicht ein, obwohl er ständig mit ihr verbunden war. Er war so programmiert, dass er nur auf Jennifers ausdrücklichen Wunsch aktiviert wurde. Das war auch gut so, sonst hätte er ihr bei ihren Überlegungen ständig dazwischen geredet. Sie wollte das Problem allein bewältigen, doch dazu musste sie die Dimensionen erst einmal erfassen.

Am Anfang war sie über die Komplexität der Erfindungen, die ihr auf den Datenträgern mitgeliefert worden waren, erstaunt gewesen. Fritz hatte ihr jedoch mitgeteilt, dass er selbst nicht der Erfinder war – weder von dem Rupp-Generator, noch von der Zeitmaschine. Beides war ihm von Torfstecher zugesteckt worden, wobei Torfstecher und Rupp eine Person waren.

Dadurch ergab sich eine Abhängigkeitsschleife, aus der Jennifer nicht mehr herausfand: Rupp bekam die Erfindungen von Torfstecher, also von sich selbst. Von wem stammten dann aber die Erfindungen? Wer hatte die beiden Oliven geschaffen? Diese kamen ganz offensichtlich aus einer zukünftigen Zeit, und Fritz hatte behauptet, dass Jennifer sie erfunden hatte.

Wenn Jennifer dies als Faktum akzeptierte, blieb nur eine Möglichkeit übrig. Sie musste den Rupp-Generator und die Zeitmaschine noch erfinden, um diese dann in die Vergangenheit zu schicken, damit sie Rupp auswerten konnte. Hier war auch die Wichtigkeit der Zeitmaschine zu erkennen, denn ohne sie war ein Transfer in die Vergangenheit unmöglich.

Auf dieser Grundlage dachte Jennifer weiter. Ziel der Bemühungen war die Rettung der Welt, oder zumindest der Weltbevölkerung. Diese Rettung hatte mithilfe des Rupp-Generators bereits begonnen. Das war nur möglich geworden, weil Raupe in der Person Torfstechers die Erfindung in die Welt gebracht hatte. Daraus ergab sich der Umkehrschluss: Alles, was damit zusammenhing, war bereits geschehen!

Rupp war als Torfstecher in die Vergangenheit gereist. Dieser hatte in den ganzen Jahren das Geheimnis um die Rettung der Welt mit sich herumgetragen, und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Er muss die beiden Oliven die ganze Zeit bei sich gehabt haben.

Mit der Akzeptanz, dass ja alles bereits geschehen war, kam Jennifer auch die Erkenntnis: Nur Raupe konnte in die Vergangenheit reisen, um dann als Torfstecher wieder zu erscheinen. Sie selbst, Jennifer, konnte diese Rolle gar nicht übernehmen. Raupe war also unverzichtbar – doch er lebte nicht mehr. Wie kam sie nun aus diesem Dilemma heraus?

An diesem Punkt ihrer Überlegungen entschloss sie sich, erneut zu Fritz Kontakt aufzunehmen. Dabei fiel ihr ein, dass sie den ja auch noch programmieren musste.

„Fritz, bist du da?“, dachte sie.

„Natürlich! Ich bin immer da!“, hörte sie Raupes Stimme.

„Dann kennst du auch meine Überlegungen?“, fragte sie.

„Auch das ist richtig. Doch was kann ich für dich tun?“

Jennifer zögerte. „Beantworte mir einige Fragen“, bat sie.

Fritz antwortete sofort: „Ich kenne deine Fragen, denn ich kenne deine Gedanken, aber es ist besser, wenn du sie noch einmal formulierst. Dann wird dir selber klar, was du eigentlich willst.“

Jennifer begann: „Was passiert, wenn ich gar nichts unternehme, denn du bist ja bereits als Torfstecher erschienen? Das hat doch bereits stattgefunden.“

„Diese Gedanken hat sich Raupe auch gemacht, aber er hat darauf keine Antwort gefunden. Niemand weiß, was passiert, wenn ein Ereignis, das sich auf ein späteres Geschehen bezieht, nicht eintreten kann, weil das spätere Geschehen nicht stattfindet. Genau vor diesem Problem stehst du aber. Wer weiß, vielleicht gerät das ganze Zeitgefüge durcheinander – oder alles, was geschehen ist, gibt es plötzlich nicht mehr. Die Folgen wären unabsehbar.“

„Aber du hast mich doch ausdrücklich gebeten, die Welt zu retten“, wandte Jennifer ein. „Wie soll ich denn das machen? Wenn ich statt Raupe in die Vergangenheit reise, verändere ich doch das Zeitgefüge ebenso. Ich bin eine Frau. Soll ich denn als Frau Torfstecher im Gewölbekeller erscheinen?“

„Nein, das geht nicht! Das hast du ganz richtig erkannt“, stimmte Fritz zu. „Aber ich habe ja auch nicht gesagt, du sollst in Raupes Rolle schlüpfen. Ich habe dich gebeten, die Welt zu retten.“ Fritz machte eine Pause und fuhr dann fort: „Als Raupe feststellte, dass sein Herz so geschädigt war, dass es eine Reise in die Vergangenheit nicht mehr schaffen würde, stand er vor dem gleichen Problem, und er fand zunächst keine Lösung. Er kam aber zu dem Schluss, dass du, Jennifer, die einzige Person wärst, welche in der Lage wäre, eine Lösung zu finden. Deshalb nutzte er die letzten Wochen seines Lebens und speicherte all sein Wissen und alle seine Erkenntnisse und Überlegungen in der Olive. Er war fest davon überzeugt, dass es dir gelingt, die Welt zu retten.“

Aber wie kam er dann ausgerechnet auf mich?“, wollte Jennifer wissen.

„Das folgerte er aus den Fakten. Bis zu seinem Tode wusste er nicht, wer die beiden Oliven geschaffen haben könnte. Lange Zeit dachte er, er würde es selbst sein in den letzten Jahren seines Lebens, doch je näher er dem Tode rückte, desto klarer wurde ihm, dass er weder der Erfinder des Generators, noch der Zeitmaschine und schon gar nicht der Hersteller der Oliven sein konnte. Das ging alles über sein Fassungsvermögen hinaus. Da entschloss er sich, eine entscheidende Weiche zu stellen, indem er dir die beiden Oliven zuspielte. Er war davon überzeugt, dass er damit deinen Ehrgeiz anfachen konnte, die Sache für ihn zu beenden. Damit löste er eine neue Schleife aus. Du würdest das Geheimnis der Oliven ergründen wollen, würdest dich so mit der Materie befassen, dass du schließlich in der Lage wärst, alle Erfindungen zu machen, um sie ihm dann in die Vergangenheit zu schicken. Das traute er dir zu! Und er hat Recht behalten!“

„Wie kommst du denn darauf?“, hakte Jennifer nach.

„Weil du mich programmiert hast“, behauptete Fritz.

„Halt, halt! Das stimmt nicht!“, widersprach Jennifer. „Du warst von Anfang an bei den Oliven dabei, sonst hätte ich deine Stimme nicht gehört.“

„Da irrst du dich. Raupe legte die beiden Oliven einfach in deine Schublade. Er war überzeugt, dass du damit etwas machen würdest, doch das Programm ‚Fritz‘ war noch nicht dabei. Da erst kommst du ins Spiel. Dass ich jetzt existiere, beweist, dass du mich in der Zukunft so programmieren wirst, dass ich dich sofort am Anfang bitten werde, die Welt zu retten. Dass das bereits geschehen ist, ist der Beweis für deine Fähigkeiten. – Und jetzt bist du am Zug. Beweise, was du kannst! Du musst die Technik für den gewaltigen Speicher schaffen, du musst die Zeitmaschine erfinden, und du musst alles zusammen in die Vergangenheit schicken, damit Torfstecher alias Raupe die Welt retten kann. Das klingt unmöglich, aber die gute Nachricht ist: Das ist ja schon alles geschehen und in meinem Programm abgespeichert. Ich kenne also alle Schritte, die erforderlich sind. Du hast sie in mir aufgeschrieben, so wie man sich selbst einen Spickzettel schreibt. Frag mich! Ich habe auf alles eine Antwort! Und vergiss nicht: Raupe ist die entscheidende Person. Ohne ihn läuft gar nichts mehr. Er ist unverzichtbar.“

„Aber er ist tot!“, zweifelte Jennifer.

„Dann musst du das eben verhindern!“

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