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Glücksgefühle steuern unser Verhalten

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Der Mensch ist von seiner Entwicklung her ein „Rudeltier“. Als Individuum relativ schwach und schutzlos, gewährleistet die Gruppe einen Ausgleich der Schwächen. In der Frühzeit der Menschen bot die Gruppe:

 Schutz vor Gewalt und Umwelteinflüssen: in der Gruppe konnte man sich gegen rivalisierende Gruppen oder größere und stärkere Raubtiere zur Wehr setzen.

 Nahrung: in der Gruppe war die Jagd erfolgreicher. Auch größere oder schnellere Wildtiere konnten gemeinsam erlegt werden.

 Soziale Kontakte in der Sippe: in der Sippe boten sich zahlreiche Möglichkeiten der Paarung, die ohne die Gruppe so nicht gegeben waren. Dazu war es förderlich in der Gruppe eine möglichst ranghohe Stellung einzunehmen. Im Verlauf der Entwicklung waren das nicht immer die körperlich Stärksten, sondern auch diejenigen, die besondere Fähigkeiten hatten.

Ein Ausschluss aus der Gruppe bedeutete damals ein Todesurteil. Somit war für unser Gehirn alles das wichtig, was das Verbleiben in der Gruppe sicherstellte, eben weil es einen deutlichen Überlebensvorteil bot. Soziale Kontakte waren und sind daher von elementarer Bedeutung für jeden Menschen.

Versetzen wir uns in Gedanken einmal zurück in die Haut unserer Vorfahren vor 20.000 Jahren. In kleinen Sippen durchstreiften sie die Landschaft auf der Suche nach Nahrung. Zum Schutz vor Wetter und Raubtieren zogen sie sich nachts in Höhlen zurück. Bei einer Gefahr gab es vier grundsätzliche Verhaltensmöglichkeiten:

 Vermeidung, d.h. einer Gefahr, die frühzeitig erkannt worden war, möglichst aus dem Weg gehen.

 Flucht, wenn dies noch möglich war.

 Kampf, mit dem Ziel der Überwindung oder Vertreibung und

 Tot stellen, d.h. in Starre verfallen und hoffen, dass die Gefahr vorbei geht.

Wie gesagt, sind 20.000 Jahre für die Evolution eine sehr kurze Zeit. Unser Leben hat sich in dieser Zeit jedoch drastisch verändert. Die Gefahren heute sind ganz andere als die, denen unsere Vorfahren gegenüber standen. In den allerseltensten Fällen müssen wir heute noch mit echten Säbelzahntigern kämpfen.

Und das Beschaffen von Nahrung oder Kleidung im Kaufhaus funktioniert auch ohne Gruppenunterstützung recht reibungslos. Manchmal sogar viel besser, wenn man den Berichten mancher gestresster Ehemänner glaubt.

Auch die Möglichkeit unter den knapp 80 Mio. Bundesbürgern oder den restlichen rund 7 Mrd. Menschen einen Sexualpartner zu finden sind heute ungleich höher als damals.

Ebenso ist die Gefahr im heutigen Mitteleuropa zu verhungern, zu erfrieren, gefressen zu werden, entführt, eingesperrt, genötigt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen oder in die Wildnis verbannt zu werden, relativ gering - auch wenn die Boulevardpresse gerne einen anderen Eindruck vermittelt.

Leider weiß unser Zwischenhirn das nicht. Und so reagiert es auf alles, was den Anschein einer solchen Gefahr hat, genau so, wie seit tausenden von Jahren – mit Vermeidung, Angriff, Flucht oder Starre.

Begünstigt wird das durch eine weitere „Schwäche“ unseres Gehirns: es kann nicht zwischen einem Lebewesen und einem Gegenstand unterscheiden. Hierzu ein Beispiel:

Sie sitzen am Computer und möchten gerne arbeiten. Nun funktioniert das nicht so, wie Sie es sich wünschen. Kennen Sie das? Was machen Sie? Zuerst versuchen Sie den Computer durch freundliches Zureden zu motivieren, endlich richtig zu funktionieren (Vermeidung). Gelingt dies nicht, werden Sie wütend und fluchen oder brüllen den Computer an (Angriff). Im nächsten Schritt schlagen Sie auf den Schreibtisch, die Tastatur, gegen den Monitor oder treten gegen den PC (Angriff) und der Wunsch kommt auf, das Gerät aus dem Fenster zu werfen (Vertreibung).

Schon ein recht seltsames Verhalten, oder? Eigentlich sollten wir es ja besser wissen, denn die Erfahrung zeigt, dass es wenig hilfreich ist. Man mag sich zwar kurzzeitig besser fühlen, aber das eigentliche Problem besteht immer noch.

Warum machen wir trotzdem so einen Blödsinn? Die Antwort: Wenn wir unter Stress geraten, neigen wir dazu, nicht rational, sondern emotional zu reagieren. Dabei überlassen wir dem Zwischenhirn die Kontrolle über unser Handeln. Dieses greift auf archaische Verhaltensweisen zurück, die unseren Vorfahren im Dschungel hilfreiche Dienste geleistet hatten: Vermeidung, Angriff, Flucht oder Erstarrung - Verhaltensweisen, die sich in den vergangenen Jahrtausenden bestens bewährt haben.

Ab heute ist mein Glückstag

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