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6. Der unheimliche Gang

An einem Herbstsamstag kommt Lottes Freundin Häsle ganz aufgeregt in die Mühlstraße und sagt, ihre Eltern seien heute den ganzen Tag im großen Baumgarten im Iglersloh und hätten keine Arbeit für die Kinder. Mehrere Bäume müssten ausgeschnitten und wenn sie auch in diesem Jahr keine Äpfel getragen haben, gefällt werden. Sie sind noch aus der Jugendzeit des Großvaters.

Wohin wohl die Tür am hinteren Ende des langen Hausgangs führe, das hätten sie gerne gewusst. Diese ist jedoch immer abgeschlossen. Aber heute Morgen, sagt Häsle, habe ihr kleiner Bruder die Klinke gedrückt und die Tür sei aufgegangen!

In der Nische links steht ein altes Windlicht mit einer dicken Kerze, und Streichhölzer liegen dabei.

Lotte läuft schnell in die Kasernstraße und holt Wolfgang. Und dann steigen alle vier langsam die steile Treppe hinunter, machen jedoch die Tür zu, falls doch plötzlich jemand kommt, schließen aber nicht ab. Der Teufel sei ein Eichhörnchen, meint Wolfgang und alle lachen, obwohl ihnen etwas bang zumute ist. Denn dort unten soll ja der Eingang zu einem unterirdischen Gang sein, ein Fluchtweg der Hausbewohner, bis hinauf zu den schützenden Mauern des Schlosses.

Friedrich Schiller würde sagen: „Da unten aber ist es fürchterlich!"


Wolfgang Kiedaisch (Lottes Vetter)

Nun gibt es kein Zurück mehr, die vier steigen langsam hinab, eine steile Treppe mit kurzen Stufen. Es riecht feucht, nach Schimmel, in einer Ecke liegen Kohlen, der Boden ist glitschig, von der Decke hoch oben tropft Wasser, klick, klick … Tapfer hält sich die Kerze im Windlicht, flackert kaum und gibt sehr helles Licht. An den Fäden der riesigen Spinnennetze hängen aufgereiht silbern glänzende Wassertröpfchen. Eigentlich ist so etwas schön anzusehen, aber … dort ist über einer hohen Stufe der Eingang zu einem kleinen Raum und dahinter eine schwarze viereckige Öffnung zu sehen - der Anfang des Geheimgangs. Zu gerne möchte Häsles Bruder hineinsteigen, aber alle halten ihn zurück. Unschlüssig stehen sie da. Auf einmal kommt mit merkwürdigem Pfeifton ein eiskalter Wind aus dem Loch und zugleich heult ein Hund!

Nun graust es den Kindern wirklich; so schnell es auf dem glitschigen Boden geht, laufen sie zur Treppe, hasten hinauf, und allen kommt es vor, als hielten Hände ihre Kleider fest. Die Tür ist Gott sei Dank offen - hinaus und zugeschlagen! Wolfgang dreht den Schlüssel zweimal um. Sie lehnen an der Wand, erschöpft. Auf der Treppe hinter der Tür jammert irgendein tierisches Wesen leise vor sich hin.

Keine zehn Pferde werden sie je wieder dort hinunterbringen und keinem Menschen werden sie etwas davon erzählen. Aber sicher werden ihnen die schrecklichen Laute noch lang in den Träumen erscheinen!


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