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Nach dem Urmenschen der Cyborg? Wohin wird sich der Homo sapiens entwickeln?

Warum wir niemals fertig werden

Die Krone der Schöpfung zu sein – was das Buch Mose dem Menschen einst im Alten Testament verhieß, hat das Selbstbildnis des Homo sapiens seit antiken Zeiten geprägt. Denn bedeutete diese Verheißung für den Menschen nicht zugleich, den Gipfel des Möglichen mit seiner Existenz erklommen zu haben? Was auf Erden sollte nun jemals noch besser, perfekter, großartiger sein als der Mensch, dessen Gott ihm zugleich – schenkt man dem Buch Genesis Glauben – die Aufgabe übertrug, sich „die Erde untertan“ zu machen? Es ist damit alles gesagt, oder?

Doch das ist nicht der Fall: Das zeigt der Sonderband Baustelle Mensch, den Sie in Händen halten. Er wird herausgegeben von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt in Verbindung mit der Zeitschrift bild der Wissenschaft, Deutschlands erstem Wissenschaftsmagazin. Das Thema dieses Buches ist das Bestreben des Menschen, sich selbst zu optimieren – und die Fähigkeiten seines Wesens über die von der Natur gegebenen Grenzen hinaus zu erweitern.

Ein spannendes Thema: Denn nie in seiner Geschichte, die Hunderttausende von Jahren währt, hat sich der Homo sapiens mit dem Schicksal begnügt, zu bleiben, was er ist. Stets hat er versucht, sich selbst zu verbessern: Angefangen bei kosmetischen Eingriffen und Schönheitsrezepturen bis hin zum Verlangen, körperliche Grenzen zu überschreiten, seine Kräfte zu vervielfachen, zu neuen geistigen Ufern aufzubrechen, seine Erkenntnisfähigkeit zu steigern, sein Denkvermögen zu verbessern, ja, schließlich sogar die Grenzen der Endlichkeit seines Lebens hinter sich zu lassen – bis hin zum Versuch, sogar neues Leben erschaffen zu wollen.

Dieses Buch nimmt Sie, liebe Leserin, lieben Leser, mit auf eine Reise durch Geschichte, Gegenwart und Zukunft – quer durch Anthropologie, Kulturgeschichte, Informatik, Medizin, Technik und Ethik bis hin zu den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, der Hirnforschung und der Robotik. Seine Beiträge stellen sich den Fragen: Woher kommt der Mensch als Suchender, der die permanente Optimierung seines Wissens und seines Könnens anstrebt? Und wohin wird ihn diese Suche in der Zukunft führen?

Auf dieser Reise werden wir an vielen wissenschaftlich fundierten Beispielen erkennen, wie weit der Mensch in seinen Bemühungen schon gekommen ist: Wie er sich mithilfe von digitaler Unterstützung, selbst lernenden Programmen, neuester Sensorik und ausgeklügelter Medizintechnik schon heute in eine unauflösliche Symbiose zwischen lebendigem Körper und konstruiertem Computer begeben hat. Abzulesen ist das an Beispielen von künstlichen Hüften über durch Gehirnimpulse steuerbare Handprothesen bis hin zu neuronalen Schrittmachern im Hirn, die Parkinson-Patienten vor den Symptomen ihrer Erkrankung schützen sollen.

Doch das ist nur der Anfang, wie unsere Autoren an zahllosen weiteren Beispielen zeigen: Roboter werden unsere Körperkräfte vervielfachen, die Denkfähigkeit unseres Gehirns wird mithilfe von Künstlicher Intelligenz und neuronalen Schnittstellen zu ungeahnten Fähigkeiten voranschreiten. Und perfektionierte Roboter werden uns vielleicht bald schon eine neue Dimension von Sexualität bescheren, die kein menschliches Gegenüber aus Fleisch und Blut mehr braucht.

Ab welchem Punkt wird der lebendige Körper zum Androiden, hört der Homo sapiens auf, Mensch zu sein?

Horrorvision? Mehr Fiction als Science? Schöne neue Welt? Dieses Buch wagt eine spannende Reise – und das nicht ohne die Leitplanken der Philosophie: Denn genauso wichtig, wie die kaum vorstellbaren technischen Sensationen, die der Mensch auf dem Wege der Optimierung seiner selbst durchschreiten wird, zu diskutieren, ist die dazugehörige ethische Einordnung: Ab welchem Punkt wird der lebendige Körper zum Androiden, hört der Homo sapiens auf, Mensch zu sein? Dieses Buch beschäftigt sich deshalb komprimiert und dennoch intensiv mit allen zentralen Fragen, die die Zukunft unserer Gattung ausmachen werden.

Die Herausgeber dieses Buches – die Wissenschaftliche Buchgesellschaft und die Redaktion von bild der wissenschaft – danken den Autoren dieses Bandes. Sie haben zusammen gewirkt, um immer drängenderen Fragen unserer Zukunftsexistenz zu beleuchten: Wie sich die Baustelle Mensch in unserer Geschichte bisher ausgewirkt hat. Welche Konsequenzen sie in den nächsten Generationen entwickeln wird. Und welche Folgen das für das Leben unserer Kinder und Kindeskinder haben wird.

Wir freuen uns, dass Sie uns auf dieser Reise begleiten.

Viel Freude bei der Lektüre

wünscht Ihnen Ihr

Christoph Fasel

Werkstatt Mensch

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