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Wissenschaft – Segen oder Fluch?

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Mit Frankenstein als Hauptfigur trifft Autorin Shelley den Zeitgeist: Die Naturwissenschaften beginnen in jener Epoche ihren Aufstieg. In Johann Wolfgang von Goethes „Faust II“ von 1832 macht sich Fausts Famulus Wagner die Chemie zunutze und mischt sich im Glaskolben einen Homunkulus zusammen. In der Literatur spiegelt sich die Idee einer erfolgreichen Naturwissenschaft. Frankenstein sinniert: „Wenn ich die Fortschritte betrachtete, die Wissenschaft und Technik täglich machten, musste ich zuversichtlich hoffen, dass meine gegenwärtigen Versuche mindestens den Grund für zukünftigen Erfolg legten.“

Eine Portion Unbehagen gegenüber den Schöpfungsversuchen packt Shelley an dieselbe Textstelle, in der Frankenstein seine Begeisterung über die Wissenschaft bekundet. So ermahnt Frankenstein im Rückblick auf sein Werk: „Lernen Sie von mir, wenn schon nicht aus meinen Lehren, so doch wenigstens aus meinem Beispiel, wie gefährlich es ist, Wissen zu erwerben, und wie viel glücklicher jener Mann ist, der seine Heimatstadt für die Welt hält, als jener, der über seine Natur hinauswachsen will.“

Sind die Wissenschaften also mehr Fluch als Segen? Führt der Fortschritt möglicherweise nicht zu einem besseren Leben, sondern gar ins Verderben?

Frankensteins Geschöpf ist nicht umsonst als Monster bekannt geworden. Von der Gesellschaft missverstanden und abgelehnt, entwickelt es sich zu einem Mörder. Das Monster: „Ich hatte erfahren, dass meine Mitmenschen eine edle und unbefleckte Abstammung, verbunden mit Reichtum, am höchsten einschätzen. Und was war ich? Von meiner Erschaffung und meinem Schöpfer wusste ich nichts; nur eines war mir ganz klar, nämlich dass ich weder Geld noch Freunde, noch irgendwelche Reichtümer besaß. Vielmehr war ich mit einem missgestalteten, ekelhaften Körper versehen, ja, ich war nicht einmal von derselben Art wie die Menschen. War ich also ein Ungeheuer, ein Schandfleck auf dieser Erde, dem alle Menschen auswichen und den sie verabscheuten?“ Frankensteins Monster ist zumindest eine menschliche Eigenschaft zuzuschreiben: Es ist verletzlich. Und doch ist er kein Mensch, wie er schmerzlich feststellen muss.


Szene aus der US-Amerikanischen Frankenstein-Verfilmung von 1994. Die Vorlage dazu lieferte Mary Shelleys Schauerroman aus dem frühen 19. Jahrhundert.


Eine tote Frau wird in Fritz Langs „Metropolis“ von 1926 mithilfe der Technik als Maschinenmensch zum Leben erweckt.

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