Читать книгу Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband - Alfred Bekker - Страница 17

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Inspector Rankine sah uns mit gerunzelter Stirn an, nachdem wir uns zu ihm an den Tisch gesetzt und uns vorgestellt hatten.

"Sie sind ein bisschen spät dran", meinte er. "Ein halbes Dutzend Ihrer Kollegen war heute morgen dabei, als unsere Leute den Tatort unter die Lupe genommen haben... Die haben alle schnell ihre Bilder gemacht und sind gleich wieder zurück aufs Festland gefahren." Rankine zuckte die Achseln. "Ein bisschen Gruselschauder und eine knallige Überschrift. ZOMBIES AUF WIGHT oder so etwas... Das war es dann. Nächste Woche interessiert sich kaum noch jemand dafür. Jedenfalls nicht, so lange die Polizei keinen Verdächtigen präsentieren kann... Es ist immer dasselbe!" Rankine beugte sich etwas vor und schob den Rest der Fish and Chips zur Seite. Er hatte offensichtlich genug davon. "Ich habe hier einen Mord aufzuklären. Wenn Sie Informationen brauchen, dann wenden Sie sich doch bitte an unsere Presseabteilung!"

"Wir sind genauso daran interessiert, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, wie Sie, Mr. Rankine", sagte ich.

Ich verzichtete darauf, ihn darauf hinzuweisen, dass wir keineswegs von der Presse waren.

"Ach, ja?"

"Sie tun uns Unrecht. Wenn es uns nur um die schnelle Story ginge, hätten wir schon alles, was wir bräuchten!"

"Wie schön für Sie!"

"Wussten Sie, dass es auf der Isle of Wight eine lange Reihe von seltsamen Vorfällen gibt, in denen geschändete Gräber und verschwundene Tote eine Rolle spielen? Ein Bostoner Wissenschaftler hat darüber eine Untersuchung verfasst und diese Fälle zu dokumentieren versucht..."

Rankine sah mich erstaunt an.

"Sie scheinen sich tatsächlich etwas intensiver mit der Angelegenheit auseinandergesetzt zu haben, Mister..."

"Reilly."

Wir hatten ihm unsere Namen zwar bereits genannt, aber sie schienen ihm zunächst nicht wichtig genug gewesen zu sein, um sich daran zu erinnern. Jetzt hatte ich immerhin sein Interesse erweckt. Ich sah ihn an und sagte dann. "Sehen Sie, ich habe mich ausgiebig mit Okkultismus und dergleichen befasst... Es könnte also durchaus sein, dass ich Ihnen vielleicht einmal weiterhelfen kann."

Inspector Rankine lächelte.

Sein Gesicht wurde zu einem Pokerface.

"Wie kommen Sie darauf?"

"Vermuten Sie hinter den Zerstörungen auf dem Friedhof denn etwa nicht das Werk irgendeiner okkultistischen Sekte, die sich mit Totenbeschwörungen und Geisterglauben befasst?"

Rankine zuckte die Achseln.

"Es sieht in der Tat danach aus", gab er zu.

"Na, also!"

Er atmete tief durch. "Also gut, was wollen Sie wissen?"

"Wer war Elaine Ralston?"

"Nach dem, was wir wissen, arbeitete sie auf Cornelius Manor, einem Landhaus hier ganz in der Nähe, das sich im Besitz eines Gelehrten namens Marcus Cornelius befindet. Sie hat auch dort gewohnt."

"Lebt ihre Familie hier in Ranby?"

"Ihre Eltern starben vor drei Jahren bei einem Verkehrsunfall auf der Straße nach Newport. Ihr Bruder Clyde Ralston gilt als verwirrt. Er wohnt am anderen Ende von Ranby. Er wollte nicht mit uns sprechen. Redete immer so ein wirres Zeug von den Leichen, die aus der Erde kämen..."

Rankines letzte Worte versetzten mir einen Stich.

Unwillkürlich sah ich wieder das Bild der verwesten Totenhand vor mir, die aus der Erde ragte. Er ist nicht verrückt, dachte ich. Genau das muss geschehen sein - aus welch geheimnisvollem Grund auch immer...

Jetzt mischte sich Tom Brown in das Gespräch ein.

"Haben Sie irgendwelche Zeugen für das gefunden, was auf dem Friedhof vor sich ging?"

Rankine schüttelte den Kopf.

"Nein. Es hat niemand etwas gesehen oder gehört..."

"Erscheint Ihnen das nicht auch unwahrscheinlich?"

Rankine nickte.

"Allerdings. Aber ich kann keinem dieser Leute beweisen, dass das nicht stimmt!"

"Was glauben Sie, weshalb sie schweigen?", fragte Tom Brown.

"Ich weiß es nicht. Vielleicht wird Druck auf sie ausgeübt. Wissen Sie, der Glaube an Geister und dergleichen Unsinn ist hier seit Generationen sehr verbreitet. Angeblich soll es hier so etwas wie eine okkultistische Geheimgesellschaft geben... Und wie Sie ja bereits erwähnten, ist das hier nicht der erste Fall von Friedhofsvandalismus auf der Isle."

"Fehlen tatsächlich Leichname?", fragte ich dann.

Rankines Gesicht wurde sehr ernst. "Ja", sagte er. Seine Züge drückten jetzt etwas aus, was mich überraschte. So etwas wie Verstörung. "Wir haben keine Ahnung, wie sie das gemacht haben. Der Boden ist schwer und nass. Man braucht Grabwerkzeuge um so etwas zu tun - und selbst dann würde man Tage brauchen, um so tiefe Löcher auszuheben. Wir hatten nicht genug Leute, um alle Särge zu untersuchen. Die Gräber sind ja teilweise auch wohl wieder zugeschüttet worden. Aber diejenigen, die wir genauer untersucht haben, waren leer, obwohl es sich um Gräber von Menschen handelte, die erst im letzten Jahr beerdigt worden waren. Das ist unmöglich! Außerdem..."

"Was?"

Er zögerte.

"Die Sargdeckel waren zerstört..."

"So, als ob die Toten einfach aufgestanden wären und sich an die Oberfläche geschaufelt hätten?", fragte ich.

"Ich finde Ihren Humor geschmacklos, Mr. Reilly", sagte er kalt. "Vielleicht habe ich Sie überschätzt. Vielleicht sind Sie doch so zynisch, wie man es Ihrer Branche nachsagt!"

"Sie missverstehen mich..."

"Ach wirklich? Dann ist vielleicht Elaine Ralstons Bruder der geeignetere Gesprächspartner für Sie! Der redet denselben Unsinn..."

Ein Mann, der ebenso städtisch gekleidet war wie Rankine, kam die Treppe hinunter, die ins obere Stockwerk führte, wo sich vermutlich die Fremdenzimmer befanden.

Der Mann - etwas jünger als Rankine - knöpfte sich gerade den eleganten Zweireiher zu. Die kleine Ausbuchtung im Jackett, die dabei unterhalb der Achselhöhle entstand verriet ein Schulterholster. Es gehörte nicht viel Kombinationsgabe dazu, um zu erkennen, dass dies ein Kollege des Inspectors sein musste.

Offensichtlich hatten sich Kriminalbeamte aus Portsmouth ebenfalls im Ranby Inn eingemietet, um in den nächsten Tagen ihrer Arbeit nachzugehen.

Der Mann kam an unseren Tisch.

"Ich bin soweit, Inspector."

"In Ordnung, Lieutenant Morgan. Dann können wir uns ja auf den Weg machen..."

"Wohin fahren Sie?", fragte ich.

Rankine lächelte dünn. "Das geht Sie nichts an, Mr. Reilly!"

Ein knatterndes Geräusch ließ uns alle im nächsten Moment zusammenzucken. Das hörte sich wie ein Motorrad an, an dessen Motor jemand erhebliche Veränderungen vorgenommen hatte.

Der Motor heulte auf. Der Knall einer Fehlzündung folgte dann.

Der Wirt, der gerade damit beschäftigt gewesen war, einen der Tische abzuwischen, blickte hinaus aus dem Fenster.

"War das Clyde Ralston, dieser verrückte Hund?", rief Willis vom Schanktisch aus quer durch den Raum.

Der Wirt nickte düster, während sich das Geräusch des Motors in der Ferne verlor.

"Ja", knurrte er.

"Dachte ich mir es doch! Diese Höllenmaschine erkennt man doch sofort!"

"Ich frage mich nur, wohin er jetzt fährt", raunte der Wirt. Er verstummte, als er bemerkte, dass mein Blick auf ihm ruhte.

Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband

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