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11. Erste Schulfreundschaften

Einige Kinder kennt Lotte schon. Inge Weill, die Tochter des Herausgebers der Tübinger Chronik, und Ruth Brillinger, deren Eltern ein Sanitätsgeschäft haben, in dem manchmal Dinge für Großvater gekauft werden, z.B. ein Nachtstuhl oder ein Krankenbett, das in der Höhe verstellt werden kann.

Ganz wichtig ist Lotte, dass Marianne Rath in ihre Klasse kommt. Mutter sagt, sie sei das, was man im Lied ein schwarzbraunes Mädle nenne, denn Marianne hat dunkle Augen, braune Zöpfe mit Seidenschleifen, dazu einen Reif aus Schildpatt. Ihren Namen Häsle hat Vetter Wolfgang sich ausgedacht. Die beiden haben sich sehr lieb, aber Frau Rath darf das nicht wissen, weil sie Wolfgangs Mutter nicht leiden kann. Sie sei nämlich so eine, die sich zu viel mit den Studenten herumgetrieben habe. Lotte beschließt, es Mutter zu erzählen und freut sich darauf, wie Frau Rath von ihr gehörig den Kopf zurechtgesetzt bekommt!

Herr Rath ist ein sehr freundlicher Mann, der samt seiner Lederschirmmütze vom Mehlabwiegen und Umfüllen ganz bestäubt ist. Leider hat Häsle gar nie Zeit zum Spielen. Das Geschäft liegt in der Pfleghofstraße, an der Ecke, wohin sie nach der Schule immer schnell rennt, um irgendwas im Haus zu helfen. Dabei gefallen ihr Lottes Puppen besonders gut, vor allem der dunkelhaarige Wolfgang und seine Schwester Hannele.

Leider hat Lotte dort etwas erlebt, was sie sehr traurig macht. Sie ist deshalb nie wieder in das Haus gegangen. Auf dem Küchentisch liegt an diesem Nachmittag ein großer Haufen grüne Bohnen. Die sollen geschnipfelt, in weithalsige Flaschen gefüllt, mit starkem Salzwasser bedeckt und roten Gummikappen verschlossen werden, als Wintervorrat. Mutter sagt, das sei dumm, denn sie enthielten danach keine Vitamine mehr, was doch so wichtig sei. Die einzelnen Bohnen legt man auf den Zeigefinger und schabt mit einem Messer dünne Streifchen herunter.

Lotte gibt sich große Mühe, es so schnell zu machen wie Frau Raths Kinder, aber leider bleibt ihr Häufele klein, weil sie das noch nie gemacht hat.

Plötzlich sagt Frau Rath abfällig: „So a Einzelkind muaß ja drhoim nix schaffa, ist recht verwöhnt und taugt später et viel em Leaba!" Warum sagt Frau Rath so etwas Böses? Sie weiß doch genau, dass Vater verunglückt ist. Sicher hätte Lotte auch noch Geschwister bekommen, denn ihre beiden Eltern stammen aus kinderreichen Familien. Häsle guckt ganz betroffen und streichelt schnell Lottes Hand und sagt leise, als Häsles Mutter draußen ist: „Unser Vater leidet auch drunter, dass sie so sein kann!"

Die Eltern der lustigen Inge Weill sind Mitglieder im Ruderverein, auch Lottes Vater ist seit der Jugend dabei und trägt immer die kleine Fähnchenanstecknadel am Revers der Jacke. Nach seinem Tod bleibt Mutter im Verein, muss keinen Beitrag bezahlen, weil der Vorstand findet, der Ernst sei ein lieber Freund gewesen und Mutter habe doch wenig Geld. Bei der Weihnachtsfeier spielt Mutter das Christkindle, trägt langes blondes Perückenhaar, ihr weißes Kleid ist besteckt mit Goldsternchen.

Der kleine Günter Staib sagt nach der Bescherung: „I woiß scho, des Christkind war gar et echt, des war Tante Walz, ihren Goldza han i blitza säa!" Der Schlaule ist der Sohn vom Marile Staib, geb. Frey, aus dem Hahnenwinkel in Ulm. Sie wohnen jetzt in Tübingen in einem der schönen Jugendstilhäuser der Mühlstraße.


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