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1.1. Interdisziplinarität wird oft gefordert, aber selten betrieben.

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Gemeint ist, dass Interdisziplinarität aufgrund vieler Schwierigkeiten1 bei der disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit seltener, als es wünschenswert wäre,2 auch tatsächlich betrieben wird. Warum Interdisziplinarität schwierig ist, legen einige Autoren im vorliegenden Band (z.B. Winfried Löffler oder Gerhard Vollmer) dar. Eine Reihe von Belegen, dass Interdisziplinarität schwierig ist, und Gründe, warum sie schwierig ist, finden wir an vielen Stellen in der einschlägigen Literatur.3

So wird etwa argumentiert, dass die jeweils in einem Fach vorherrschenden spezifischen Methoden4 interdisziplinäre Zusammenarbeit5 hemmen. Das belegt z.B. die Auswertung einer Befragung von Blättel-Mink et. al. (2003, S. 30ff.) auf der Basis von ca. 50 Fragebögen.

Disziplinäre Codes/Sprachen werden ebenfalls als eher hinderlich bis stark hemmend empfunden (Immelmann 1987, S. 86f.; Voßkamp 1987, S. 99; Blättel-Mink 2003, S. 30ff.). Der Mehraufwand für die Kommunikation zwischen den Fächern und für Übersetzungen bei gleichzeitig knappen (zeitlichen) Ressourcen verschärfe aus Sicht der Befragten das Problem. 67,3 % der Interviewten gaben an, dass der zeitliche Mehraufwand enorm sei. Hier stellt sich für einige die Frage, ob dieser Mehraufwand gerechtfertigt ist.

Ähnliches gilt für disziplinäre Weltbilder bzw. Paradigmen, die als unhintergehbar gelten bzw. nicht angetastet werden. Als Beleg zitieren Blättel-Mink et al. (2003, S. 31): „Nein: [Es wird nicht über Transdisziplinarität diskutiert] weil Volkswirtschaftler andere Disziplinen grundsätzlich nicht anerkennen und sich daher nicht mit ihnen beschäftigen.“ An gleicher Stelle finden wir die Einschätzung, dass „Scheuklappen von Projektgebern“ häufig und einer interdisziplinären Annäherung abträglich seien (auch Stehr 2000, S. 3).

Ähnlich dieser Arroganz einzelner Disziplinen beobachten Stokols et al. (abgemildert Stehr 2000) einen „Chauvinismus“ (2003, S. 32) einzelner Fakultäten und heftige Auseinandersetzungen über die vorherrschenden Weltanschauungen. Die Kontrahenten sind zumeist auf der einen Seite die biologischen und medizinischen Wissenschaften, auf der anderen Seite Sozial- und Verhaltenswissenschaften, so Stokols et al. (2003, S. 32).

Auf eine weitere Schwierigkeit macht Krüger (Krüger 1987, S. 108) aufmerksam. Da es uns schon schwerfällt, Elemente der Disziplinarität zu bestimmen und weil gute Disziplinarität eine Voraussetzung für gelungene Interdisziplinarität darstellt, ist es wenig verwunderlich, dass wir uns mit Interdisziplinarität (oft) schwer tun. Wir kommen auf diesen Punkt in 3.1. zurück und belassen es hier bei einem Hinweis: Wenn etwa Erkenntnisinteressen innerhalb einer Disziplin entweder nicht benannt werden können oder es mehrere voneinander abweichende Erkenntnisinteressen gibt, dann liegt es nahe, bei verschiedenen „Wissenskulturen“6 (Snow 1959), die aufeinanderprallen (Stokols et al. 2003, S. 32), erhebliche Verständigungsschwierigkeiten zu erwarten. Bereits diese Ausführungen legen nahe, warum Interdisziplinarität seltener betrieben als gefordert wird. Darüber, dass es so ist, herrscht in der Literatur seltene Einigkeit (siehe etwa Hartmann 2005 und viele der Beiträge in Kocka 1987).

Diese Feststellung legt nahe, dass es schwer ist, guten Vorsätzen in der wissenschaftlichen Praxis auch gute Taten folgen zu lassen. Anders gesagt: Interdisziplinarität hat oft ausschließlich programmatischen Charakter (Wingert 1997, S. 421ff.; Defila/Di Giulio 1999; Hartmann 2005).

Interdisziplinarität

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