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Kapitel 10

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„Bleibst du heute Nacht hier?“ wollte Paul von Susanne wissen. „Ja, heute geht es. Aber morgen werde ich bei mir in der Wohnung bleiben. Ich muss Übermorgen sehr früh raus“. Paul freute sich, dass er diese Nacht nicht alleine verbringen musste. Susanne blieb nicht immer. Oft musste sie früh arbeiten und da war ihr die Fahrt zur Arbeit zu anstrengend. Zumindest war das ihre Erklärung. Paul war sich sicher, dass er sich keinerlei Gedanken um Susannes Treue mache musste. Aber oft verstand er es auch nicht, warum sie immer wieder nach Hause fuhr. Irgendetwas wollte Susanne damit bezwecken, nur war Paul noch nicht so ganz klar was es war. So hatte er nach einer Weile der Auseinandersetzungen, wegen dieses Themas, damit aufgehört weiter zu bohren. Und er wollte diesen schönen Abend, den das Paar miteinander verbracht hatte auch nicht zerstören. Also sperrte Paul die Haustüre auf und öffnete sie. Susanne ging direkt ins Bad und schon nach kurzer Zeit hörte er, dass sie sich die Zähne putzte. Die rote LED-Anzeige auf dem Anrufbeantworter blinkte wieder. Paul drückte den Abhörknopf und lauschte der Ansage. Und kaum dass er den Finger von dem Knopf genommen hatte schien im das Blut in seinen Adern zu gefrieren. Er hörte ein Geräusch, das sich wie Trommeln anhörte. Ein langsames Schlagen, wie die Töne eines Herzschlages der jedoch noch von einer Stimme übertönt wurde: „Paul, ich bin dir auf der Spur. Wenn du nicht aufhörst deine Gabe so auszunutzen, dann werde ich dafür sorgen, dass du die Verantwortung für alle Betrügereien übernimmst“. Er wollte die Stopptaste drücken und den Anrufbeantworter stoppen, doch seine Hand wollte ihm nicht mehr gehorchen. Sein ganzer Körper war wie gelähmt. Paul überkam ein Gefühl als ob sich der Boden unter ihm auftäte und das klaffende Loch unter ihm versuchte ihn am Stück zu verschlingen. Schlagartig wurde ihm klar, dass Irgendjemand über ihn und seine Machenschaften Bescheid wusste. Paul spürte, wie sich sämtliche Haare an seinem Körper aufstellten. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Es schoss ihm durch den Kopf mit welchen Konsequenzen er zu rechnen hätte. Sicher würde er seinen Job verlieren, soviel war klar. Und womöglich musste er sogar ins Gefängnis. Ihm wurde schlecht und er spürte, wie seine Beine ihren Dienst versagten, nachgaben und er zu Boden stürzte.

Im Sturz riss er den Anrufbeantworter vom Schränkchen, dass dieser auf den harten Boden aufschlug und in seine sämtlichen Einzelteile zersprang.

Susanne kam erschrocken aus der Bad gestürzt um nachzusehen, woher der Lärm kam. Verstört und mit versteinerter Miene sah sie ihren Freund auf dem Boden sitzen. „Was um Himmels Willen ist los?“ wollte sie panisch von ihm wissen. Paul sah sie mit leeren Augen an und versuchte etwas zu sagen, doch er brachte kein Wort heraus. Susanne ging auf die Knie, beugte sich zu ihrem Freund und fragte besorgt „Paul, Schatz, was ist denn los? Geht es dir nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen?“ Paul winkte ab und stammelte nur „Es geht schon, es war heute wohl nur ein wenig zu viel Aufregung für mich. Ist bestimmt nur der Kreislauf. Ich muss nur einen Schluck trinken, dann geht es sicher gleich wieder“. Susanne führte ihren Freund ins Schlafzimmer, legte ihn sanft auf das Wasserbett und zog ihm wortlos die Schuhe aus. Paul lag teilnahmslos da und starrte an die Decke. „Soll ich nicht doch lieber einen Arzt rufen. Ich kann meinen Chef anrufen, den kennst du ja auch und der kommt sicher sofort? Oder soll ich dich vielleicht gleich ins Krankenhaus fahren?“ „Nein“ stöhnte Paul. „Es geht gleich besser. Ich muss nur mal kurz ins Bad“. Langsam erhob Paul sich aus dem Bett und torkelte in Richtung Bad. „Sperr aber nicht zu, nicht dass du noch bewusstlos wirst und ich dir nicht helfen kann“ rief Susanne ihm hinterher. Paul ging ins Bad, lehnte die Türe ans Schloss und sah sich im Spiegel an. Er sah sich auf einmal mit ganz anderen Augen. War er wirklich der erfolgreiche junge Mann für den er sich selber immer gehalten hatte? Und zum Teufel, wer war der Unbekannte auf dem Anrufbeantworter? Was wollte er von ihm?

Er wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab um wieder klar denken zu können, doch es fiel ihm schwer sich zu beruhigen. Sein sonst klarer, analytischer Verstand war von einem Gefühl der Unsicherheit vernebelt. Und dieser Nebel zog nun in dicken Schwaden durch sein Gehirn und wollte sich einfach nicht lichten. Auf einmal spürte Paul wieder dieses Gefühl, das er aus seiner Kindheit noch zu gut kannte. Langsam zog sich ein Schmerz durch seinen Kopf, der ihn fast ohnmächtig werden ließ. Vor seinen Augen begann es zu flackern und Paul spürte, wie sein ganzer Körper auf einmal gefühllos wurde. Wie aus einer anderen Welt schallte Susannes Stimme zu ihm „Paul! Paul, hörst du mich?“ Und dann zog ihn der Strudel hinab in die Tiefen einer dunklen Bewusstlosigkeit. Kaum dass sich sein Verstand abgeschaltet hatte, er konnte nicht sagen wie lange dieser Zeitraum dauerte, begann sich sein Zustand zu verändern. Er hörte wieder Stimmen und seltsame Geräusche. Doch diesmal waren sie unbekannt und sie klangen zuerst weit entfernt, doch dann, sehr rasch, wurden die Stimmen klarer. Über ihm raschelte und piepte es unangenehm. Der Piepton bohrte sich durch seine Ohren tief in seinen Kopf. Er hatte dieses Geräusch schon einmal gehört, konnte aber immer noch nicht klar genug denken um dahinter zu kommen, wo. Im Gegensatz zu seinem Gehörsinn wollte sein Körper nicht wach werden. Er konnte sich weder bewegen, noch die Augen öffnen. Wie in Watte gepackt spürte er, dass irgendetwas mit ihm geschah, aber er konnte auch dieses Gefühl nicht zuordnen. Dann hörte er eine männliche, tiefe Stimme sagen „Alle zur Seite, erhöht auf 250“. Plötzlich durchzuckte ihn ein Blitz und warf seinen Körper für die Dauer eines Herzschlages in die Höhe. Der Piepton veränderte sich in ein rhythmisches Geräusch und irgendjemand meinte: „Wir haben ihn wieder“. Paul versuchte die Augen zu öffnen, was ihm auch, nach einer Anstrengung die einem Marathonlauf gleichkam, gelang. Er sah in zwei braune Augen, den Rest konnte er nicht erkennen, die Person, die sich über ihn beugte war mit einem grünen Mundschutz und einer Kopfhaube vermummt. Paul war in einem OP. Der Arzt drückte ihm mit einer Hand eine Gummimaske auf Mund und Nase und er spürte, wie ihm Luft in die Lungen gepresst wurde. Vor ihm hing ein grünes Tuch hinter dem es anscheinend noch einige weitere Personen gab. Zumindest hörte Paul von dort hektische Stimmen und metallenes Geklapper. Dann hörte er wie ihn eine Stimme anrief: „Herr Gasser, hören Sie mich? Sie müssen feste atmen“. Wieso nannte ihn jemand bei diesem Namen? Augenblicklich wurde Paul klar, dass er wieder in einen anderen Körper gezogen wurde. Aber diesmal war es wieder wie in seiner Kindheit. Es überkam ihn einfach. Und diesem Körper, in dem er jetzt steckte, schien es nicht gut zu gehen. „Der Druck fällt ab, ich kann ihn nicht halten“ schallte es in seinen Ohren. Dann spürte er, wie sein ganzer Körper ganz leicht wurde. Die Geräusche schienen in weite Ferne zu rücken und er fühlte sich, als ob er zu schweben beginnen würde. Alle Angst und aller Kummer rückten in den Hintergrund und ein wohliges, warmes Gefühl durchzog in sanften Wellen seinen Körper. Aber das war nicht sein Körper, durchzuckte ihn ein schrecklicher Gedanke. Und dieser Mensch, in dem er gerade steckte, schien in diesem Moment zu sterben. Paul wehrte sich, er wollte noch nicht sterben, aber das Gefühl der Geborgenheit und Stille breitete sich schleichend immer weiter aus und wollte ganz Besitz von ihm ergreifen. Ein letztes Mal versuchte Paul sich gegen dieses Gefühl zu wehren. Er mobilisierte seine ganze Kraft. Versuchte sich anzuspannen und seine Gedanken zu konzentrieren. Doch dann schwanden ihm die Sinne und er fiel in eine tiefschwarze Nacht, ohne jegliches Gefühl.

Gedankenpiraten

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