Читать книгу 13 Extra Urlaubsmorde August 2019 Krimi Sammelband 13002 - Pete Hackett - Страница 35

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Sie suchten Cole Madlock am folgenden Tag an seinem Arbeitsplatz auf. Er arbeitete als Elektriker und war auf einer Baustelle an der World Trade Center Plaza eingesetzt. Es dauerte einige Zeit, bis die Agents den Mann geortet hatten. Burke erklärte ihm, dass sie ihn gerne sprechen würden und erntete dafür einen trotzigen, nahezu finsteren Blick von Seiten Madlocks. Im Übrigen zeigte Cole Madlock weder Unruhe noch sonst irgendein Zeichen von Nervosität. »Um was geht es?«, fragte er.

»Um den Tod von vier Frauen. Alle Mitte zwanzig und rothaarig, und alle wurden aus einem fahrenden Auto heraus am hellen Tag und auf offener Straße erschossen. Der letzte Mord geschah gestern gegen 10.30 Uhr in der 23rd Street.«

Kurze Zeit schaute Cole Madlock versonnen auf seine Zehenspitzen hinunter, dann murmelte er: »Ich verstehe. Außerdem habe ich von den anderen drei Morden in der New York Times gelesen. Die heutige Zeitung habe ich mir noch nicht angesehen. Beim letzten Mord schrieb die Times, dass mit den Taten die Erinnerung an den Big Apple-Sniper auf brutale Art und Weise geweckt werde. Der Reporter sprach die Hoffnung aus, dass der Mörder schneller gefasst wird als damals mein Vater, der es auf neun tote Frauen brachte.«

»Sie besuchen Ihren Vater regelmäßig in Sing Sing«, bemerkte Ron Harris.

»Ja. Er hat nur noch mich und Brad. Sie wissen sicher, von wem ich spreche, wenn ich den Namen Brad nenne. Ja, wir besuchen ihn an jedem ersten Mittwoch im Monat.« Der junge Mann atmete durch. »Was immer er auch getan hat, er war ein guter Vater. Und darum lassen wir ihn nicht im Stich. Im Gegensatz zu meiner Mutter.«

Die Stimme hatte sich zuletzt verändert. In den Augen des Burschen nahmen die beiden G-men ein gehässiges Flackern wahr.

»Hat sie Ihren Vater verlassen?«, fragte Owen Burke.

»Als sie ging, war ich drei Jahre alt, Brad war zwei. Keiner von uns hat irgendeine Erinnerung an sie. Sie hat Dad wegen eines anderen Mannes verlassen. Ein Jahr nachdem sie uns verlassen hat, ist sie mit ihrem Liebhaber nach Kanada ausgewandert. Wir haben nie mehr etwas von ihr gehört.«

»War sie Mitte zwanzig und rothaarig?«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Owen Burke.

Cole Madlock lachte auf. Es klang freudlos, um nicht zu sagen bitter. »Nein. Sie war Ende zwanzig, fast dreißig, und ihre Haare waren schwarz.«

»Wo waren Sie gestern Vormittag zwischen 10 Uhr und 11 Uhr?«

»Denken Sie vielleicht, dass ich der neue Big Apple-Sniper bin?«

»Wir denken gar nichts«, murmelte Burke. »Aber wenn Sie uns ein Alibi benennen können, sind Sie aus dem Schneider. Das heißt, wir werden uns dann nicht mehr mit Ihnen befassen.«

»Ich war hier auf der Baustelle. Wie jeden Tag habe ich auch gestern um 7.30 Uhr hier meinen Dienst angetreten.«

»Das kann sicher jemand bestätigen«, knurrte Harris.

»Mein Vorarbeiter. Er überprüft täglich die Anwesenheit der Mitglieder seines Teams. Sein Name ist George Adams.«

»Wir werden ihn fragen«, versicherte Ron Harris. »Sie kennen Ihren Vater sicher besser als jeder andere Mensch auf der Welt – abgesehen von Ihrem Bruder natürlich. Warum hasst er Frauen zwischen zwanzig und dreißig, die rote Haare haben?«

Cole Madlock zuckte mit den Schultern. »Er hat es uns nie gesagt.«

»Haben Sie ihn danach gefragt?«, brachte sich wieder Owen Burke in die Befragung ein.

»Einmal. Es war kurz nach seiner Verurteilung. Er hat uns verboten, je wieder diese Frage zu stellen.«

»Wo finden wir George Adams?«

»Wahrscheinlich unten, im Baubüro. Wenn er dort nicht ist, wird er irgendwo auf der Baustelle unterwegs sein. Dann haben Sie kaum eine Chance, ihn zu finden. Es wimmelt hier wie in einem Ameisenhaufen.«

»Wir möchten auch mit Ihrem Bruder sprechen. Seine Adresse kennen wir. Aber wir unterstellen, dass er sich tagsüber auch in der Arbeit befindet. Wo ist sein Arbeitsplatz?«

»Brad arbeitet nachts. Er ist DJ in einer Bar in SOHO. Ein Nachtclub. Der Name ist Pour 24.«

»Dann werden wir ihn jetzt sicher aus dem Bett holen, wenn wir an seiner Tür klingeln«, konstatierte Ron Harris.

»Davon gehe ich aus«, versetzte Cole Madlock.

»Ach ja«, murmelte Owen Burke. »Fahren Sie einen Buick?«

»Ja.«

Burke war wie elektrisiert. »Dunkelblau?«

»Weiß, mein Wagen hat eine weiße Farbe.«

»Und ihr Bruder?«

»Er fährt einen Toyota.«

Die Agents verabschiedeten sich von Cole Madlock. Unten, im Baubüro, konnten sie tatsächlich mit dem Vorarbeiter sprechen. George Adams sagte auf Owen Burkes Frage: »Ja, Madlock war gestern Morgen um 7.30 Uhr wie immer pünktlich auf der Baustelle. Wenn ich nur solche Leute hätte, dann gäb's keine Probleme. Er ist absolut zuverlässig.«

»Kann ein Arbeiter mal für eine Stunde oder zwei Stunden von der Baustelle verschwinden, ohne dass es sofort bemerkt wird?«, fragte Burke.

Adams wiegte den Kopf. Nach kurzer Überlegung murmelte er: »Hier wimmelt es von Arbeitern. Sicher, wenn sich einer mal für 'ne Stunde oder länger verabschiedet, fällt das wahrscheinlich nicht auf.«

»Danke.«

Die Agents mussten ins Federal Building zurück, weil sie für 10 Uhr den Mann vorgeladen hatten, der den Mord an Jennifer Belford am Tag zuvor live erlebt hatte. Nachdem sie seine Aussage aufgezeichnet hatten und der Mann wieder entlassen war, fuhren sie nach East 92nd Street, wo Brad Madlock im Gebäude Nummer 578, 3. Etage, lebte. Es war fast 13 Uhr, als die Agents vor der Wohnungstür standen und Ron Harris den Daumen auf den Klingelknopf legte.

Eine etwa zwanzigjährige Frau öffnete. Etwas wirr hingen die langen, blonden Haare um ihr hübsches Gesicht herum. Sie war mit einem Pyjama bekleidet. Verschlafen musterte sie die Agents. Owen Burke zückte seine Dienstmarke und zeigte sie der jungen Lady, dann nannte er seinen Namen und den seines Kollegen und fügte hinzu: »Wir möchten Mr. Brad Madlock sprechen. Er ist doch zu Hause.«

»Brad schläft noch«, murmelte die Frau. Sie zeigte sich wenig geneigt, die FBI-Beamten in die Wohnung zu lassen. »Wenn Sie vielleicht in zwei oder drei Stunden noch einmal kommen.«

Burke lächelte. Man konnte sein Lächeln fast als mitleidig bezeichnen. »Junge Frau«, murmelte er, »wenn ich sage, dass wir Mr. Brad Madlock sprechen möchten, dann heißt das, dass wir ihn gleich, also auf der Stelle, sprechen wollen.«

Genervt verdrehte die Lady die Augen, dann aber murmelte sie: »Einen Augenblick.« Sie machte kehrt und verschwand in der Wohnung.

Ron Harris versetzte der Tür einen leichten Stoß, so dass sie ein Stück weiter aufschwang und sie – die beiden Agents -, den Blick ins Wohnzimmer frei hatten. Die Einrichtung war nicht gerade pompös, sie war aber auch nicht ärmlich. Sie entsprach dem Standard der New Yorker Mittelschicht.

Brad Madlock erschien. Er war nur mit einer Pyjamahose bekleidet. Wirr standen eine Haare vom Kopf ab. »Was wollen Sie von mir?«

»Es spricht sich nicht besonders gut zwischen Tür und Angel«, bemerkte Owen Burke. »Was dagegen, wenn wir in die Wohnung kommen?«

»Bitte.«

Gleich darauf saßen sie. Die junge Lady ließ sich nicht mehr blicken. »Sicher hat Sie Ihr Bruder auf unseren Besuch vorbereitet«, begann Owen Burke.

»Spielt das eine Rolle?«

»An und für sich nicht. Okay, machen wir es kurz: Wo waren Sie gestern zwischen 10 Uhr und 11 Uhr?«

»Um diese Zeit habe ich in meinem Bett gelegen und geschlafen. Ich bin erst gegen 5 Uhr nach Hause gekommen. Mein Bruder hat Ihnen sicherlich erzählt, dass ich als DJ in einem Club arbeite.«

»Kann es jemand bestätigen, dass Sie um diese Zeit zu Hause waren?«, fragte Ron Harris. »Die kleine Lady vielleicht ...«

Brad Madlock winkte ab. »Lucy habe ich erst in der vergangenen Nacht kennen gelernt. Von vorgestern auf gestern schlief ich allein.«

»Also kein Alibi!« stieß Ron Harris hervor.

Madlocks Miene verdüsterte sich. »Es gibt wahrscheinlich eine Million New Yorker, die wie ich alleine leben und denen niemand bescheinigen kann, wann sie wo waren. Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass mein Bruder oder ich die Mordserie unseres Vaters plötzlich fortsetzen? Ich habe nichts gegen Frauen Mitte zwanzig mit roten Haaren. Im Gegenteil ...«

»Was hatte Ihr Vater gegen diesen Typ Frau?«, hakte Owen Burke nach.

»Das weiß ich nicht. Er hat mir und Cole diese Frage nicht beantwortet. Er rastete fast aus, als wir sie ihm stellten damals, nachdem er verurteilt worden war.«

»Gibt es außer Ihnen und Ihrem Bruder noch jemand, der den Kontakt zu Ihrem Vater pflegt?«, fragte Ron Harris.

Brad Madlock nickte. »Steve Madlock. Ein Cousin von Cole und mir. Er ist vier Jahre älter als ich. Er ist Dads Patenkind.«

»Wo wohnt Steve?«, fragte Ron Harris.

»In Brooklyn, Caroll Street, gleich beim Park. Ich kann Ihnen seine Handynummer geben.«

»Ich bitte darum«, knurrte Ron Harris.

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