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4. Eine eigene Wohnung

Eigentlich hatten wir kaum eine Chance, als frisch Verheiratete ohne Kind eine Wohnung zu bekommen, zumindest nicht in Dresden. Doch das Schicksal war uns hold. Jo wohnte zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester in einer großen Vierzimmerwohnung. Zufällig heiratete ein Kollege von Jo eine verwitwete Frau mit eigener Wohnung, die nun frei wurde. Mit viel Charme und Überredungskunst gelang es Jo, die Damen auf dem Wohnungsamt davon zu überzeugen, dass es ein Gewinn für sie sei, wenn wir die große Wohnung der Schwiegermutter gegen die ja sowieso frei werdende kleinere der Frau seines Kollegen und eine ebenso kleine für seine Mutter tauschen könnten. Damit würde das Wohnungsamt Pluspunkte sammeln, denn so konnte einer kinderreichen Familie, die schon damals vom Staat gefördert wurde, geholfen werden. Also bezogen wir gleich nach meinem bestandenen Staatsexamen eine hübsche kleine Zweizimmerwohnung. Wenn sie auch nur Ofenheizung hatte, verfügte sie aber doch wenigstens über ein Bad und das war damals in der DDR noch nicht unbedingt Standard.

Wir arbeiteten fleißig und zwecks Selbsterhalts versuchten wir, nach außen hin als brave und politisch engagierte Bürger zu erscheinen. Sicher war das nicht einfach. Und ich muss wohl auch mal eine Äußerung gemacht haben, die der Kaderleiter, so hieß in der DDR der Personalchef, gehört hat. Diese Spezies waren in der Regel für die Stasi tätig. Wir Ärzte hatten für unsere Hausbesuche Fahrer und eben dieser Kaderleiter hat manchmal an den Wochenenden Chauffeur gespielt, sei es, um Personalengpässe auszugleichen, sich Geld dazu zu verdienen oder aber um Mitarbeiter auszuhorchen. Letzteres hielt ich für das Wahrscheinlichste. Dass ich ihn nicht leiden konnte, hat er sicherlich gespürt. Auch er mochte mich nicht. Ein Mal kam er als mein Fahrer zu spät und ich habe für einen dringenden Hausbesuch kurzerhand ein Taxi auf seine Kosten bestellt. War das der Grund dafür, dass er immer, wenn ich für eine Prämie vorgeschlagen wurde, dagegen stimmte? Oder hatte ich mal in seiner Gegenwart eine unbedachte Äußerung von mir gegeben? Sicher weiß das nur er.

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