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Städtische Räume

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Verstädterung

Mehr als andere Großräume der Erde wird Afrika von rezenten Verstädterungsprozessen geprägt. Ein extremes Beispiel, in dem freilich die Dynamik des beschriebenen Prozesses drastisch veranschaulicht wird, ist die nigerianische Küstenstadt Lagos. Seit 1950, also binnen nur zweier bis dreier Generationen, wuchs deren Einwohnerzahl von seinerzeit 300.000 auf mittlerweile über 10 Mio. an. Auf dem gesamten Kontinent, der derzeit mit 3,5 % im Jahr die weltweit höchsten Verstädterungsraten aufweist, leben fast 40 % der Bevölkerung in Städten. Der Anteil der Stadtbevölkerung wird bis 2030 ungefähr 54 % erreichen (GLOBAL REPORT ON HUMAN SETTLEMENTS 2005). Diese schnell voranschreitende Verstädterung wird von einer Polarisierung der urbanen Gesellschaft und einem wachsenden Anteil der Armen an der städtischen Bevölkerung begleitet. Damit stellt sich das Problem der Trinkwasserversorgung dort in ganz eigener Weise, bedeutet die Ausweitung der Wasserversorgung für alle Bewohner sowie ihre Finanzierung eine der größten Herausforderungen für die Kommunal- und Regionalverwaltungen (NIEMANN/GRAEFE 2006).

Nur Teile der Stadtbevölkerung Afrikas sind an ein Wasserverteilungsnetz angeschlossen, in Westafrika z.B. liegt die Anschlussrate insgesamt unter 50 %. Doch selbst ein Wasserhahn sichert keineswegs einwandfreies Wasser – die technischen Anlagen der Wasseraufbereitung und die Rohrleitungen sind oft veraltet und ungenügend gewartet. Unterbrechungen der Wasserversorgung sind in den meisten Städten keine Seltenheit, sei es als Reaktion auf Zahlungsrückstände der Verbraucher, als Sparmaßnahme beabsichtigt oder technisch bedingt infolge von ausgefallenen Pumpen bzw. Lecks in der Wasserleitung – letztere werden in den Großstädten Afrikas für den Verlust von durchschnittlich 39 % des Wassers verantwortlich gemacht (vgl. CLARKE/KING 2004). So variiert der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser sehr stark: in Kapstadt beispielsweise sind dies 95 %, in Luanda hingegen nur 29 % der Bewohner. Quantitative Angaben zum Wasserverbrauch sind für die mehrheitlich ohne Wasseranschluss lebende Bevölkerung selten, sie sind aber auch für den angeschlossenen Teil schwierig zu berechnen.

Multiple Disparitäten

Hohe Disparitäten im Wasserkonsum innerhalb einer Stadt zeigen sich beispielsweise in Namibias Hauptstadt Windhoek: Reiche, mit Swimmingpool und tropischem Garten ausgestattete Haushalte weisen nicht selten einen Verbrauch zwischen 600 und 800 l pro Tag und Person auf, im Gegensatz dazu verbrauchen Personen in den informellen Siedlungen der Stadt im Durchschnitt ca. 20 l pro Tag. Neben den Unterschieden im Zugang zu Wasser und im Wasserverbrauch bestehen hohe Disparitäten auch in den Wasserpreisen. So bezahlen die Armen für das Wasser oft ein Vielfaches dessen, was die über einen privaten Wasseranschluss verfügenden Bewohner aufwenden. In Ouagadougou kostet z.B. das von einem privaten Wasserverkäufer bezogene Wasser das fünf- bis sechsfache des über einen privaten Wasseranschluss verteilten Wassers (NIEMANN/GRAEFE 2006).

Diese multiplen Disparitäten in der Wasserversorgung können nicht nur mit der schnellen Verstädterung begründet werden. Die Ausweitung des Leitungssystems über zum Teil sehr weite Strecken aufgrund einer lichten Bebauung und der sich immer weiter in die Fläche ausdehnenden Suche nach billigem Baugrund sowie die Vervielfachung der Anschlüsse in den informellen Siedlungen erhöhen die Kosten in einer Zeit, in der die finanzielle Situation der afrikanischen Staatshaushalte zumeist ohnehin in der Krise ist.

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