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10. Kapitel

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Seine Schwester würde ihn besuchen kommen. Himmel Herr Gott womit hatte er das verdient! Und warum musste immer alles auf einmal auf ihn hereinbrechen. Juliette hatte mit Mrs Smith gesprochen (die beiden verstanden sich prima) und sich für Sonntag einladen lassen. Er konnte nicht noch mehr Trubel in seinem Haus gebrauchen. Er musste schreiben, seine Gedanken wieder in den Griff bekommen!

Adams ging stark davon aus, dass Mrs Smith und Juliette sich gegen ihn verschworen hatten, um ihn wieder aufzumuntern. Mrs Smith konnte sich auf ein Donnerwetter gefasst machen, sollte Juliette tatsächlich am Sonntag vor der Tür stehen. Adams hatte noch gut ihren letzten Besuch in Erinnerung, wo sie ihn mit auf die Pferderennbahn geschleppt hatte. Er hasste Pferde.

Mrs Smith war sogleich in die Küche gewuselt, um Juliettes Lieblingskuchen zu backen – Apfelkuchen mit Zimt und ganz viel Sahne – und sie hatte James angewiesen das Gästezimmer im zweiten Stock zurecht zu machen. Immerhin würde Juliette dann nicht in der Nähe seines Arbeitszimmers weilen.

Sie kam mit dem Zug und vom Bahnhof aus nahm sie sich ein Taxi bis zum Black Rose – anscheinend verdiente sie ja genug Geld.

Juliette war eine stämmige, aber durchaus elegante Frau Anfang 60 mit einer knallroten Lederhandtasche, die von ihrem rechten Handgelenk baumelte und dazu passend lackierten Fingernägeln. Ihre blonden Locken (vermutlich gefärbt) wippten bei jedem Schritt auf und ab.

Sie trug einen schwarzen Trenchcoat, der allerdings ihre Kurven unangenehm betonte. Der Taxifahrer wuchtete zwei riesige Koffer aus dem Kofferraum und stellte sie in die Eingangshalle. Offenbar erwartete er dafür noch ein Trinkgeld, denn er druckste ein wenig herum, ließ den Blick von Juliette über Mrs Smith und James bis zu Mr Adams und wieder zurück schweifen, doch da niemand der Anwesenden sich noch weiter um ihn scherte, verließ er mit einem letzten Räuspern die Halle.

„Oh mein Johnny-boy! Wie lange ist es her, dass wir uns nicht gesehen haben? Ein Jahr, zwei?“

Es waren zwei Jahre und fünf Monate her und für Johns Geschmack war das noch verdammt zu kurz.

„Was führt dich zu mir Juliette?“

„Ich wollte dich sehen Bruderherz. Ist das so seltsam? Ein schönes Haus hast du dir zugelegt. Die letzte Wohnung war ja auch eine Bruchbude. Wie heißt es nochmal?“

Black Rose

„Wirklich sehr schön. Und wie lange wohnst du jetzt hier?“

Während dieses Frage-Antwort-Spiels hatte sich die Prozession aus Hausbesitzer, Schwester und Dienstboten in den Salon bewegt, wo sich Juliette jetzt in dem Sessel am Kamin niederließ. Seinem Sessel…

„Knapp ein Jahr“

Er mochte Juliette, schließlich war sie ja seine Schwester, aber sie hatte so eine Art an sich, die Normalsterblichen einfach auf die Nerven gehen musste. Das war einfach so, das war es schon immer gewesen und würde sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.

„Ach Johnny!“

Er hasste es, wenn sie ihn so nannte.

„Wie schön, dass wir uns wieder sehen und dass ich endlich einmal aus der Stadt rauskomme. Ich sag dir, London ist wirklich wunderbar. Die ganzen Boutiquen und Clubs und Pubs und Museen und Musicals. Erst letztens war ich mit meiner Freundin, du weißt schon, Polly Rogers, die mit dem kleinen Café bei mir um die Ecke…“

„Ah ja.“ Er hatte keine Ahnung.

„Also wir waren in einem Musical. Wundervolles Stück. Ich war zu Tränen gerührt. Ach John! Ich glaube du wirst hier vereinsamen. Du solltest mich unbedingt mal in London besuchen kommen. Ich könnte dir so viel zeigen und du würdest so viele neue Leute kennen lernen.“

„Juliette du weißt ich mag die Großstadt nicht. Ich brauche Ruhe zum Schreiben. Das Black Rose ist genau richtig für mich.“

Er verdrehte die Augen und blickte zum Fenster hinaus. Draußen war es bereits dunkel und schwere Wolken zogen auf. Das sah ganz nach einem Gewitter aus. Er mochte Gewitter. Sie machten den Menschen immer wieder deutlich welche ungeheuren Kräfte in der Natur schlummerten und wie größenwahnsinnig der Mensch doch war, wenn er glaubte diese Kräfte beherrschen oder zumindest kontrollieren zu können.

Es war schon viele Jahre her, mindestens 25 hatte Mrs Smith erzählt, da war ein Blitz in das Black Rose eingeschlagen. Der komplette Ostflügel war zerstört worden und war es heute teilweise immer noch. Das war zur Zeit der letzten Abberline-Generation, die noch hier gewohnt hatte, geschehen und die Abberlines verfügten damals nicht mehr über genügend finanzielle Mittel um die Schäden zu beseitigen.

„Was sagst du dazu John?“

Adams wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen als Juliette plötzlich eine Hand von hinten auf seine Schulter legte. Ja, seine Schwester war immer noch da. Leider…

„Du hast mir gar nicht zugehört! Du hörst mir nie zu. Immer träumst du vor dich hin. Das solltest du dir abgewöhnen. So kann sich ja kein Mensch mit dir unterhalten.“

Mit wem sollte er sich auch unterhalten. Höchstens mit Mrs Smith über die Fleischpastete am Abend. Aber hierzu genügte ein zustimmendes Nicken allemal.

„Ein Schriftsteller ist immer in seiner eigenen Welt versunken.“

Juliette stieß ein Stöhnen aus und drehte sich wieder weg während Adams immer noch am Fenster blieb und zusah wie die ersten Regentropfen gegen die Scheibe klatschten.

„Jetzt komm mir nicht wieder mit dieser Masche.“

„Ich bin aber nun mal Schriftsteller.“

Juliette schwang sich wieder in den Sessel, diesmal mit einem Glas Brandy in der Hand.

Selbstbedienung – für eine Dame doch sehr unfein. Allerdings war er auch kein charmanter Gastgeber. Nun, er hatte schließlich auch nicht um einen Gast gebeten.

„Weißt du John, ich fand schon immer, dass du dich viel zu sehr in diese Schriftstellerei hineingekniet hast. Du verlierst dabei vollkommen die Wirklichkeit aus den Augen. Du lebst in deiner eigenen Welt, ein Einsiedler.“

Adams drehte sich mit einem Ruck um. Mit einem Mal war er hellwach und funkelte seine Schwester an.

„ Erklär du mir nicht die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Juliette! Ich kenne sie, denn ich bin schon oft genug um sie herum geschlichen, habe sie ausgedehnt und überschritten, hin und her. Diese Grenze ist dazu da, dass sie verschoben und durchbrochen, erweitert und eingeengt wird. Das ganze Leben ist ein einziges Buch, das geschrieben wird. Du weißt nicht, was in deinem nächsten Kapitel passiert.“

Juliette zog spöttisch eine Braue hoch.

„Weißt du es denn?“

Adams Gesichtszüge wurden wieder schlaff und ein leichtes Zittern überfiel ihn.

„Ich habe mein letztes Kapitel schon geschrieben.“

Black Rose

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