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Die Dimensionen göttlicher Gerechtigkeit

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Viele von uns haben Persönlichkeitstests gemacht und Vorstellungsgespräche geführt, in denen wir uns selbst beschreiben und unsere Stärken und Schwächen auflisten mussten. Stellen wir uns einmal vor, wir könnten uns mit Gott zusammensetzen und ihn bitten, uns seine Persönlichkeit oder seine besonderen Eigenschaften zu erläutern. Gott ist in der Bibel sehr ehrlich, was seine eigene Persönlichkeit betrifft. Als er sich Mose am Berg Sinai offiziell vorstellte, gab er uns die prägnanteste Selbstbeschreibung seines göttlichen Wesens:

„Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied.“

(2. Mose 34,6–7 L)

Zu Moses Lebzeiten galten die meisten Götter der umliegenden Nationen als sehr anspruchsvoll und launisch. Wenn sie irgendetwas verärgerte, wusste man nie, wann sie aus der Haut fahren und wann einen der Blitzschlag treffen würde. Anders ausgedrückt: Sie hatten große Ähnlichkeit mit uns Menschen. Im zweiten Buch Mose, Kapitel 34 stellt der Gott der Bibel seine eigene Persönlichkeit jedoch als ganz anders dar. Erstens beschreibt er sich als liebevoll und gütig, langsam zum Zorn und bereit zur Vergebung. In der Bibel heißt es tatsächlich, dass Gott es liebe, gnädig zu sein (siehe Micha 7,18; Jeremia 9,25). Zweitens führt Gott uns eine weitere Dimension seiner Persönlichkeit vor Augen: seine Heiligkeit. Viele Menschen verkennen diesen Aspekt seines Wesens, sodass sie ihre Ehrfurcht und ihren Respekt vor Gott verlieren. Wie schon erwähnt, erfasste Paulus die ganze Bandbreite des göttlichen Wesens, und zwar kurz und knapp mit folgenden Worten: „Darum sieh die Güte und die Strenge Gottes“ (Römer 11,22 L). Im Gegensatz zu den Stimmungsschwankungen der falschen Götter ist Gottes Zorn weder willkürlich noch launisch, sondern absolut gerecht.

Da Gott selbst Liebe ist, muss es per Definition ein Objekt dieser Liebe geben, und nun kommt die Menschheit ins Spiel. Die Bibel stellt uns Gott als den liebenden, treuen Vater seiner gesamten Schöpfung vor. Er ist kein unnahbarer, erhabener Uhrmacher, der die Planeten quasi aufgezogen und in Bewegung gesetzt hat – nur um sich dann zurückzuziehen und das Universum sich selbst zu überlassen. Vielmehr sorgt er sich um alles, was er erschaffen hat, und wendet sich ihm uneingeschränkt zu. Seine Vaterliebe ist unermesslich und unabänderlich, und er hat den Menschen als den wichtigsten Empfänger dieser Liebe geschaffen. Die Bibel ist an diesem Punkt sehr klar, sie berichtet wiederholt über Gottes Wunsch, unter uns zu „wohnen“. Diese Gemeinschaft mit den Menschen wünscht er sich immer noch; er will unsere Gesellschaft genießen, so wie er mit Adam im Garten Eden spazieren ging, da wir der Teil seiner Schöpfung sind, der ihm am ähnlichsten ist (siehe beispielsweise 1. Mose 3,8; 2. Mose 25,8; 29,45–46; Psalm 132,13; 2. Korinther 6,16; Offenbarung 21,3).

Da wir als Gottes Ebenbild geschaffen sind, verfügen wir Menschen über einen freien Willen. Roboter sind nicht dazu in der Lage, ihrem Schöpfer wahre Gegenliebe und Anbetung zu schenken. Doch weil wir die Freiheit besitzen, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, haben wir die Fähigkeit, uns für das Richtige oder das Falsche zu entscheiden. Tatsächlich sind Menschen sowohl zu sehr Gutem als auch zu furchtbar Schlechtem fähig. Und Adam, der erste Mensch, traf eine furchtbar falsche Entscheidung, nämlich Gott ungehorsam zu sein – diese Entscheidung ist uns alle teuer zu stehen gekommen.

Als Folge des menschlichen Ungehorsams trat ein Problem auf. Gott ist tatsächlich liebevoll und freundlich, doch er ist gleichzeitig heilig und kann Sünde nicht einfach hinnehmen. Ungehorsam innerhalb seiner Schöpfung beleidigt ihn, vergleichbar einem Angriff auf seinen Charakter. Daher mussten die beiden Aspekte seines Wesens, seine Liebe und seine Heiligkeit, in seiner Beziehung zur Menschheit miteinander in Einklang gebracht werden. In seiner unendlichen Weisheit und Voraussicht hatte Gott bereits einen Plan geschmiedet, wie er die Menschheit, nachdem sie ungehorsam geworden war, erlösen und zu ihm selbst zurückbringen könnte, und zwar noch bevor das Universum in Existenz kam (siehe beispielsweise Micha 5,2; Epheser 1,3–6; 1. Petrus 1,20; Offenbarung 13,8). Dieser vorherbestimmte Plan nahm vor rund 4000 Jahren mit der Berufung Abrahams seinen Lauf. Es ist die Geschichte eines liebenden Gottes, der sich auf die Suche nach einer abtrünnigen Menschheit machte und einen Lösungsweg initiierte, durch den er endlich zu uns kommen kann, um bei uns zu wohnen – trotz unserer Neigung zum Ungehorsam.

Dieser Erlösungsplan wird in der Bibel schrittweise offenbart und gipfelt in der guten Nachricht, dem Evangelium. Es besagt, dass Gott seinen eigenen Sohn, Jesus, mit seinem gerechten Zorn und der gerechten Strafe für die Sünden der gesamten Menschheit schlug. Durch seinen Tod am Kreuz nahm Jesus die Strafe, die wir für unsere Rebellion gegen Gott verdient hätten, auf sich. Diesen Akt göttlicher Gerechtigkeit prophezeite Jesaja, als er den Messias mit folgenden Worten beschrieb: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen … Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn“ (Jesaja 53,5–6 L). Gleichermaßen bezeichnet das Neue Testament das Leiden Christi als eine „Sühne“ für unsere Sünden, sodass Gott dem Aspekt seines Charakters, der nach Gerechtigkeit verlangt, Genüge tun konnte. (Siehe beispielsweise Römer 3,25; Hebräer 2,17; 1. Johannes 2,2; 1. Johannes 4,10.)

Die Bibel berichtet uns, wie ein heiliger Gott die Menschheit liebte und gleichzeitig ihren Eigensinn bestrafte, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene, während die Menschheit auf das Kreuz wartete. Beim Lesen des Alten Testaments stellen wir fest, dass tatsächlich „jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechten Lohn empfing“ (Hebräer 2,2 L). Gottes Beziehung zu Israel dient dabei als wichtigstes Anschauungsbeispiel. Manchmal war das Volk Israel Gott gehorsam und genoss seinen Segen, während es zu anderen Zeiten gegen ihn rebellierte und unter den Konsequenzen zu leiden hatte. Gott zeigte sich geduldig und vergebungsbereit, doch manchmal zwangen sie ihn dazu, strafend einzugreifen. Der Apostel Paulus hebt diesen wichtigen Punkt besonders hervor, dass ein gerechter Gott sein eigenes Volk oft streng bestrafte: „Wenn aber unsere [Israels] Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit beweist, was sollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, wenn er das Zorngericht verhängt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne! Wie könnte Gott sonst die Welt richten?“ (Römer 3,5–6 S). Das bedeutet, dass Gott kein Recht hätte, den Rest der Menschheit zu richten, wenn er Israel je ungerecht behandelt hätte. Tatsächlich jedoch wird Gott niemals irgendjemanden bestrafen, der es nicht verdient hat. (Siehe beispielsweise Jesaja 3,11; Hesekiel 7,27; Römer 1,32; Offenbarung 16,6.)

Noch einmal, Gott warnt uns immer rechtzeitig vor seinem kommenden Strafgericht. (Siehe beispielsweise 2. Chronik 36,15; Psalm 19,11; Hesekiel 3,17–21; Jona 1,1–2; 3,1–4.) Langmütig ist er mehr als bereit, die Gebete der Zerknirschten zu erhören. (Siehe beispielsweise Psalm 34,18; Jesaja 66,2.) Gott hat uns allen ein Gewissen und die Fähigkeit geschenkt, seine Aufforderungen, zu ihm zurückzukehren, auch zu hören. (Siehe beispielsweise Römer 2,15; 2. Korinther 4,2; 1. Timotheus 1,5–6.) Schließlich denkt er inmitten des Gerichts immer an seine Barmherzigkeit. (Siehe beispielsweise 2. Samuel 24,14; Habakuk 3,2; Jakobus 2,13.) Der Apostel Paulus beschrieb die Herzenshaltung Gottes in diesen Gerichtsfragen folgendermaßen: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde“ (2. Petrus 3,9 L).

Doch was geschieht, wenn ein Land oder ein Volk sich konsequent weigert, Buße zu tun? Wenn sie nicht mehr auf Gottes Stimme oder ihr eigenes Gewissen hören? In diesen Fällen wählt Gott einen gewissen drastischen Weg, der vorhersehbar ist. Erweisen wir uns als vollkommen unbußfertig, so verlangt eine Facette von Gottes gerechtem Wesen, uns auf eine bestimmte Art und Weise zu bestrafen: Er erlaubt dann unserer Sünde und Rebellion „gerichtsreif“ zu werden, sodass er Gerechtigkeit üben kann. Sind wir widerspenstig, beharren auf unseren Verfehlungen und erfreuen uns sogar an ihnen, hört sein Geist auf, um uns zu ringen. Er setzt uns frei, sodass die Rebellion in unserem Herzen ihren Lauf nehmen kann. Er liefert uns unseren Lüsten und Begierden aus, während er seinen Zorn sich anstauen lässt. Wenn Gott dann schließlich auf den Plan tritt, um unsere Widerspenstigkeit zu bestrafen, haben wir keine Entschuldigung mehr und bekommen stets genau das, was wir verdienen. Wie auch immer dieses Gericht aussehen mag, Gott ist vollkommen berechtigt, jeden Teil seiner Schöpfung zu bestrafen, der ihm in einer derart offenen Rebellion entgegentritt.

Der Apostel Paulus beschreibt diesen Prozess detailliert in Römer 1,18 ff. Aber selbst dann, wenn Gott sich zurückzieht, um seine göttliche Gerechtigkeit walten zu lassen, ist er immer noch geduldig – er wartet auf die Menschen, die bereit sind, sich ihm wieder zuzuwenden. Zudem bewahrt er mitten im Gericht immer einen gerechten „Überrest“ und er denkt immer an seine Gnade und schenkt einen Neuanfang.

Wir können beobachten, wie sich diese Prinzipien göttlicher Gerechtigkeit in der biblischen Geschichte ständig wiederholen. So kündigte Gott beispielsweise Abraham an, dass die Kinder Israels in der Sklaverei Ägyptens bleiben müssten, „denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll“ (siehe 1. Mose 15,13–16 L). Das bedeutete einen Aufschub der Befreiung Israels aus den Händen der strengen Aufseher Pharaos, bis die Verdorbenheit der Völker im Land Kanaan ein solches Maß erreicht hatte, dass Gott endlich bereit war, sie zu bestrafen. Hinzu kommt noch, dass der Exodus selbst ein Musterbeispiel für einen geduldigen Gott ist, der deutliche und rechtzeitige Warnungen vor jeder Plage gab, die Ägypten befallen würde. Und Gott ließ dem Pharao Gerechtigkeit widerfahren, und zwar auf der Grundlage der widerspenstigen Reaktionen dieses ägyptischen Herrschers.

Wir können in der Bibel viele weitere Beispiele finden, an denen sich Gottes Gerechtigkeit ganz praktisch zeigt, doch das deutlichste ist die Geschichte von Noah und der Sintflut. Sie folgt einem spezifischen Muster: der unumkehrbare moralische Verfall der Menschheit zieht göttliche Warnungen, Geduld und Gericht nach sich. Diese Geschichte verlangt eine nähere Betrachtung, denn Jesus selbst hat erklärt, dass sich dieses Muster am Ende der Zeit wiederholen wird. Bei der Untersuchung der Fluterzählung werden wir feststellen, dass sie den Schlüssel zum Verständnis von Gottes wahrem Endzeitplan für unsere heutige Zeit enthält.

Es ist nur natürlich, unsere Betrachtung mit ein paar grundlegenden Fragen zu beginnen. Sie stellen den Rahmen für die folgenden Kapitel dar und lauten folgendermaßen:

1. Hat sich die Sintflut tatsächlich ereignet?

2. Was genau ist bei der Sintflut passiert?

3. Warum kam es zu der großen Flut?

4. Warum können wir davon ausgehen, dass sich ein ähnliches Strafgericht wiederholen wird?

Noah, Darwin und KI

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