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Architektonische Rahmenbedingungen

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Einen großen Beitrag zu diesem Defizit leistet die Architektur, die über viele Jahrhunderte ein anderes Verständnis der Versammlung in Szene setzte, nämlich das schon beschriebene Gegenüber von liturgisch Handelnden und fromm Anwesenden, oder anders gesagt: Bühne und Zuschauerraum. Alte Kirchenräume verdienen es, mit ihrer Geschichte, ihrem kunsthistorischen Wert, der Augen- und Linienführung im Raum usw. ernst genommen zu werden. Sie sind aber oft ungeeignet, um Versammlung erleben und erfahren zu können.

Es wurde und wird seit einigen Jahrzehnten viel ausprobiert und wieder verworfen, umgebaut, neugebaut und wieder rückgebaut, so dass ich für dieses Buch nicht von einer typischen Gestaltung eines katholischen Liturgieraums nach dem Konzil ausgehen kann. Bei Kirchenräumen der byzantinischen Tradition – um noch einmal kurz einen Abstecher ins östliche Christentum zu machen – ist das völlig anders. Sie folgen immer derselben Raumaufteilung, ganz gleich ob man in einem winzigen Provisorium oder einer riesigen Kathedrale Liturgie feiert.

Ich werde es daher in diesem Buch immer bei Hinweisen allgemeiner Art belassen müssen. Die Konkretisierung kann nur in jedem Gottesdienstraum einzeln vorgenommen werden. Ich habe aber mittlerweile einen Favoriten unter den Raumkonzepten, nämlich das Modell des Chorgestühls, bei dem sich die Versammlung in Gruppen aufteilt, die einander gegenüberstehen und anschauen. Das muss kein starres Gegenüber von zwei Seiten sein, es kann sich auch in Richtung eines Halboder Dreiviertelkreises oder -ovals erweitern. Die Erfahrung einer aus konkreten Menschen bestehenden Gemeinschaft ist im Chorgestühl unmittelbar gegeben, wenn man sein Gegenüber ansieht und selber angesehen wird. Sowohl in der Mitte als auch an der Stirnwand des Raumes befinden sich Stellen, die von überall gut zu sehen sind. So kann man sowohl ein symbolisches Zentrum erfahren als auch sich gemeinsam symbolisch nach außen öffnen – auf das dazu passende lateinische Schlagwort extra nos werde ich in Kapitel 3 noch in anderem Zusammenhang eingehen.

Wer macht was im Gottesdienst?

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