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4. Kapitel

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Drei Tage später saß Adams mit schwitzigen Händen im Büro seines Verlegers.

„Sie haben Ihn umbringen lassen? Verstehe ich das richtig, Mr Adams?“

„Ja, aber nur, weil Sie mich dazu gezwungen haben!“

Sir Benedikt schlug die Hände über dem Kopf zusammen und nahm sichtlich verzweifelt noch einen Schluck Kaffee.

„Mein lieber Freund, ich spreche jetzt ganz im Vertrauen zu Ihnen, von Mann zu Mann…“

Adams schnaubte. Na das wollte er erleben, dass Sir Benedikt mit einem im Vertrauen sprechen konnte.

„Sie wissen selbst, dass Ihre schriftstellerischen Fähigkeiten, mmhh.. sagen wir mal nicht die größten sind. Und ich muss auch zugeben, dass Ihre Figur, dieser Constable Crane nicht gerade das größte Genie ist. Etwas plump würde man sagen.“ Er machte eine leicht einfältige Geste. „Aber der Sinn eines Kriminalromans besteht doch darin, dass am Ende der Fall aufgeklärt wird! Der Täter wird bestraft und im nächsten Buch beschäftigt sich der Held mit einem neuen Fall.“ Sir Benedikt brauchte ihm doch nicht die Grundregeln der Schriftstellerei zu erklären!

„Der Mord wurde aufgeklärt, Sir Benedikt. Es war der Gärtner!“

„Das nennen Sie aufgeklärt! Um Gottes Willen, Adams! Ihr Buch endet mit dem Tod des Constables und diesem, diesem Satz…wie heißt er noch? Hier: Niemand verdächtigt einen treuen Gärtner! Und was dann? Der Mörder entwischt! Katastrophal!“

Sir Benedikt wedelte theatralisch mit den Händen in der Luft herum und kippte dabei seinen Kaffeebecher um. „Ach um Himmels Willen!“, stöhnte er.

„In meinen Augen war es eine grandiose Idee den Gärtner den Mord begehen zu lassen. Da kommt niemand drauf“, antwortete Adams ruhig

„Warum lassen Sie Crane den Fall nicht bis ganz zum Schluss lösen?“

„Sie gaben mir nur drei Tage Zeit. Das war das schnellste Ende…“ John Adams stockte einen Moment, fuhr sich mit den Fingern über seinen Schnauzer, räusperte sich kurz und fuhr dann fort: „Und außerdem glaube ich nicht an ein glückliches Ende. Der Held muss sterben. Ich sehe es vor mir. Es ist wie eine Fügung, verstehen Sie? Nein, das tun Sie nicht…“

Sir Benedikt verstand kein Wort davon und er wollte es auch nicht verstehen. In seinen Augen war die ganze story überhaupt der größte Humbug, den es gab. Was wollte man da eigentlich groß retten?

„Na gut Adams, ich gebe Ihnen eine Woche, wenn Sie Ihren Roman nochmals umschreiben. Und dann will ich ein anderes Ende sehen. Sie können jetzt gehen.“

Und mit einer Handbewegung gab er Adams zu verstehen, dass die Unterhaltung beendet und Widerworte zwecklos waren. John Adams erhob sich müde.

„Fahren Sie uns nach Hause, James!“, wies er seinen Butler an und rieb sich müde die Schläfen.

Der schwarze Bentley setzte sich in Bewegung und John Adams ließ sich auf den Rücksitz zurücksinken. Auf einmal fühlte er sich alt, sehr alt. Natürlich war er schon nicht mehr der Jüngste und konnte 65 Jahre sein eigen nennen, aber doch war er sich dieser enormen Summe an Jahren noch nie so bewusst geworden wie jetzt. Und niemand wusste wann er sein Ende finden würde. Diese Gedanken über Leben und Tod quälten ihn, man konnte es sehen, an dem eingesunkenen Gesicht, dem trüben Blick und dieser Mischung aus Verzweiflung und Resignation, die sich in seinen Augen widerspiegelte. Diese Gedanken quälten ihn nun schon seit langem, waren zu einem ständigen Begleiter geworden, der mal mehr mal weniger stark an seiner Seite auftauchte.

Vielleicht hatte er deshalb Constable Crane umbringen lassen, weil er sich selbst so nah am Tod fühlte. Die Frage, die noch blieb, war nur, wie er sterben würde. An Altersschwäche durch einen Herzinfarkt oder würde er einfach in Frieden entschlafen oder sogar ermordet werden? Warum denn nicht? Adams musste ein wenig schmunzeln. In diesem Moment war es für ihn eine amüsante Vorstellung. Welch makabre Gedanken er doch manchmal hatte!

Dann holte er Notizblock und Stift aus der Innenseite seiner Weste (beides trug er stets bei sich, wie es sich für einen guten Schriftsteller gebührte) und fing an zu schreiben. Aufgrund der holprigen Straße war seine Schrift kritzelig und schwer zu entziffern, doch er ließ es sich dennoch nicht nehmen seine Ideen poetisch auszuformulieren. Das hatte er sich noch nie nehmen lassen. Egal wie schlecht die Handlung einer Geschichte auch ausfallen mochte, letztenendes kam es doch immer auf die Sprache an. Und so schrieb er vom Leben und Tod, der Liebe und dem Leid, während der Bentley ihn durch die englische Landschaft kutschierte.

Plötzlich kam der Wagen zum Stehen und James öffnete ihm die Tür zum Aussteigen. Die Blicke der beiden Herren streiften sich einen Augenblick, doch niemand vermochte zu wissen, was der andere in diesem Moment dachte. Es war ein distanziertes Verhältnis zwischen dem Herren des Hauses und seinem Dienstboten, aber bis jetzt ehrlich und loyal. Adams konnte sich keinen besseren Butler vorstellen. James verbeugte sich und wendete damit den Blick wieder ab. Genauso gehörte es sich auch, nur manchmal wünschte sich Adams einen etwas geselligeren Butler, doch diesen Wunsch ließ er zu keinem Zeitpunkt vernehmen.

Mrs Smith erwartete ihn bereits in der Eingangshalle und kam nun mit federnden Schritten auf ihn zu, um ihm den Mantel abzunehmen. Adams hatte noch nie verstanden woher sie immer diesen überschwänglichen Enthusiasmus nahm. Und das in Ihrem Alter. Schließlich war sie auch nicht mehr die jüngste.

„Mr Adams, ich hoffe es ist alles gut gelaufen bei Sir Benedikt? Also mein Albert ist wieder einmal begeistert von Ihrer Geschichte. Nur das Ende macht ihn ein wenig traurig. Er mochte diesen Constable. Wie hieß er noch gleich?“ Mr Smith hatte schon seit langem darum gebettelt, der Erste sein zu dürfen, der das neue Buch um Constable Crane lesen könnte. Und Adams hatte ihm schließlich den Wunsch erfüllt und direkt, nachdem er den letzten Punkt unter den Tod seines Protagonisten gesetzt hatte, Mr Smith sein fertiges Manuskript gegeben.

Welch famose Begrüßung und die verbesserte seine Laune auch nicht gerade!

„Crane, Constable William Crane! Schön, dass es Ihrem Mann gefallen hat, nur leider kann ich dies von Sir Benedikt nicht sagen. Er teilte mir auf seine eigene wundervolle und so liebenswerte Art mit, dass ich das Ende wieder umschreiben darf.“

„Oh, das tut mir leid, Mr Adams. Aber meinem Albert…“

„Ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn Sie sich jetzt um das Abendessen kümmern würden, Mrs Smith“, schnitt Adams ihr das Wort ab.

„Natürlich, natürlich! Sie dürfen das nicht so tragisch nehmen, Mr Adams!“

„Ich hätte heute Abend gerne Hühnchen. Ließe sich das einrichten?“

Adams merkte schon wie sich Kopfschmerzen einstellten und wenn er nicht gleich in sein ruhiges Arbeitszimmer konnte, dann würde ihm noch heute Abend der Kragen platzen.

„Nun ich weiß nicht, ob wir noch Hühnchen in der Speisekammer haben. Wäre es schlimm, wenn es auch etwas anderes zum Essen gäbe, Mr Adams?“

Mit einem Kopfschütteln polterte er die Stufen der großen Treppe in der Eingangshalle hoch und mit einem lauten Türenschlagen verschwand er in seinem Büro.

„Der arme Mr Adams! Er hat es nicht leicht in letzter Zeit!“

Mrs Smith wuselte wieder zurück in ihre Küche während James im Wohnzimmer verschwand.

Black Rose

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