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2. Der schlechte Tausch: Bilder eines vergänglichen Menschen, von Vögeln, Vierfüßlern und Kriechtieren (Röm 1,23)

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Es gehört zur Verblendung, dass der Tausch von etwas Unvergänglichem (ἄφθαρτος) in Vergängliches (φθαρτός) hinsichtlich seiner qualitativ unterschiedlichen Wertigkeit nicht erkannt wird.1 Verehrung und Dienst (ἐσεβάσθησαν καὶ ἐλάτρευσαν Röm 1,25) richten sich jetzt auf das ὁμοίωμα εἰκόνος φθαρτοῦ ἀνθρώπου καὶ πετεινῶν καὶ τετραπόδων καὶ ἑρπετῶν.2 Es mag sein, dass die Kombination von ὁμοίωμα und εἰκών, also die Dopplung von Abbild und Bild die frevlerische Orientierung der Bilderverehrung verstärkt.3 Möglicherweise lehnt sich Paulus aber auch an das alttestamentliche Bilderverbot4 nach Dtn 4,16–18$Dtn 4,16–18LXX an5, in dem einerseits sowohl ὁμοίωμα als auch εἰκών zu lesen ist und andererseits Mensch (ὁμοίωμα ἀρσενικοῦ ἢ θηλυκοῦ), Vögel (πέταται ὑπὸ τὸν οὐρανόν), Landtiere (κτήνοι) und Kriechtiere (ὁμοίωμα παντὸς ἑρπετοῦ) genannt sind. Nicht übernommen aus Dtn 4 ist ὁμοίωμα παντὸς ἰχθύος. Auch an andere Zusammenstellungen der TierweltTierwelt mag man denken (in Gen 1,20–25 begegnen alle in Röm 1,23 genannten Tiere). 6 Die in Röm 1,23 angesprochenen Tiere kehren mit gleicher Bezeichnung, aber in anderer Reihenfolge in Act 10,12 wieder, hier allerdings in dem unbedingt mit zu bedenkenden Kontext der Unterscheidung von reinen und unreinen Tierspeisen (Act 10,14; 11,8). Was Tiere als rein oder unrein definiert, ist nur teilweise in der Tora und der Halacha enthalten (vgl. etwa für Qumran die Bestimmungen in 11Q19 XLVIII). Daneben entstehen in jeder Kultur, also auch im Judentum, weitere Speisetabus, also ungeschriebene Gesetze. Die in Röm 1,23 genannten Tiere repräsentieren nicht wirklich die Dreiteilung der Tierwelt in Luft-, Erd- und Wassertiere.7 Allenfalls kann man fragen, ob die ἑρπετά, die oft mit den Schlangen gleichgesetzt wurden (Theokrit 24,57; Josephus, Ant 17, 109), gelegentlich auch zur Gattung der Wassertiere gezählt wurden.

Die polemischePolemik Ausrichtung in Röm 1,23 ist unverkennbar. Sie mag sich durchaus an atl. Vorgaben anschließen (vgl. die weitgehende Parallele in Ps 105,20LXX). Besteht dennoch daneben für Paulus ein konkreter Anknüpfungspunkt, eine spezifische Erfahrung, die ihn von einer Verehrung von Bildern der Vögel, Vierfüßler und Kriechtiere sprechen lässt? Die Annahme eines konkreten Anknüpfungspunktes erscheint mir unwahrscheinlich, wiewohl anzunehmen ist, dass die Wahrnehmung des Bildes eines vergänglichen Menschen und von Vögeln und Vierfüßlern und Kriechtieren in der hellenistischen Welt unumgänglich war. Paulus folgt einer traditionellen Zusammenstellung der Tiere (s.o.), er verbleibt, wie immer bei usueller ParäneseParänese, bewusst im Allgemeinen und umgeht jegliche Präzisierung. Gerade die Nähe der Aussage zur dreigeteilten Tierwelt und zu dem auf sie Bezug nehmenden Bilderverbot intendiert etwas Summarisches.

Man kann eine Gegenprobe durchführen. Die Erinnerung der thessalonischen Gemeinde an ihre zurückliegende Verehrung der εἴδωλα (1Thess 1,9f.) wird in diesem Brief wie auch in 1Kor 12,2 (εἴδωλα τὰ ἄφωνα) im Blick auf die korinthische Gemeinde nicht weiter aufgenommen und ausgeführt.8 Man hat den Eindruck, dass die Präsenz bildhafter und plastischer religiöser Darstellung so selbstverständlich ist, dass die Auseinandersetzung mit ihr nicht en détail geführt wird. Gleichfalls hält Paulus sich im Blick auf bildhafte Darstellung von Menschen im Kontext religiöser Verehrung sehr bedeckt.

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