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Verhängnisvolle Direktiven

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Antislawismus und Antisemitismus seitens der Wehrmachtsführung schlugen sich auch in konkreten Weisungen nieder, die noch vor Beginn der Kampfhandlungen erlassen wurden und teilweise den Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung widersprachen, obwohl man diese im Zuge des sogenannten „Falls Weiss“22 eigentlich „sinngemäß“ hatte anwenden wollen.23 Bereits am 16. Februar 1939 war verfügt worden, Kriegsgefangene bei ihrer Ankunft in den Gefangenenlagern nach „rassischen“ Gesichtspunkten zu trennen.24 Ein halbes Jahr später wurde angeordnet, im Mobilmachungsfall „die Wehrfähigen polnischer und jüdischer Nationalität im Alter von 17 bis 45 Jahren, sobald die Kriegslage es gestattet, zu internieren und wie Kriegsgefangene (jedoch getrennt von diesen) zu behandeln“.25 Wegen des hohen Gefangenenaufkommens erwies sich diese Maßnahme jedoch häufig als undurchführbar. Ausschlaggebend für eine solch radikale Weisung scheint die Überzeugung gewesen zu sein, die polnische Zivilbevölkerung werde sich aufgrund der ihr unterstellten Mentalität aktiv an den Kampfhandlungen beteiligen.

Auch auf Divisionsebene ging man vielerorts von der Möglichkeit einer solchen Bedrohung aus. Am 26. August vermerkte der Ic-Offizier der 208. Infanteriedivision: „Dem hinterhältigen Charakter des Slaven [sic] ent[spre]chend wird der Pole versuchen, dem Feind durch […] Sabotageakte Abbruch zu tun. Träger des Franktireurkrieges26 werden in vielen [Fällen] die Geistlichen sein, die als fanatische Deut[schen]hasser bekannt sind. […] Auch von seiten der wei[teren] Bevölkerung muß hetzerische Tätigkeit erwart[et werden]. Behandlung der Bevölkerung streng […], gegebenenfalls rücksichtsloses Durchgreifen.“27 Der Befehlshaber der 7. Infanteriedivision hielt ebenfalls die polnische Bevölkerung für „fanatisch, verhetzt und zur Sabotage sowie zu Überfällen fähig, mit Kleinkriegunternehmungen ist zu rechnen“. Er wies darum die Truppe an, sie solle „bei Überfällen, Sabotageakten der Bevölkerung tatkräftigst durchgreifen“. Verdächtig erschienen ihm dabei vor allem „zurückgebliebene polnische Soldaten in Zivil […], ebenfalls kath[olische] Geistliche, Intelligenzler und Halbintelligenzler“.28

Viele Soldaten brachten gegenüber der polnischen Zivilbevölkerung bereits eine gewisse Gewaltbereitschaft mit, als sie am 1. September die Grenze überschritten. Ob und in welcher Weise sich dieses gefährliche Potential während des Feldzuges entladen würde, hing entscheidend von den Eindrücken der ersten Tage ab, in denen die Masse der Soldaten aufgrund ihrer Kampfunerfahrenheit in einer gespannten Erwartungshaltung die ungewohnten Situationen und äußeren Reize des Krieges in sich aufnahm. Für die ersten Begegnungen zwischen der polnischen Zivilbevölkerung und den Deutschen ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, daß ein großer Teil des an der Front eingesetzten aktiven Offizierskorps aus jungen Männern bestand, die – ebenso wie die meisten der ihnen unterstellten Mannschaften – den Krieg als Ernstfall noch nicht erlebt hatten29 und durch ihre Ausbildung zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in besonderer Weise der propagandistischen Beeinflussung von Partei und Teilen der Wehrmachtsführung ausgesetzt gewesen waren.

Genesis des Genozids:Polen 1939-41

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