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Kapitel 3

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Ganz langsam, wie ein Nebel der vom Wind weggeblasen wird, wurden Pauls Gefühle wieder realer. Vor wenigen Sekunden fühlte er sich noch wie in Watte gepackt. Alles war irgendwie gedämpft. Die Dunkelheit um ihn herum schien langsam wieder dem Tag zu weichen und auch sein Geruchs- und Gefühlssinn nahmen wieder ihre Arbeit auf. Und obwohl er, so fühlte er sich jetzt zumindest, wieder wach wurde, kannte er sich nicht aus. Er war wieder in der Arztpraxis, die er gerade mit seinem Vater verlassen hatte, nur saß er jetzt auf dem Stuhl des Radiologen, der sie gerade so arrogant behandelt hatte. Ihm gegenüber saß eine Frau, die ihn nur mit erschrockenen, weit aufgerissenen Augen ansah und wie aus weiter Ferne hörte Paul sie rufen „Herr Doktor, ist alles in Ordnung mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich Hilfe holen?“ Paul schüttelte sich. Was war denn das jetzt wieder für ein schräger Traum? War es möglich, dass man es bewusst merkte, wenn man träumte und somit das Geschehen beeinflussen konnte? Aber der Gedanke gefiel Paul. Sich auf den Stuhl eines anderen setzen, wollte das nicht jeder einmal ausprobieren? Aber irgendwie war Alles um ihn herum seltsam fassbar. Er hatte einmal gehört, dass, wenn man nicht wusste ob man träume oder nicht, man sich einfach zwicken musste. Im Traum sollte man angeblich keine Schmerzen spüren können. Also zwickte sich Paul in den Arm. „Autsch“, hörte er eine tiefe Stimme, die ganz offensichtlich aus seinem Mund kam, aber nicht von ihm sein konnte. Das musste ein ziemlich bizarrer Traum sein. Die Dame, die ihn immer noch besorgt ansah, fächerte ihm mittlerweile Luft mit einem Röntgenbild zu. „Soll ich Hilfe holen?“ wiederholte sie sich. „Nein, es ist alles in Ordnung“ meinte Paul und war wieder über die unbekannte Stimme, die dies zu sagen schien, erschrocken. Es musste ein Traum sein, aber ein ziemlich durchgeknallter! Vielleicht hatte der Arzt ja auch Recht und Paul war nicht normal. Vielleicht hatte er deshalb auch diese seltsamen Träume. Naja, dann konnte er das Ganze ja auch genießen und seinen Traum so gestalten wie er das wollte. In seine eigene Welt eintauchen und das normale Leben hinter sich lassen. „Gute Frau“ sagte er. „Wo waren wir stehen geblieben?“ „Wir sprachen gerade über meine Bewerbung“ lächelte die Frau ihn an. Dabei grinste sie mit einem breiten Lächeln und blinzelte Paul, also dem Arzt, zu.

Der Traum gefiel Paul. Immerhin befand er sich schon in der Pubertät und er fand Mädchen nicht mehr nur blöde, sondern durchaus auch interessant. Auch wenn er das nie zugeben würde. Aber im Traum war ja alles erlaubt. Aus verschiedenen Fernsehfilmen wusste Paul, dass es sich in seinem Traum jetzt wohl um ein Bewerbungs-gespräch handelte. Er hatte einmal heimlich, als sein Vater wieder einmal im Esszimmer eingeschlafen war und er verstohlen alle Programme nach etwas spannendem durchgezappt hatte, einen kurzen Ausschnitt aus einem Erotikfilm gesehen, in dem sich eine Frau als Sekretären beworben hatte. Und von seinem Vater wusste er, dass man in Träumen das Erlebte des Tages noch einmal verarbeitet. Also kreuzte sich jetzt der Arztbesuch mit dem Erotikfilm. „Coole Sache“ grinste Paul. „Bitte?“ meinte die junge Frau. „Dann stehen Sie doch mal auf und lassen sich ansehen, junge Frau“ Die Frau machte was Paul von ihr verlangte und stellte sich etwas unbeholfen hin. Paul war etwas verwirrt, da sie bestimmt schon Mitte Zwanzig war und an sich als Freundin nie in Frage kommen würde. Aber trotzdem gefiel sie ihm, wie sie mit ihren schwarzen Haaren und den blauen Augen vor ihm stand. Sie hatte ein hübsches Sommerkleid mit einem Blumenmuster und hochhackige Schuhe an. Für so etwas hatte er sich bis jetzt noch nie interessiert,

aber jetzt fand er es sehr spannend. Paul kam sich auf einmal ziemlich alt und erwachsen vor. Auch die junge Frau schien sichtlich irritiert. Aber es war ja schließlich sein Traum und der machte ihm jetzt auch langsam Spaß. Es war wohl gar nicht so schlecht Arzt zu werden. „Haben sie meine Zeugnisse gesehen?“ fragte die junge Frau. „Ja klar“ lachte Paul. „Nur in Mathe könnten Sie etwas besser sein.“ „In Mathe? Ich meinte meine Approbation und meine Prüfungsergebnisse der Ärzteprüfung.“ „Jaja, natürlich, da ist ja nur das Betragen nicht ganz so gut gewesen. Sie sind wohl ein böses Mädchen“ flachste Paul sie an. „Ich verstehe nicht ganz“ meinte die Frau und drehte dabei den Kopf fragend zur Seite. Doch Paul gefiel seine Rolle und so machte er weiter. Schließlich sollte es ja wie in diesem Film enden. „Na dann zeigen Sie mir doch mal was Sie drunter anhaben“ befahl er ihr und versuchte dabei cool zu wirken. „Bitte? Ich soll was?“ „Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt, Sie sollen sich etwas ausziehen, schließlich wollen wir doch beide, dass sie den Job bekommen.“ Und gerade als es spannend wurde, spürte Paul wieder dieses seltsame Gefühl. Und dann kam auch wieder die Dunkelheit über ihn. Er spürte, wie seine Ohren zu summen begannen und plötzlich fühlte es sich an, als ob er in einen Strudel gesogen würde. Alles drehte sich um ihn herum. Er sah nur noch, wie die junge Frau wild gestikulierend auf ihn zukam und dann war der Traum auch schon zu Ende.

Gedankenpiraten

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