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8. Kapitel

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Ronja hasste die Fahrt in und durch den Ebersberger Forst zu Josefs Jagdhütte. Jedes Mal versaute sie ihren Golfcabriolet auf den schmalen und morastigen Waldwegen. Auch ihr Navigator fand die abgelegene Hütte nicht und dirigierte sie kompromisslos zum Wildschweingehege. Irgendwann schrieb sie auf einen Zettel, an welcher Kreuzung, welchem Bildstock oder sonstigem Grenzstein sie abzweigen musste, nachdem Josef einige Male vorausfuhr.

Heute war sie eh spät dran. Der Wald zeigte sich noch schmucklos mit nackten Ästen in der tief stehenden Märzsonne.

„Wenigstens kein Schnee mehr!“, dachte Ronja und stieg auf die Bremse, als ein Eichhörnchen erschrocken vor ihr vorbeihuschte. Josef würde bereits auf sie warten und sicherlich ein neues Wildgericht auftischen. Eigentlich war der Begriff Jagdhütte ein lächerlicher Ausdruck für die Luxusbehausung mitten im Wald. Immerhin gab es dort fließend warmes Wasser, einen Herd und Kühlschrank. Ein kleines Kofferradio berichtete von der Außenwelt und unterbrach das Zwitschern der Vögel.

Josef liebte diese Abgeschiedenheit. Nur mit wenigen Jagdkollegen oder seiner Geliebten, teile er diesen Ort. Das dürfe sie ihm ruhig glauben, dass sie die erste Frau sei, mit der er hier seine Zeit verbrachte. Davon war Ronja überzeugt, denn keine Frau hätte sich auf dem borstigen Wildschweinfell vor dem großen Kamin hingegeben. Josef sah ein, dass es hier an dicken, flauschigen Teppichen fehlte, auf denen sich nicht so leicht Spermaflecken verewigten. Er tat alles, damit Ronja sich wohl fühlte.

Endlich hatte sie das Liebesnest erreicht. Sie schnappte nach der Reisetasche, in der sich überwiegend Utensilien für Haut und Haare befanden. Kleidung störte nur den Kontakt mit Josef. Dann trabte sie über den Bachsteg hinweg und verschwandt zwischen den hohen Thuja Hecken, die der Hütte Sichtschutz schenkten. Josef stand bereits in der offenen Tür und lächelte sie an. Kurz vor ihm blieb sie stehen und ließ ihre Tasche zu Boden gleiten. Ronja wartete bis er sie an seinen Körper heranzog, sie fest in der Taille packte und mit seiner Zunge tief in ihren Mund stieß. Dabei schob sie eines ihrer mit hohen Lackstiefeln bekleidetes Bein zwischen seine Beine. Sanft massierte sie die Geschlechtsteile. Beide waren bis aufs äußerste erregt. Mit Leichtigkeit hob er Ronja an und trug sie in den warmen Wohnraum hinein. Die Tür hinter ihnen fiel knarrend zu. Noch halbwegs klar in Gedanken verschloss er diese.

Beide gestanden sich mit zarter Stimme, wie sehr sie sich vermisst hatten. Ronja strich durch sein kräftiges Haar, als sie sich küssten. Irgendwann ging ihnen die Puste aus und Josef stellte sie wieder ab. Dann öffnete er den verknoteten Gürtel ihres Mantels. Heute überraschte sie ihn mit einer weißen Seidenunterwäsche. Schnell entfernte er das bisschen Stoff und drückte Ronja auf die flauschige Decke direkt vor dem offenen Kamin.

„Ich will dich, sofort!“ Er zog dermaßen schnell sein Sweatshirt aus und streifte die Bluejeans ab, dass ihr keine Zeit blieb die Schaftstiefel abzuziehen. Er lag nackt über ihr und drang mit ganzer Manneskraft in sie ein.

Mit dieser Intensität begrüßten sie sich jedes Mal. Worte waren überflüssig, es galten einzig Taten. Hemmungslos schrie Ronja ihre Freude und Liebesschmerz aus. Sie war ausdauernd und Josef liebte ihre Kraft. Erst nach der Kaminnummer, wenn sich der Puls der beiden wieder normalisiert hatte, aßen sie zu Abend. In der zweiten Liebesrunde übernahm Ronja die Führung. Im Licht der lodernden Flammen ritt sie auf ihm, rücklings und vorwärts, bis er es nicht mehr halten konnte. So ging das die halbe Nacht bis beide erschöpft einschliefen. Nur die Reh- und Hirschgeweihe, die an der Wand hingen, blickten als stumme Zeugen der menschlichen Brunft zu.

Am nächsten Morgen stand Josef als erster auf und verrichtete leise die Hausarbeiten. Zuerst bestückte er den Kamin neu. Sein Bauch knurrte hörbar und verlangte ein ordentliches Frühstück. Ronja bemerkte im Halbschlaf seine Schritte und das Klappern von Geschirr. Sie seufzte zufrieden und legte sich auf die andere Seite. Erst als Josef ihr einen Kuss auf die Wange drückte, entschied sie sich aufzustehen.

„Guten Morgen, meine Wildkatze!“ Er reichte ihr einen flauschigen Sportanzug. „Hier, zieh das besser an!“ Josef nahm auf der Eckbank Platz. Auf dem Tisch vor ihm dampfte eine heiße Tasse Kaffee. Im Hintergrund blubberte die Kaffeemaschine und verbreitete ihr unverwechselbares Aroma.

„Na, mein Großer! Es ist einfach fabelhaft, wie du mich verwöhnst! Ich liebe dich!“ Sie wollte ins Bad und sich rekultivieren.

„Ach, bitte setz dich zu mir! Ich mag deinen Geruch von Schweiß und verblassten Parfüm!“ Ronja gehorchte und kuschelte sich an ihn. Er schenkte ihr Kaffee in eine angeschlagene Tasse ein und gab einen Schuss Milch dazu. So wie sie ihn am liebsten trank.

„Was willst du heute noch machen?“ Sie löste sich wieder von ihm.

„Wie immer! Ich werde eine Runde joggen gehen und dann Schreibkram erledigen!“ Josef zog eine dunkelrote Locke aus ihrem Gesicht.

„Wieso fragst du?“

„Na ja, wir verbringen immer nur die Nächte zusammen. Ich würde auch gerne bei Tag mit dir was unternehmen!“ Ronja nippte an der Tasse.

„Aha, und an was dachtest du da?“ Sie zuckte die Achseln. „Vielleicht mal in eine Stadt fahren und dort Spaß haben!“ Erwartungsvoll blickte sie ihn an.

„Na gut! Wenn du willst kannst du mich beim nächsten Gynäkologen-Kongress in Stuttgart begleiten. Warte mal, ich sage dir gleich, wann der stattfindet!“ Josef drängte sich an ihr vorbei und suchte nach seinem Terminkalender. Zuerst empfand Ronja Freude über die Einladung, aber im nächsten Moment erkannte sie die Mogelpackung. „Er hat es nicht begriffen!“, wurmte es sie. „Ich muss ihm klarmachen, was ich von ihm will!“, überlegte sie weiter. Aber ihr unbeherrschtes Wesen kannte keine Diplomatie und so fuhr sie fort: „Nein, was soll ich bei einem Kongress? Den ganzen Tag auf dich warten?“ Sie verzog den Mund und schüttelte den Kopf. Josef hörte das Blättern in seinem Kalender auf und blickte sie überrascht an.

„Wie soll das eigentlich mit uns weiter gehen?“ Josef hörte den Frust in ihrer Frage schwingen. Na klar, wie so oft sollte er eine Lösung für andere Leute Probleme finden. Er stöhnte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken.

„Puh, du überfällst mich plötzlich mit Dingen…dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht. Aber wenn du dir mehr aus unserer Affäre versprichst, muss ich gleich abwinken!“ Josef sah ihr fest in die Augen. Oft genug hatte er solche Diskussionen geführt.

„Schau mein Liebling, ich dachte, dass sei von Anfang an klar gewesen, dass wir hin und wieder unseren Spaß haben. Ich bin verheiratet und habe obendrein Kinder, das weißt du nicht erst seit heute!“ Josef setzte sich wieder an den Tisch, diesmal ihr gegenüber. Er trank ruhig seine Tasse aus. Ronja beobachtete ihn wie eine Katze, fertig zum Sprung. Es kostete sie viel Überwindung ihre auflodernde Wut zu bändigen. Immer diese Familien-Kutsche - das machte sie rasend.

„Ha, du bist ja ein toller Familienvater und Ehemann! Wie doof sind denn deine Liebsten zuhause, dass sie deine Hurerei nicht mitkriegen?“ Ronja sprach jetzt laut und ungehalten. Vieles hatte sich während der letzten Wochen an Unzufriedenheit in ihr aufgestaut. Immer musste sie sich fügen, seinen Zeitplan akzeptieren. Die Rolle der Geliebten wollte sie auf Dauer nicht spielen. Da musste mehr raus springen!

„Du hast dich in meine Familienangelegenheiten nicht einzumischen!“, entgegnete Josef scharf. „Ich habe mich vor niemanden zu rechtfertigen, was ich wann mit wem tue! Ich bin soweit sehr glücklich. Wenn du mit deinem Leben nicht klar kommst, so ist dies deine Sache. Ich kann dir deine Probleme nicht nehmen!“ Eigentlich wollte er ihr noch raten, wenn er ein Problem für sie geworden ist, dann müsse sie sich von ihm lösen. Aber das verkniff er sich im letzten Moment.

Josef stand ohne jegliche Erregung auf und legte noch einen Holzscheit in den Kamin. Dann drehte er sich um und blickte sie fast mitleidig an.

„Dann ist es wohl besser, wenn ich jetzt gehe!“ Gepresst sprach sie die Worte aus. Ronja biss auf die Zähne, als könne sie damit ihre Wut in Schach halten. Josef las in ihrem Gesicht, wie in einem offenen Buch. Man muss nur auf ihren Mund schauen. Besonders die schmalen Lippen verrieten jeden Verdruss. Aber er wollte Ronja nicht vergraulen. Dafür mochte er sie zu sehr und wollte auf die Ekstasen mit ihr nicht ganz verzichten.

„Ganz wie du willst, mein Schatz! Aber bedenke, ich schicke dich nicht fort!“ Josef schlüpfte in seine Sportschuhe und zog ein Stirnband über. Ronja saß noch unschlüssig am Frühstückstisch. Nichts hatte sie von der Wildschweinpastete, Jagdwurst oder Waldbeerenmarmelade angerührt. Der Milchkaffee schmeckte ihr auch nicht mehr.

Josef hockte sich vor sie nieder, griff nach ihren Händen und meinte sanft: „Ich möchte mich mit dir wirklich nicht streiten. Es ist mir zuwider! Wir haben eine so tolle Zeit miteinander. Bitte denke in Ruhe über alles nach. Ich freue mich immer dich zu sehen und ganz intensiv zu spüren! Du bist mir sehr wichtig, glaube mir!“

Ronja blickte in sein markantes gerades Gesicht, auf dem sich die Bartstoppeln ankündigten. Sie entspannte sich ein wenig und bemühte sich Ruhe zu bewahren.

„Ist gut! Aber denk auch du über uns nach. Es kann so nicht weiter gehen! Ich liebe dich, ich brauche mehr von dir! Wir sind füreinander geschaffen.“ Mit einem festen Händedruck unterstrich sie ihre Aussage. Josef atmete hörbar durch. Dann erhob er sich. Es machte keinen Sinn weiter zu reden. Josef küsste sie auf die Stirn und verlies wortlos die Hütte. Er sehnte sich nach Ruhe und lief in die Arme seines besten Freundes, dem Wald.

Schon während der ersten Schritte fühlte er sich befreit, erleichtert, als der weiche Waldboden unter seinen Füßen nachgab. Die kahlen Bäume machten den Eindruck, als würden sie noch im Winterschlaf verharren. Josef freute sich auf den Frühling, der jeden Tag einbrechen konnte.

Nach ein paar Metern atmete er tiefer und sog die feuchte Luft ein. Ein Eichelhäher alarmierte mit lautem Gekrächze die anderen Waldbewohner über sein Kommen. Josef verglich das Joggen wie das Defragmentieren einer seelischen Festplatte. Während dem Laufen ordnete er seine Gedanken, Probleme wurden gelöst und wichtige Geschehnisse gespeichert. Oft tauchten dabei Bilder aus seiner Kindheit auf.

Mit der Frage, warum er sich von einer Affäre in die nächste stürzte und seine Geliebten nicht wirklich liebte, stieß er immer wieder auf seine Mutter. Josef wusste, dass die mangelnde Mutterliebe der Ursprung dessen war. Als junger Mann, damals hatte er das Elternhaus bereits verlassen, um Medizin zu studieren, bemerkte er das desolate Eheleben seiner Eltern.

Sein Vater, ein angesehener Internist, war ein warmherziger und fröhlicher Mann. Er besaß ein hohes Maß an Güte und nahm sich Zeit für seine Mitmenschen, insbesondere für seine Patienten. Josef brachte ihm viel Achtung entgegen und übernahm seine Jagdleidenschaft. Die Mutter stammte aus einem sehr reichen und stinkfeinen Elternhaus. Sie war es gewohnt im Mittelpunkt zu stehen und ihre Intelligenz trieb sie zum Hochmut. Ihre ganze Liebe schenkte sie der Kunstgeschichte, worüber sich kein Mensch der Familie interessierte. Im Haus hingen überall alte, triste Bilder, gehalten von protzigen Rahmen. Vermutlich extrem teuer, aber dennoch nur hässlich. „So was würde ich nicht einmal in die Garage hängen!“, dachte Josef.

Mit der Zeit hatte ihn das Gefühl beschlichen, dass die Mutter den Vater nie wirklich geliebt hatte und ihn nur des Standes wegen zum Ehemann gewählt hatte. Nie verlor sie ein liebes Wort an ihn, oder zeigte eine herzliche Geste. Josef wurde als einziges Kind geboren, nicht gestillt, niemals von ihr sanft in den Schlaf getragen. Die Hausangestellten und Kindermädchen wechselten häufig.

Er behielt seine Mutter als rauchende und magere Frau in Erinnerung. Stets gepflegt, übertrieben geschminkt, und an den knochigen Fingern hingen teure Klunker. Von früh bis spät war sie in eine Nikotinwolke gehüllt. Überall standen gefüllte Aschenbecher herum, von denen die Zigarettenfilter mit rotem Lippenstift umrandet waren. Sie ließ keine Gelegenheit aus ihren Mann zu kritisieren und stachelte ihn an, noch mehr Sozialstatus zu erreichen. Sein Vater gab nach und schloss sich dem Rotary Club an. Somit blieb ihm noch weniger Freizeit übrig. Aber das Nörgeln der Gattin hatte zumindest nachgelassen. Er versuchte es ihr immer recht zu machen, denn er liebte sie.

„Armer Vater! Hast du nie bemerkt, dass du nur Mittel zum Zweck warst?“ Josef empfand Mitleid für ihn, hatte sich aber nie in die Ehe eingemischt.

Als sein Vater vor einigen Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, folgte ihm seine Mutter etwa zwei Jahre später ins Grab. Sie hatte ja niemanden mehr, dessen Energie und Liebe sie rauben konnte. Sie war ja bloß intelligent, aber armselig und innerlich schwach. Ihre Habgier und Selbstsucht haben sicherlich dem herzensguten Vater ein paar Jahre Leben gestohlen. Davon war Josef überzeugt. Vermutlich ging auch deshalb seine Berufswahl als Gynäkologe auf das Konto seiner Mutter. Er wollte alles über das weibliche Geschlecht, innen wie außen erfahren. Mit dieser Philosophie erklärte er sich seinen hohen Verschleiß an Frauen, die ihm kaum etwas bedeuteten.

Josef drosselte das Tempo. Die Pfützen erschwerten das monotone Laufen. Aber er freute sich über den Parcours und sprang hin und wieder über die kleinen Wassergräben. An der nächsten Kreuzung bog er rechts ab auf einen befestigten Schotterweg. Er würde heute seine Laufstrecke verlängern müssen um trockenen Fußes zurück zu gelangen.

Josef zog das feuchte Stirnband hoch, welches langsam über seine Augenbrauen rutschen wollte. Unweigerlich tauchte Ronja in seinem Gedankenkarussell auf. In der Tat, sie war etwas Besonderes! Auf solch einen makellosen Körper, in dem ein unbändiges Feuer einer leidenschaftlichen Frau brannte, wollte er nicht wirklich verzichten. Nein, so was hatte er noch nicht erlebt, denn in ihr harmonierten Lust und Hingabe in Vollendung. Ronja stärkte mit ihrer Liebe sein Selbstwertgefühl, wie keine andere. Er fühlte sich als Mann unschlagbar und das machte ihn fit für den Kampf im Alltag. All das hätte er sich so sehr von seiner Frau gewünscht. Aber Isabella schien das Interesse an ihm verloren zu haben. Während der letzten Jahre kam kein Signal von ihr. Machte er den ersten Schritt, lehnte sie ihn sofort wegen Zeitmangel oder Unwohlsein ab. Schließlich gab er auf.

Seine Gedanken rutschten weiter in die Vergangenheit und machten Halt, als er Isa kennen lernte. Sie war die einzige Frau, die ihn im Herzen jemals traf. Ihre erste Begegnung hatte im Kreissaal stattgefunden. Im grellen Neonlicht füllte er gerade Nabelschnurblut von einem Neugeboren in ein Röhrchen ab und reichte es der noch unbekannten Isabella Willibald. Als medizinisch technische Assistentin war es ihre Aufgabe, das Blut zu untersuchen und die Blutgruppe des Neugeborenen festzustellen.

Gerne holte er sich die Bilder dieser Augenblicke zurück. Vor ihm stand eine große, sportlich schlanke Isabella, die schwarzen Haare über den Hinterkopf zu einem Zopf geflochten, und mit hellblauen wachen Augen hatte sie ihn freundlich angeschaut. Ihr ruhiges und natürliches Wesen hatten damals alle Toren zu seinem Herzen geöffnet. Da spürte er es, dass sie die Frau ist, die er für immer haben wollte.

Anfangs verhielt sie sich zurückhaltend auf sein Werben, was seinen Jagdtrieb noch mehr anstachelte. Die Anfangsjahre ihrer Beziehung bescherten ihm die glücklichste Zeit in seinem Leben. Josef liebte seine Isa aufrichtig. Ihre Ausgeglichenheit und Liebenswürdigkeit erreichten dasselbe hohe Maß, wie die des Vaters. Natürlich verstanden die beiden sich auch auf Anhieb. Seine Mutter hingegen lehnte Isa strikt ab. Kein Wunder, sie unterschieden sich wie Salz und Zucker.

Als Josef feucht dampfend die Jagdhütte betrat, war Ronja bereits fort. Das Frühstück stand unberührt auf dem Tisch. Wurst und Butter glänzten im trüben Licht. Den geliehenen Sportanzug hatte Ronja an der Stelle liegen lassen, wo sie ihn ausgezogen hatte, nämlich mitten im Weg. Aber Josef fühlte sich nach dem Laufen so prächtig, dass er sich über die schlampige Art nicht ärgerte und alles wegräumte. Dann stellte er sich pfeifend unter die Dusche.

Mit heftigen Tritten bekamen das Gas- und Bremspedal Ronjas Zorn zu spüren. Sie rauschte zu schnell über die schmalen Waldwege. Matsch spritzte auf und die Reifen sprengten Kieselsteine zur Seite.

„Du blöder, selbstgefälliger Hund, du!“, schrie sie gegen die Windschutzscheibe. „Mit mir ist nicht so leicht Kirschen essen, mein Freundchen!“ Es ist immer das Selbe mit den verheirateten Männern. Da läuft zuhause nichts mehr im Bett und die holde Gattin kann nur wegen der Kinder ihren Mann emotional halten. Immer dieser Kindermasche und Angst vor dem finanziellen Ruin, wenn die Rede von Scheidung auftaucht.

„Oh, ihr Luschen!“ Sie schlug auf das Lenkrad. Ronja ärgerte sich maßlos, weil sie nicht den lieben Hausfrauentyp verkörperte und Kinder als lästig empfand. Aber im Bett, da wollten die Männer sie alle! Ja, ja, eine Familie mit unzähligen Kompromissen führen, und den Sex ohne Verbindlichkeit ausleben!

Ronja war davon überzeugt, dass ausgelebter Sex die Grundlage einer funktionierenden Beziehung ausmachte, und da haperte es fast überall. Komisch, dabei ist das doch das Einfachste der Welt, resümierte sie. All die Jahre hatte sie das Sololeben nicht gestört. Doch plötzlich änderten sich ihre Bedürfnisse. Und dieser Josef war der Schlüssel zum ganz großen Glück, wahrlich ein Prachtexemplar! Ronja beschloss auf der Heimfahrt, dass sie mit allen Mitteln um diesen Mann kämpfen würde!

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