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Indoktrination der Truppe

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Die deutschen Soldaten marschierten nicht unvoreingenommen in Richtung Osten. Was sie dort vorfinden würden, davon hatten viele von ihnen bereits feste Vorstellungen, die ihnen durch althergebrachte Vorurteile oder bewußte Beeinflussung von außen vorgegeben worden waren. In den Jahren vor dem Septemberfeldzug bemühte man sich in Institutionen, die der Grundausbildung vorgeschaltet waren, den zukünftigen Soldaten – vor allem den jüngeren unter ihnen – ein Weltbild zu vermitteln, das mit den Zielen des Nationalsozialismus übereinstimmte: „Die Mehrzahl der jungen Soldaten kommt heute schon aus dem Arbeitsdienst, der Hitlerjugend, der SA und der SS in die Wehrmacht. Sie sind in der Weltanschauung des Nationalsozialismus erzogen. […] Die Wehrmacht kann und soll nicht Formen und Methoden dieser anders aufgebauten und gegliederten Organisationen übernehmen. Im Streben nach dem gleichen Ziel aber muß sie wetteifern, um Vorbild zu werden.“17 Für Offiziersanwärter fand diese Vermittlung auch im Rahmen der militärischen Ausbildung statt. Der Oberbefehlshaber des Heeres formulierte ihr Ziel ein Jahr vor Kriegsbeginn wie folgt: „In der Reinheit und Echtheit nationalsozialistischer Weltanschauung darf sich das Offizierskorps von niemandem übertreffen lassen. […] Es ist selbstverständlich, daß der Offizier in jeder Lage den Anschauungen des Dritten Reiches gemäß handelt, auch dann, wenn solche Anschauungen nicht in gesetzlichen Bestimmungen, Verordnungen oder dienstlichen Befehlen festgelegt sind.“18 Auf dem Lehrplan der Kriegsakademie standen zu diesem Zeitpunkt bereits Themen wie „Der Bolschewismus – Die Freimaurerei – Das Weltjudentum – Die politische Kirche – Der Kampf gegen Staatsfeinde – Grundsätze der NS-Rassenpolitik – Die Wehrmacht innerhalb der nationalsozialistischen Erziehungsordnung“.19

Im Sommer 1939 schuf dann das Propagandaministerium ein gezielt polenfeindliches Klima, das die deutsche Bevölkerung auf die geplante Invasion einschwören sollte. Hierzu bediente man sich bereits seit dem 19. Jahrhundert bestehender Stereotype, die während des Nichtangriffspaktes zwischen dem Deutschen Reich und Polen von 1934 bis 1939 zumindest in offiziellen Stellungnahmen nicht bemüht worden waren. Das Vorurteil des Kulturgefälles von Westen nach Osten, das sich in Polen angeblich anhand einer allgemeinen Zurückgebliebenheit und Unfähigkeit zu eigenständigen kulturellen Leistungen belegen ließ, wurde erneut aktiviert. Der Begriff „polnische Wirtschaft“ lebte als Synonym für chaotische Zustände wieder auf, für die man dem „degenerierten Adel und einem in starkem Maße jüdisch durchsetzten Bürgertum“ die Schuld gab. Mit dem kulturellen Niedergang, den man bei der polnischen Nation insgesamt zu beobachten meinte, assoziierte man des weiteren minderwertige Charaktereigenschaften der Bevölkerung. In der propagandistischen Ausschlachtung angeblich oder tatsächlich erfolgter polnischer Übergriffe gegen die deutsche Minderheit in Polen ging die deutsche Tagespresse spätestens im August dazu über, den Polen einen grundsätzlichen Haß gegen die Deutschen zu unterstellen.20

Im Oberkommando der Wehrmacht versah man das nun wieder gezielt im Reich geförderte chauvinistische Polenbild noch mit einem gehörigen Schuß Antisemitismus, als man Ende August zum Thema „Polen – Staatsgebiet und Bevölkerung“ resümierte: „Die Deutschenhetze hat in den letzten Monaten ungeheuer zugenommen, durch den Westverband ständig geschürt. Die Judenfrage ist in Polen vorläufig noch nicht zu lösen, da das Kapital sich völlig in jüdischen Händen befindet. […] In seinen Forderungen ist er [der polnische Mensch] maßlos, in seinen Versprechungen unzuverlässig. Der nationale Stolz ist groß, das Ehrgefühl ist äußerst empfindlich. […] Im Handeln ersetzt er eine planvolle Organisation gern durch Notlösungen. Er ist willkürlich und rücksichtslos gegen andere. Grausamkeiten, Brutalität, Hinterlist und Lüge sind Kampfmittel, die er an Stelle der ruhigen Kraft in der Erregung gebraucht. […] Ebenso wie sein überhebliches Nationalbewußtsein bis zum glühendsten Chauvinismus gesteigert werden kann, so verliert er sich in seinen Haßgefühlen bis zur Sinnlosigkeit und blindem Fanatismus.“21

Genesis des Genozids:Polen 1939-41

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