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Eine sorglose Welt

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An den Warnungen Jesu fällt besonders auf, dass er betont, wie sorglos und optimistisch die Menschen kurz vor der Sintflut lebten. In dem Abschnitt aus Matthäus 24 erklärte er, dass sie „aßen und tranken“ (Vers 38) – heute würden wir sagen, dass sie „Party machten“ oder ihre Freizeit genossen. Zudem „heirateten“ (Vers 38) sie. Dieser Vers hat nicht zwangsläufig etwas mit einer hohen Scheidungsrate zu tun, sondern damit, dass sie sich darauf freuten, Familien zu gründen. Das bedeutet, dass sie zuversichtlich in die Zukunft blickten, trotz der sich immer weiter ausbreitenden Sünde in ihrem Umfeld. Das Leben war von Sorglosigkeit geprägt, doch dieser Eindruck von Normalität und Optimismus täuschte – denn eine Katastrophe stand kurz bevor.

Dieselbe Lebenseinstellung herrschte in Sodom und Gomorra. Die Menschen kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten, bis zu dem Moment, als Feuer und Schwefel vom Himmel fielen. Sie lebten ihren ganz normalen Alltag und waren absolut nichtsahnend, dass der Gestank ihrer Bosheit das Gericht eines heiligen Gottes heraufbeschworen hatte.

Eine derart gleichgültige Haltung scheint uns völlig deplatziert zu sein, wenn wir uns bewusst machen, wie das Buch Genesis die vorsintflutliche Welt und Sodom vor ihrer Zerstörung beschreibt. So gab es mutwillige Gewalt und ungezügelte sexuelle Perversion vor der Flut, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass ein liebender Gott beschloss, alle Menschen auf der Erde zu vernichten, außer Noah und seiner Familie, und noch einmal von Neuem anzufangen. Und doch benahmen sich die Menschen der damaligen Zeit so, als ob die guten Zeiten niemals enden würden.

Viele Christen können sich des Eindrucks nicht erwehren, heute in einer ähnlichen Realität zu leben; die Welt ist viel zu optimistisch, was unsere Zukunft betrifft, angesichts ernst zu nehmender weltweiter Bedrohungen und unseres stetigen moralischen Verfalls. Dank eines militanten Säkularismus, einer Multikulti-Einstellung und anderer Faktoren glauben viele Menschen heute nicht mehr, dass es moralisch-ethische Werte gibt, die absolut gelten. Und was noch schlimmer ist: Böses wird gut, und Gutes wird böse genannt, genau so wie der Prophet Jesaja es vorhergesagt hat (siehe Jesaja 5,20).

Zweifellos entwickelt sich unsere Welt in vielen Bereichen zu einem besseren Lebensraum. Zwar gibt es immer noch kriegerische Konflikte auf der ganzen Welt, doch weniger Menschen kommen in ihnen ums Leben. Selbst in armen Entwicklungsländern gewinnen wir allmählich den Kampf gegen die Armut. Weniger Menschen leiden unter Hunger, Bildungschancen verbessern sich stetig, die Alphabetisierungsraten steigen, während die Kindersterblichkeit sinkt. Das Internet beschleunigt die Globalisierung, die uns politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt verspricht, und technologische Entwicklungen bringen uns scheinbar voran, in eine spannende Zukunft.

Allerdings macht auch das Böse Fortschritte, und niemand scheint es aufhalten zu können. Zumindest viele Christen haben den Eindruck, dass ein böser Flaschengeist seinem Gefängnis entwichen ist, den niemand wieder einsperren kann. Unser Kampf gegen Abtreibung in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten hat kaum Erfolge gezeigt, in unseren Schulen wird die gottlose Evolutionstheorie gelehrt, gleichgeschlechtliche Ehen werden weltweit für rechtmäßig erklärt, wobei einige Kirchen sogar homosexuelle Priester ordinieren, und sowohl der radikale Islam als auch der militante Atheismus breiten sich immer weiter aus. Wir rufen mit aller Dringlichkeit zur Fürbitte für unsere Heimatländer auf, was ja auch richtig ist. Wir machen Lobbyarbeit, predigen und hängen Plakate auf. Doch der aktuelle moralische Verfall geht unvermindert weiter.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut „Gallup“ demonstriert diesen Abwärtstrend sehr deutlich. Eine jährliche Analyse der „Werte und Glaubensansichten“ hat ergeben, dass in den letzten 15 Jahre Verhaltensweisen, die früher als tabu galten, immer mehr in Mode gekommen sind und jetzt von der Bevölkerungsmehrheit akzeptiert werden. So ist beispielsweise die Akzeptanz schwuler und lesbischer Beziehungen in Amerika von 38 Prozent im Jahr 2002 auf 58 Prozent im Jahr 2015 angestiegen. 2015 war das Jahr, in dem der Oberste Gerichtshof der USA gleichgeschlechtliche Ehen landesweit legalisierte. Derselbe Trend macht sich nun auch beim Thema Transsexualität bemerkbar. Gleichzeitig fand „Gallup“ jedoch auch heraus, dass beachtliche 74 Prozent der Amerikaner finden, der moralische Zustand ihres Landes verschlechtere sich. Mit anderen Worten: Die meisten Amerikaner werden toleranter gegenüber umstrittenen Verhaltensweisen, sind jedoch gleichzeitig besorgt über den allgemeinen moralischen Verfall. 3

Viele Christen empfinden diese Trends, die sich in der ständigen Erosion unserer Werte zeigen, alarmierend. Es scheint, als würde dem Bösen auf mysteriöse Art und Weise gestattet, erfolgreich zu sein. Etwas Unumkehrbares spielt sich ab. Auch ich teile diese Einschätzung, doch sie frustriert mich nicht mehr. Denn mir ist bewusst geworden, dass Gott seine Hand im Spiel haben könnte. Das mag merkwürdig klingen, doch die Bibel lehrt uns, dass Gott in manchen Fällen so verärgert über die Rebellion der Menschen werden kann, dass er ihnen gestattet, sich selbst zu zerstören. Die Sintflut im Buch Genesis ist ein Beispielsfall für eine derartige Manifestation göttlicher Gerechtigkeit: Gott erlaubte einer unverbesserlichen Generation, so verdorben zu werden, dass er keine andere Wahl mehr hatte, als nahezu die gesamte Bevölkerung auszulöschen und neu anzufangen. Dieses theologische Konzept bedarf einer umfassenderen Erklärung, bevor wir uns den Details der Sintflut zuwenden.

Noah, Darwin und KI

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