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2.2 Literarische Quellen – die Philologien 2.2.1 Die Handschriftenüberlieferung

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Nur ein Bruchteil der griechischen und lateinischen Literatur des Altertums existiert heute noch. Wie die genauen Zahlen aussehen, ist ungewiss. Manfred FuhrmannFuhrmann, Manfred geht beispielsweise davon aus, „dass nicht einmal ein Hundertstel der römischen Literatur – der lateinischen Werke also, die in dem halben Jahrtausend von etwa 250 v. Chr. bis 250 n. Chr. entstanden sind – erhalten blieb“. Diese Schätzung ist vielleicht zu pessimistisch, und für die antike griechische Literatur oder die lateinische Literatur der Zeit nach 250 n. Chr. mögen die Verhältnisse teilweise etwas besser aussehen. Dennoch ist unbestreitbar, dass in der Tat der Löwenanteil des antiken Schrifttums – höchstwahrscheinlich für immer – verloren gegangen ist. Dies ergibt sich schon daraus, dass in den erhalten gebliebenen antiken Schriften sowie in späteren EXZERPTEN und Katalogen eine Vielzahl von Autoren und Werken erwähnt werden, die eben nicht überliefert wurden. Dabei trat ein Teil der Verluste bereits in der Antike selbst auf, doch die meisten Fäden rissen – im Osten wie im Westen – erst im 7. und 8. nachchristlichen Jahrhundert ab.

Abb. 4

Handschrift auf Papyrus in jüngerer römischer Kursive aus dem 4. Jh. n. Chr., gefunden in Ägypten

Die auf uns gekommene antike Literatur wurde größtenteils in Klöstern durch die Jahrhunderte des Mittelalters hindurch handschriftlich tradiert. Als man dann in der frühen Neuzeit begann, sich für diese Texte wieder stärker zu interessieren, stellte man fest, dass verschiedene Handschriften ein und desselben Werkes mitunter voneinander abweichen konnten. Das ständige Abschreiben hatte im Laufe der Zeit also zu zahlreichen Fehlern geführt, und darüber hinaus war es offenbar auch zu anderen Veränderungen des ursprünglichen Wortlautes gekommen, wie z.B. zu Anmerkungen, INTERPOLATIONEN oder gar irrtümlichen ‚Verbesserungen‘ der Kopisten. All dieses bezeichnet man als KORRUPTELEN, d.h. als verderbte Textstellen. Die Konsequenz aus dieser Beobachtung musste daher sein, durch genaue Handschriftenvergleiche (KOLLATIONKollation) und darauf aufbauende Überlegungen einen ‚Urtext‘ zu erschließen. Dieses Bemühen, die so genannte TextkritikTextkritik, die sich besonders seit dem 15.Jahrhundert erkennen lässt, war letztlich die Geburtsstunde der Klassischen PhilologiePhilologie. Nach reflektierten methodischen Regeln, und damit als Wissenschaft betrieben, wird die Klassische Philologie freilich erst seit dem 19.Jahrhundert; damals verfestigte sich im Zuge der allgemeinen akademischen Institutionalisierung auch ihre Aufspaltung in die beiden sprachlichen Teilbereiche der Gräzistik und der Latinistik.

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