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13. Raus aus dem Tal der Ahnungslosen

Wir liebäugelten mit einem eigenen Heim, aber im „Tal der Ahnungslosen“, wie man den Elbkessel von Dresden ohne Westfernsehen nannte, wollten wir nicht bleiben.

Wir hatten Glück. Während meiner Tätigkeit in der Flugzeugwerft hatten wir uns mit einem Ehepaar namens Haustein angefreundet. Sie wohnten in Weixdorf, in Nähe des Dresdner Flughafens. Als die beiden uns signalisierten, dass eine Frau in ihrer unmittelbaren Nähe ihr Haus verkaufen wolle, handelten wir sofort. Wir wurden uns mit der Dame einig und unterschrieben im Januar 1981 den Notarvertrag. Dass wir zunächst nicht einziehen konnten, störte uns wenig. Die Vorbesitzerin wollte noch bis zum Erreichen ihrer Altersrente dort in der Nähe ihrer Arbeitsstelle wohnen bleiben. Sie war recht umgänglich und kam uns so weit entgegen, dass sie nicht nur die Renovierungsarbeiten, sondern sogar Umbaumaßnahmen duldete. Andererseits verzichteten wir auf Miete. Es war absehbar, dass die Dame die Altersrente erreichte, die Sanierungen abgeschlossen sein würden und wir dann nicht mehr zu den „Ahnungslosen“ gehörten.

Die Umbauarbeiten gestalteten sich schwieriger als wir erwartet hatten. Das Haus war etwa vierzig Jahre alt und hatte noch Kohleheizung. Also musste eine Zentralheizung her. Dazu war wiederum ein neuer Schornstein erforderlich. Die Arbeiten konnte Jo mit Herrn Haustein und anderen Freunden größtenteils selbst durchführen. Aber die meisten Materialien waren für DDR-Mark nicht zu haben, außer man hatte Beziehungen, auch Vitamin B genannt. Wir hatten oft nach dem Motto: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“, gehandelt und versucht, unseren Schaden so gering wie möglich zu halten. So konnten wir einiges beschaffen, aber manches war nur gegen „harte Währung“ (DM), allgemein Westmark genannt, zu bekommen. Doch auch dafür fanden wir eine Lösung. Meine Tante Erika aus Landsberg am Lech, die fast jährlich ihren Sohn in der DDR besuchte, brachte ihm immer DDR-Mark mit. Das war jedoch gefährlich, denn die DDR-Mark als so genannte Binnenwährung durfte ja nicht ausgeführt und erst recht nicht eingeführt werden. Damit Erika sich nicht strafbar machen müsse, hatten wir angeboten, ihr das Ostgeld zu geben, und sie gab uns dafür Westmark, die sie ja bei sich haben und auch ausgeben durfte. Auf diese Weise ging sie nicht mehr die Gefahr ein, erwischt zu werden, sparte sogar noch die Umtauschgebühr, und wir freuten uns über die D-Mark. Hin und wieder tauschten wir auch 10:1 statt 8:1, wie damals üblich, mit dem einen oder anderen Rentner. Mitunter bekamen diese von ihren Kindern aus der BRD ein paar Westmark zugesteckt. Das Aufbessern ihrer kargen Rente für den täglichen Bedarf war ihnen jedoch wichtiger als Luxusartikel aus dem Intershop. Das waren jene Läden in der DDR, wo Bundesbürger für DM einkaufen konnten. So hatten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Rentner freuten sich über den großzügigen Umtauschkurs und waren uns dankbar. Wir jedoch benötigten die Devisen dringend für die Materialien, die wir für Ostmark nicht zu kaufen bekamen. Natürlich hatten wir kein Vermögen an „blauen Fliesen“, wie das Westgeld auch im Volksmund wegen des blauen Hundertmarkscheins genannt wurde. Aber es reichte für den Schwarzhandel.

Bis das Haus beziehbar wäre, würde es noch dauern.

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