Читать книгу 13 Extra Urlaubsmorde August 2019 Krimi Sammelband 13002 - Pete Hackett - Страница 25

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An einem Türschild in der 6. Etage des Gebäudes Nummer 485 in West 102nd Street stand der Name P. Jenkins. Eine Frau um die sechzig öffnete. Sie hatte die Haare dunkel getönt und trug eine Brille. Hinter den Gläsern sahen ihre braunen Augen unnatürlich groß aus.

Owen Burke zeigte seine Dienstmarke und sagte: »Mein Name ist Burke, Ma'am. Ich bin Special Agent beim FBI. Das ist mein Kollege Harris. Sind Sie Mrs. Jenkins?«

»Ja. Was habe ich mit dem FBI zu tun?«

»Wir haben ein paar Fragen, Ihre Tochter Kirsten betreffend.«

Ein Schatten schien über das Gesicht der Frau zu huschen. »Kirsten ist seit über neunzehn Jahren tot. Die näheren Umstände ihres Todes wurden nie endgültig geklärt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Angelegenheit noch einmal aufgerollt wird.«

»Kirstens damaliger Verlobter, Rodney Billinger, wurde am vergangenen Freitag ermordet. Das ist der Grund, weshalb wir zu Ihnen gekommen sind, Ma'am.«

Verblüffung prägte jeden Zug im Gesicht der Frau. »Er – wurde – ermordet!«, stammelte sie.

»Ja. Und in diesem Zusammenhang haben wir einige Fragen. Dürfen wir in die Wohnung kommen?«

Wie von Schnüren gezogen trat die Frau zur Seite. Als sie im Wohnzimmer in bequemen Sesseln saßen, begann Owen Burke zu sprechen. »Rod Billinger wurde damals verdächtigt, ihre Tochter ermordet zu haben«, sagte er und beobachtete dabei das Gesicht Mrs. Jenkins'. Kein Wimpernschlag entging ihm.

Die jähe Härte in den Augen der Frau war geradezu erschreckend. Mit klirrender Stimme stieß sie hervor: »Er war es! Davon waren wir immer überzeugt. Und seine Freunde haben ihm dabei geholfen. Aber die Polizei interessierte unsere Überzeugung nicht. Die Kumpels Billingers befragten sie nicht einmal. Und nachdem diese Billinger ein Alibi bescheinigten, war für die Polizei die Sache erledigt. Sie schlossen die Akte mit dem Vermerk, dass Kirsten sich wahrscheinlich selbst aus dem Fenster gestürzt hat.«

»Wer war außer Ihnen noch davon überzeugt?«, fragte Owen Burke. »Sie sprachen eben in der Mehrzahl.«

Die Härte war aus dem Blick der Frau gewichen. »Mein Mann – Gott habe ihn selig -, und unsere Tochter Laura.«

»Ihr Mann ist verstorben?«

»Ja, vor etwas über drei Jahren. Er hatte drei Herzinfarkte. Der letzte war tödlich. Er ist über Kirstens Tod niemals hinweggekommen. Mit ihrem Tod zerbrach etwas in ihm.«

»Wohnt Ihre Tochter noch bei Ihnen?«

»Nein. Sie hat eine eigene Wohnung in East 105th Street. Laura war lange Zeit in einer Nervenklinik. Arbeiten kann sie schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Ich unterstütze sie, denn mein Mann hat sein Leben lang in eine Rentenkasse eingezahlt und so geht es mir nicht schlecht.«

»Wie alt ist Laura?«

»Sie wird einundvierzig.«

»Wieso sind Sie so überzeugt davon, dass Billinger Ihre Tochter ermordet hat und dass ihm seine Freunde dabei geholfen haben?«, wollte Owen Burke wissen.

»Kirsten war schwanger. Auf Billingers Betreiben hin ließ sie das Kind abtreiben. Von diesem Tag an trug sie schwer an Schuldgefühlen. Sie fühlte sich als die Mörderin ihres Kindes. Sie begann Billinger zu hassen. Und sie machte Schluss mit ihm. Am 13. August '93 – es war ein Freitag -, stürzte Kirsten aus dem Fenster. Paul und ich waren in der Stadt unterwegs, Laura war mit ihrem damaligen Freund in irgendeiner Diskothek. Der Mord geschah gegen 21 Uhr. Am Nachmittag hatte Billinger bei uns angerufen und erklärt, dass er unbedingt mit Laura sprechen müsse. Obwohl sie es ablehnte, sich mit ihm zu treffen, versicherte er, dass er kommen werde.«

Mrs. Jenkins machte eine kurze Pause. Als sie fortfuhr, klang ihre Stimme hassvoll. Sie sagte: »Und er kam. Ich nehme an, dass er abwartete, bis Paul und ich das Haus verließen. Dann läutete er an der Wohnungstür. Wahrscheinlich war er nicht alleine. Als Kirsten öffnete ...«

Die Stimme der Frau brach, ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Das vermuten Sie«, murmelte Ron Harris. »Ein entsprechender Nachweis konnte nie geführt werden. Es ist Spekulation, Mrs. Jenkins.«

»Dass Kirsten nicht wie eine Dreijährige, die auf der Fensterbank herumturnt, aus dem Fenster gefallen ist, nehmen Sie mir sicher ab, Agent!«, stieß sie trotzig hervor. »Dass sie nicht Selbstmord begangen hat steht für mich vollkommen außer Zweifel. Also kann es nur Mord gewesen sein. Der Mörder heißt Billinger. Und weil er sich nicht sicher sein konnte, es alleine zu schaffen, hat er seine Freunde mitgebracht.«

Die Frau sprach mit fester Stimme, entschieden und voller Überzeugung.

»Und das tragen Sie nun seit neunzehn Jahren mit sich herum«, murmelte Owen Burke. »In den neunzehn Jahren muss ihr Hass auf Billinger und seine Freunde grenzenlos geworden sein. Jeder Gedanke an ihre tote Tochter nährte ihn. Ist es so?«

»Ja, ich hasse Billinger, und ich bin der Meinung, dass er seine gerechte Strafe erhalten hat. Ebenso Murphy und Hastings. McAllister hat Gott gestraft. Er stirbt jeden Tag ein Stück mehr. Und bald wird auch er tot sein.«

»Ihre Tochter starb an einem Freitag – Freitag dem 13.«, stieß Ron Harris hervor. »James Murphy wurde an einem Freitag, dem 13. Januar, ermordet. Carter Hastings an einem Freitag, dem 13. April, Rodney Billinger an einem Freitag, dem 13. Juli. Sie wurden nach einem besonderen Ritual ermordet. Der Mörder kann nur eine Person sein, der zu einem Freitag, der auf einen 13. fällt, eine besondere Verbindung hat.«

Die Frau lächelte kalt. »Wenn Sie denken, dass ich diese Kerle ermordet habe, dann muss ich Sie enttäuschen. Ja, der Gedanke an Kirsten gab meinem Hass auf Billinger Nahrung. Ich wünschte Billinger den Tod. Aber ich bin keine Mörderin.«

»Vielleicht haben Sie Ihre Tochter Laura mit Ihrem Hass geimpft«, knurrte Ron Harris.

»Laura hat mit sich selbst genug zu tun.«

13 Extra Urlaubsmorde August 2019 Krimi Sammelband 13002

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