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Deutschland und Frankreich im Kalten Krieg

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Deutschland stand bis zum Ende des Kalten Krieges in seinem Zentrum, stritten sich beide Supermächte doch um dieses Land in der Mitte Europas, das schließlich 1949 geteilt wurde, um den kalten nicht zu einem heißen Krieg ausufern zu lassen. „Die deutschen Staaten waren nicht nur die Frontstaaten ihrer Allianzen, sie fochten auch ihren eigenen Kampf miteinander aus. Im Unterschied zur übrigen Welt hatten sie den Kalten Krieg im eigenen Land“22, urteilt Peter Bender, der mit dieser Feststellung auch auf den entscheidenden Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich in der in diesem Band zu behandelnden Periode hinweist. Während die ganze deutsche Nation zwischen Rhein und Oder sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene in den Kalten Krieg involviert wurde, besonders im deutsch-deutschen Grenzgebiet und in Berlin immer wieder die direkte militärische Konfrontation fürchten musste23, waren die Franzosen von ihm nur mittelbar betroffen. Zwar gab er auch für die französische Außenpolitik den Handlungsrahmen vor und erreichte spätestens 1947 die französische Innenpolitik, als die von den Kommunisten angezettelte Streikbewegung das Land an den Rand eines Bürgerkriegs brachte, doch durchdrang er nicht in gleicher Tiefe die politischen und gesellschaftlichen Strukturen Frankreichs24, das in der hier zu behandelnden Zeit weitaus stärker von den Rückwirkungen der Dekolonialisierung betroffen war. Während sich die „verspätete Siegermacht“ in dieser Zeit im westlichen Bündnis als schwieriger Partner gerieren konnte und es gar das Ziel de Gaulles war, das bipolare System des Kalten Krieges aufzubrechen („Vom Atlantik bis zum Ural“), blieb Deutschland wie kein anderes Land in Europa in die einander feindlichen Welten einbezogen. Nur so erklärt es sich, dass die Geschichte der Deutschen fast ein halbes Jahrhundert auch die Geschichte des Kalten Krieges war und dieser mit der Überwindung der deutschen Zweitstaatlichkeit 1989/90 sein Ende fand. Als Urheber und Verlierer des Krieges mussten die Deutschen in Ost und West ihren jeweiligen Vormächten „ihre Zuverlässigkeit als treue Gefolgsstaaten bekunden und beweisen, um sich den beständigen Rückhalt der Großen zu sichern, von denen ihre Existenz und ihre Stellung im Bündnis abhing“25. Als Frontstaaten nahm ihr Gewicht bei zunehmender Eskalierung jedoch kontinuierlich zu, so dass den Deutschen – schneller als alle zu Kriegsende dachten und bisweilen mit nicht zu überhörendem Zähneknirschen bei den Zeitgenossen – der Weg zurück in den Kreis der zivilisierten Völker eröffnet wurde.

WBG Deutsch-französische Geschichte Bd. X

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