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A4.3 Ein Rezept in fünf Schritten

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Das Rezept ist nicht wirklich erprob, wenn es auch stark auf den mit Handeln vorbereiten gemachten Erfahrungen aufbaut. Rückmeldungen über Verständlichkeit und Nützlichkeit sind daher sehr erwünscht!

Im Zentrum stehen:

• Eine bestimmte Situation (wie «Brot backen» oder «einen Computer als Server einrichten»), deren Bewältigung die Lernenden am Ende ihrer Ausbildung beherrschen müssen.

• Ein neues Vorgehen, das von den Lernenden in den Unterricht eingebracht wird und das die Lehrperson nicht kennt.

Neue Vorgehensweisen können die Lernenden unmittelbar im betrieblichen Alltag von anderen Mitarbeitenden lernen. Sie können sie auf eigene Faust oder im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen im Internet entdecken. Oder vielleicht bekommen sie die Gelegenheit, an einer betrieblichen Weiterbildung teilzunehmen, bei der beispielsweise die ganze Belegschaft im Umgang mit neuen Maschinenmodellen geschult wird.

Da die Lehrperson das neue Vorgehen noch nicht kennt, gerät sie in die Rolle einer Lernenden. In diesem Moment sollte sie genau das tun, was gute Lernende auszeichnet: einerseits das neue Wissen mit dem vorhandenen verbinden und andererseits Anwendungsfragen und Anwendungsprobleme klären. In dieser Rolle dient sie den Lernenden als Modell, indem sie öffentlich und zusammen mit der ganzen Klasse dazulernt.

Schritt 1: Kontext sicherstellen

Die Lehrperson stellt sicher, dass alle von derselben Situation ausgehen. Bringt also jemand die App aus dem Beispiel spontan in den Unterricht mit, könnte eine erste Frage der Lehrperson lauten: «Moment, in welcher Situation soll das nützlich sein?»

Schritt 2: Verständnissicherung

Die Lehrperson versucht, das neue Vorgehen selbst einzusetzen. Sie lässt sich dabei von den Lernenden so lange helfen, bis sie sicher ist zu verstehen, wie dieses Vorgehen funktioniert. Sie ermuntert die anderen Lernenden dasselbe zu tun.

Schritt 3: Fachliche Analyse

Die Lehrperson fragt sich laut denkend und im Austausch mit den anderen Lernenden, nach welchen Prinzipien das Vorgehen funktioniert. Hier kommt der vorhandene fachliche und theoretische Wissensvorsprung der Lehrperson (im Beispiel der Satz des Pythagoras) zum Tragen. Unter Umständen wird aber auch eine (gemeinsame) Recherche beispielsweise im Internet nötig.

Schritt 4: Erfahrungsbasierte Analyse

Die Lehrperson erinnert sich an Fälle aus ihrer beruflichen Praxis, bei der sie selbst entsprechende Aufgaben zu lösen hatte (z.B. einen rechten Winkel überprüfen), und diskutiert mit den anderen Lernenden, ob das neue Vorgehen in all diesen Fällen einsetzbar gewesen wäre. Sofern die anderen Lernenden auch über entsprechende Erfahrungen verfügen, können auch sie diese als Testfälle einbringen.

Schritt 5: Klärung von Anwendungsproblemen

Die Lehrperson und die Lernenden fragen sich, ob sie nun in der Lage wären, das neue Vorgehen tatsächlich im beruflichen Alltag einzusetzen. Sie probieren es aus und diskutieren später ihre Erfahrungen und die aufgetretenen Schwierigkeiten.

DIE LEHRPERSON ALS LERNMODELL IM ÜBERBLICK

1. Kontext sicherstellen

2. Verständnissicherung

3. Fachliche Analyse

4. Erfahrungsbasierte Analyse

5. Klärung von Anwendungsproblemen

Situationsdidaktik konkret (E-Book)

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