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Low Church, Broad Church, Dissenters

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Der im Anglikanismus gegebene Spannungszustand zwischen römisch-katholischen und protestantischen Anteilen machte sich im 19. Jahrhundert neuerlich bemerkbar. Gegen die High-Church Party mit ihren politisch wie kirchlich konservativen Anhängern im britischen Hochadel, welche die katholischen Grundlagen des Anglikanismus betonte, gelegentlich bis zur Konversion wie bei Henry Newman, entfalteten sich neue theologische Kräfte, die Low-Church Party und die Broad-Church Party. Erstere war erwecklich-methodistisch geprägt. Sie kämpfte gegen Orthodoxie und Hierarchie für evangelische Freiheit und das allgemeine Priestertum der Gläubigen. Auf dem Boden der Low-Church Party, auch Evangelical Party genannt, entstand 1871 auf Anregung des langjährigen Präsidenten, des speaker des britischen Unterhauses, „The Speaker’s Commentary“, ein exegetischtheologischer Kommentar zur Bibel. Die andere Kraft der Opposition gegen die Established Church, die liberale Broad-Church Party, erblickte ihren theologischen Gewährsmann in Samuel Taylor Coleridge (1772–1834), dem berühmten Dichter der englischen Romantik und Religionsphilosophen. Coleridges Denken war konzentriert auf die Frage nach dem Charakter des Religiösen. Es genügte ihm nicht, wie Schleiermacher das Gefühl – „I have felt“ – zum Sitz der Religion zu machen. Ihm lag an der Verknüpfung von Gefühl und Vernunft. Die Vernunft musste dem Gefühl, das Gefühl der Vernunft zugänglich sein. Durch die nähere Ausarbeitung seines Verständnisses von Person, Imagination und Wille schlug Coleridge zwischen beiden eine Brücke. Entscheidend für Coleridge und seine Anhänger war die Verbreiterung des kulturellen und kirchlichen Horizonts. Das Christentum war als Lebensmacht im Volk neu zu bewähren, indem die Wahrheit des Evangeliums und die spirituellen Bedürfnisse des Menschen sich miteinander vereinigten. Breitenwirkung war der Broad Church nicht beschieden. Die evangelikale Low-Church Party war erfolgreicher. Immerhin löste die Broad-Church Party 1860 durch die Oxforder „Essays and Reviews“ – gelehrte Abhandlungen von sieben Professoren – eine stürmische Diskussion über den Liberalismus in der Theologie aus.

Die theologischen Opponenten gegen die Established Church befanden sich teilweise im Austausch mit den protestantischen Dissenters. Ihnen war seit 1828 der Eintritt ins Parlament und der Zugang zu Staatsämtern möglich. Seit 1854 standen den protestantischen Dissenters auch die Türen zu den Universitäten Oxford und Cambridge offen. Das allmähliche Dahinschmelzen von Vorrechten der Established Church im Politik- und Bildungsbereich führte zum Abbau von Barrieren. Sie eröffneten dem Protestantismus neue Möglichkeiten, ohne jedoch die Stellung der bischöflichen Staatskirche erschüttern zu können. Eine Folgewirkung der Liberalisierung war die Entstehung neuer protestantischer Dissentergruppen. Genannt sei die auf William Booth (1829–1912), einen ehemaligen Methodistenprediger, zurückgehende Salvation Army: eine Mischung aus Elementen der Caritas, des Militärs und der aus dem Methodismus bekannten Camp-Meetings. Durch die Wendung der Low-Church und der Broad-Church Party gegen den anglokatholischen Konservativismus der Established Church und durch die staats- und bildungspolitische Liberalisierung gewann der Protestantismus des 19. Jahrhunderts in England neue Kräfte. Ein eindrucksvolles Zeugnis protestantischer Spiritualität boten die Predigten und Schriften des Baptisten Charles Haddon Spurgeon (1834–1892). Seine Psalmenauslegungen, die „Schatzkammer Davids“, und seine „Täglichen Andachten“ wurden nicht nur von den baptistischen Glaubensgenossen gelesen.

Ökumenische Kirchengeschichte

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