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2 Vereinssitzung, Theaterstück oder offener Himmel – wenn Christen sich versammeln Katholischer Gottesdienst: Bühne und Publikum

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Über viele Jahrhunderte wurde das Lebensgefühl Liturgie feiernder Katholiken wie folgt geprägt: Man geht in die Kirche, wo eine Gruppe von Menschen etwas vorführt: Gesten, Texte, Musik. Davon profitiert man: Man kommt zur Ruhe, entflieht dem Alltag, denkt über den Sinn des Lebens nach, betet zu Gott, gibt dem Leben eine Zielrichtung. Wenn man möchte, kann man an dem Geschehen aktiv mitwirken: Man beteiligt sich am gemeinsamen Liedersingen, man antwortet auf vorgesprochene oder vorgesungene Formeln in einer vertrauten Weise, man nimmt vorgesehene Körperhaltungen ein und so weiter.

Liturgie war ein Bühnenstück mit gewissen Mitmach-Elementen, aus dem man persönlichen Gewinn zog oder jedenfalls ziehen sollte. Der Raum, in dem das alles stattfand, war aufgeteilt in eine Art Bühne und einen Zuschauerraum. Zwischen beiden Bereichen bestand eine architektonische Grenze: mehrere Stufen, eine kleine Trennmauer oder Ähnliches. Wer sich auskannte, wusste, dass diese Grenze während des Rituals und sogar außerhalb des Rituals nur nach genauen Regeln und nur von bestimmten Personen überschritten werden durfte. Alles andere war ein Störfaktor, wenn nicht ein Skandal.

Die alles entscheidende Rolle in diesem Geschehen spielte eine einzige Person, die das Zeremoniell leitete. Sie musste männlich sein, die katholische Priesterweihe empfangen haben, nahm auch im Alltagsleben der Gemeinde eine besondere Stellung ein, war in der Kirche und außerhalb der Kirche schon durch die Kleidung erkennbar und genoss besonderes gesellschaftliches Ansehen. Dieser Priester wurde im Ritual von einigen assistierenden Personen ergänzt, manchmal handelte es sich auch bei ihnen um Priester, jedenfalls waren alle männlich. In bestimmten Rollen agierten bevorzugt Kinder.

Wer macht was im Gottesdienst?

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