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1. Wege aus dem Krieg:
Franzosen und Deutsche im Jahre 1945

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Als Deutschland am 8. Mai 1945 kapitulierte, war die NS-Herrschaft über Europa nun auch offiziell beendet1. Europa lag am Boden und bot ein Bild unbeschreiblicher Zerstörung. Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit kennzeichneten die Gesichtszüge der Menschen, deren Leben von dem ganz elementaren Wunsch nach Überleben bestimmt war2. Wie niemals zuvor in der europäischen Geschichte hatte ein moderner Staat seine sämtlichen Kräfte mobilisiert, um seine Nachbarn zu unterwerfen, auszubeuten und – im besonderen Maße im östlichen Europa – auszutilgen. Niemals zuvor war die Zivilbevölkerung in dieser Breite mobilisiert worden, in Deutschland, um dem „Weltanschauungskrieg“ zum Sieg zu verhelfen, in den angegriffenen und besetzten Ländern, um den deutschen Aggressor zurückzuschlagen und niederzuwerfen. Durch eine bis dahin unbekannte Vergesellschaftung von Gewalt hatte Deutschland über mehr als fünf Jahre eine Kultur des Krieges nach Europa getragen, die es nun in eine Kultur des Friedens zu überführen galt, damit Deutschland nicht noch einmal zu einer Gefahr für seine Nachbarn werden konnte3. Schnell zeigte sich den Beteiligten, dass der Krieg mit dem Kriegsende nicht zu Ende war und Kriegsende nicht synonym mit Frieden ist, sondern vielmehr einen kontinuierlichen Prozess tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Deeskalation erfordert4. In dieser Übergangszeit besaß somit auch in Frankreich und Deutschland die Lösung aller aus dem Krieg unmittelbar resultierenden Probleme oberste Priorität, um zu einer Friedensnormalität zurückzukehren.

WBG Deutsch-französische Geschichte Bd. X

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