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1.3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist nicht immer wünschenswert oder gar notwendig.

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Diese These ist weder neu noch besonders originell. Doch sagen uns die Verzichtserklärungen auf Inter- und Transdisziplinarität viel darüber, wie wir heute Inter- und Transdisziplinarität verstehen können. Schon aus heuristischen oder methodologischen Gründen wäre es ratsam, im Vorfeld prüfen zu können, wann wir besser auf interdisziplinäre Ansprüche verzichten sollten. Balsiger (2004, S. 408) stellt heraus, dass wissenschaftspolitische Forderungen nach Interdisziplinarität in Kontrast stehen zur eher bescheidenen wissenschaftlichen Nachfrage. So verzichteten die Forscher/Wissenschaftler des vom Schweizerischen Nationalfond finanzierten Programms „Landscapes at the Habitats of the Alp“ komplett auf einen disziplinenübergreifenden Anspruch. Kaufmann (1987, S. 77) stellt ernüchtert fest: „Interdisziplinäre Problemstellungen drängen sich für Wissenschaftler, die voll in einer bestimmten Disziplin verankert sind, nur ausnahmsweise auf.“ Als Gründe für seine Einschätzung nennt er den Voraussetzungsreichtum für gelungene interdisziplinäre Kooperation (siehe 3.4.). Selbst wenn wir weniger pessimistisch urteilen als Kaufmann, so wird man in der Normalforschung (hier verstanden in Anlehnung an Kuhn) eher disziplinär als interdisziplinär arbeiten.

Es gibt auch gute Gründe dafür, dass bei näherem Hinsehen reale Forschung oft nicht interdisziplinär funktionieren kann. So schreibt etwa Heckhausen (1987, S. 139f.):

Wir dürfen nicht übersehen, dass Forschung im Sinne schärfster Erkenntnis nur intradisziplinär8, d.h. monodisziplinär im Hinblick auf das theoretische Integrationsniveau des gewählten Fachs unvermengt betrieben werden kann. Mit der monodisziplinären Betrachtung müssen konkurrierende Sichtweisen anderer Disziplinaritäten mit ihren abweichenden theoretischen Integrationsniveaus unvermeidlicherweise ausgeblendet werden. [Ausblendung] ist der Preis, der für die Möglichkeit vertiefter und wissenschaftlich ‚disziplinierter‘ Erkenntnis zu zahlen ist. […] Denn diese Fächer isolieren einzelne Faktoren, um deren Wirkung in planmäßiger Bedingungsvariation oder Bedingungskontrolle zu prüfen.

Diese Sicht verdiente eigentlich eine ausführlichere Stellungnahme, worauf wir in diesem Rahmen aus Umfangsgründen verzichten müssen. Tatsache ist, dass sich hier jemand, der sich intensiv mit interdisziplinärer Forschung beschäftigt hat, sehr zurückhaltend gegenüber ihren Möglichkeiten äußert.

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