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Das Glück im Spiegel der Zeit

Die großen Denker

Das Streben nach Glück hat zu allen Zeiten im Bewusstsein der Menschheit einen bedeutenden Raum eingenommen. Da ist es selbstverständlich, dass sich schon die Philosophen der Antike zu diesem großen Thema Gedanken gemacht haben.

Da Glück individuell sehr verschieden aufgefasst wird, ist es verständlich, dass auch die Philosophen zu sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Glück kamen und ebenso unterschiedliche Wege erdachten, wie dieses Glück zu erreichen sei. Vieles von dem, was die antiken Denker in ihren Werken beschrieben, findet auch heute noch seine Anhängerschaft.

So lag für Aristippos von Kyrene (435 - 355 v. Chr.) und in der von ihm entwickelten hedonistischen Lehre das Glück darin, möglichst viel Lust zu erleben. Um welche Lüste es dabei ging, war ihm nebensächlich. In vielen Punkten ist der Hedonismus dem heutigen, exzessiven Konsumverhalten vergleichbar.

Ganz anders sieht Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) das Glück. Demnach sei Glück oder Glückseligkeit das Höchste, was der Mensch um seiner selbst willen anstrebt und nicht als Mittel etwas anderes damit zu erreichen. Glück sei eine Tätigkeit der Seele aufgrund der ihr gegebenen Vernunft. Um Glück zu erreichen empfiehlt er die Einhaltung der rechten Mitte zwischen zwei Extremen. Aristoteles weist auch schon darauf hin, dass ein Mindestmaß an äußeren Glücksgütern wie Besitz oder Gesundheit für die Erreichung des Glücks unerlässlich sei.

Epikur (341 – 270 v. Chr.) hingegen definierte Glück einfach als Abwesenheit von Schmerz und Bedürfnissen. Das Glück der epikureischen Philosophie besteht in einem einfachen Leben, das es dem Menschen ermöglicht, grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen und schweren Schicksalsschlägen mit Gleichmut zu begegnen. Dabei soll der Mensch Erlebnisse vermeiden, die zwar ein momentanes – also kurzfristiges - Glück ermöglichen, jedoch Schmerz und Unglück zur Folge haben könnten.

Die durch Zenon von Kition um 300 v. Chr. gegründete Schule der Stoiker betrachtete das Glück als das Ziel des Menschen, welches darin bestehe, ein Leben im Einklang mit sich selbst und mit der Natur zu führen. Dies erreiche man, indem man die Gesetze der Natur erforscht und sich konsequent an der Vernunft orientiert, Vorurteile und Neigungen sowie das Streben nach bloß äußeren Gütern überwindet und nur die Tugend als Richtschur für das Handeln zulässt. Die von den Stoikern gepflegte Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen ist als „stoische Ruhe“ sprichwörtlich geworden.

Für die Philosophen des Mittelalters, deren christlich-mystisches Weltbild stark von dem in Kürze erwarteten Weltuntergang geprägt war, schien das Glück für den Menschen auf Erden unerreichbar und erst nach dem Tod im Himmel zu finden. So findet sich die Hoffnung auf „Erlösung von der irdischen Qual“ und die „Aufnahme in die Glückseeligkeit der Heiligen“ auch in den Gemälden des Mittelalters wieder.

Im 18ten und 19ten Jahrhundert prägten Jeremy Bentham und John Stuart Mill, die als Begründer des Utilitarismus gelten, die Idee vom „maximalen Glück für möglichst viele Menschen“ als Staatsziel.2

Diese Gedanken fanden weitgehende Berücksichtigung bei der Gründung der USA. In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung heißt es:

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness.

(„Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; …“)

Wohlgemerkt ist keineswegs vom Recht auf „glücklich sein“, sondern vom Recht auf das „Streben nach Glück“ die Rede.

Neue Wertmaßstäbe

Viel Aufmerksamkeit hat – auch über die Kreise der Glücksforschung hinaus - die Verfassung des Himalaya-Staates Bhutan gefunden. Während westliche Staaten vermehrt auf die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes – also der Erhöhung des Wohlstandes durch Wirtschaftswachstum – setzten, geht das kleine Entwicklungsland bereits seit den 1970er Jahren andere Wege. In der 2008 erstellten Verfassung ist die Erhöhung des „Bruttoinlandsglücks“, also die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung, als Staatsziel verankert.

In einem ersten Schritt sorgte der damalige König dafür, dass Bildung und ärztliche Versorgung kostenfrei sind. So steigerte er die durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 40 auf über 65 Jahre und erreichte, dass inzwischen etwa 60% der Bevölkerung lesen und schreiben können. Zu den Kriterien zur Ermittlung des individuellen Glücks gehören neben einer „guten Regierungsführung“ ein nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftswachstum, der Erhalt der bhutanischen Kultur, Umweltschutz sowie Gesundheit und Lebensstandard aber auch spirituelle Bedürfnisse und die Verwendung von Zeit.

Angeregt durch die Erkenntnis, dass das Bruttoinlandsprodukt, also die Wirtschaftsleistung eines Landes, die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung immer unzutreffender darstellt, hat die OECD, die Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit, einen neuen Index zur Messung der Lebenszufriedenheit entwickelt. Im Better life Index finden Wohnverhältnisse, Einkommen, Arbeit, Gemeinwesen, Bildung, Umweltschutz, Bürgerschaftliches Engagement, Gesundheit, Lebensverhältnisse, Sicherheit und die sog. Work-Life-Balance, also die Ausgeglichenheit von Arbeitsbelastung und Freizeit, eine stärkere Berücksichtigung.

Glück hängt also von vielen verschiedenen Faktoren ab. Aber was bewirkt eigentlich, dass wir Glück empfinden? Darum wird es gehen, wenn wir im nächsten Kapitel einen Abstecher in die faszinierende Welt der Hirnforschung unternehmen.

Ab heute ist mein Glückstag

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