Читать книгу 13 Extra Urlaubsmorde August 2019 Krimi Sammelband 13002 - Pete Hackett - Страница 30

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Owen Burke und Ron Harris holten die richterliche Anordnung persönlich beim Criminal Court ab und fuhren sofort in die Grand Street. Es war 10.30 Uhr. Carol McAllister öffnete ihnen. Ihr Gesicht war wie versteinert, ihr Blick, mit dem sie die beiden Agents maß, reserviert. »Was wollen Sie?«

Ron Harris präsentierte ihr den Durchsuchungsbefehl. Aufmerksam las ihn die Frau, gab ihn dem G-man zurück und stieß hervor: »Ich rufe Hollister an.«

»Wir werden aber nicht warten, bis er eintrifft«, erklärte Owen Burke mit Bestimmtheit im Tonfall. »Bitte, Ma'am, treten Sie zur Seite.«

»Was suchen Sie überhaupt?«, keifte die Lady.

»Beweismittel«, antwortete Owen Burke ausweichend. Mit sanfter Gewalt schob er Mrs. McAllister zur Seite und betrat die Wohnung. Ron Harris folgte ihm. Carol McAllister drückte die Tür zu, ging zu einem der schweren Sessel und ließ sich hineinfallen. »Ich – ich hatte keine Ahnung von den Verbrechen meines Mannes«, murmelte sie. Plötzlich schlug sie beide Hände vor das Gesicht und begann hemmungslos zu weinen.

Die beiden Agents wechselten einen schnellen Blick, dann knurrte Burke: »Ich fange im Schlafzimmer an. Nimm du die Küche, Ron.«

Die beiden Agents begannen mit ihrer Arbeit. Jeder Winkel der Wohnung wurde durchsucht. Sie fanden nichts. Burke war enttäuscht. Er trat vor Carol McAllister hin, die jetzt nicht mehr weinte. »Haben Sie oder Ihr Mann je eine Pistole besessen?«

»Nein. Wozu auch? War es eine Pistole, nach der sie suchten? Haben Sie den Gedanken noch immer nicht fallen lassen, dass mein Mann der Mörder seiner Freunde und Geschäftspartner ist? Von Hollister weiß ich ...«

Burke winkte ungeduldig ab. »Sicher. Ihr Mann bestreitet, die Morde gegangen zu haben. Aber wer gibt schon einen Mord oder gar mehrere Morde zu, wenn es keinen Beweis für seine Schuld gibt.«

Er sprach so, um die Frau in Sicherheit zu wiegen. Denn er musste vermeiden, dass sie bemerkte, dass nicht ihr Mann, sondern sie die Verdächtige war.

»Warum suchen Sie nicht den Mörder im Umfeld der Familie Jenkins?«

»Keine Sorge, Ma'am«, versetzte Owen Burke. »Wir lassen nichts außer acht – nicht das Geringste. – Gehen wir, Ron.«

Sie verließen das Gebäude, setzten sich in den Dodge und Harris fuhr los. Vorher hatten sie sich kurz abgesprochen. Harris bog dreimal nach links ab, dann befanden sie sich wieder in der Grand Street. Der Agent parkte den Wagen am Straßenrand. Sie beobachteten das Gebäude, in dem die McAllisters wohnten. Sie standen so, dass sie sowohl die Haustür als auch die Tiefgaragenausfahrt im Blickfeld hatten. Es dauerte tatsächlich keine zwanzig Minuten, dann kam ein silbergrauer Chevrolet Malibu die Rampe der Tiefgarage herauf, die Schranke ging auf und der Wagen rollte bis zur Straße. Am Steuer saß Carol McAllister.

Sie ließ einige Autos vorbei, dann fuhr sie los.

Harris hatte den Dodge schon gestartet, jetzt kurbelte er am Lenkrad und gab etwas Gas. Der Wagen rollte aus der Parklücke. In sicherem Abstand folgten die beiden Agents der Gattin McAllisters.

Sie fuhr zum Broadway und schlug die Richtung nach Norden ein. Es ging nur langsam voran. Immer wieder standen Ampeln auf rot und der Verkehr kam ins Stocken. Lärm staute sich in den Straßenschluchten des Big Apple. Invasionen von Yellow Cabs kamen aus den Seitenstraßen, wenn für sie die Ampel auf grün stand. Der Motorenlärm vermischte sich mit einem nicht enden wollenden Hupkonzert. Laut und durchdringend erschallte plötzlich die Sirene eines Rettungswagens. Auf den Gehsteigen zu beiden Seiten bewegten sich Menschenrotten. Es war ein warmer Sonnentag, die New Yorker trieb es aus ihren Wohnungen, die Touristen erkundeten in Scharen die Stadt.

Irgendwann befanden sie sich am Times Square. Hier bog Carol McAllister in die Seventh Avenue ab. Schließlich fuhr sie in die 56th Street, vorbei an der Carnegie Hall, parkte den Chevy am linken Fahrbahnrand, stieg aus und ging auf eines der alten, mehrstöckigen Häuser zu, die die Straße säumten. Ein Mann, der aus einem Fenster in der ersten Etage schaute, winkte ihr zu und lächelte freundlich. Dann verschwand die Frau in dem Gebäude.

Ron Harris fand ein Stück weiter einen Parkplatz und manövrierte den Dodge hinein. Die Agents stiegen aus und schritten zu dem Gebäude, in das Carol McAllister gegangen war. Owen Burke blickte zu dem Mann in die Höhe, der aus dem Fenster schaute. »FBI«, sagte er und hielt seine Dienstmarke hoch. »Kennen Sie die Frau, die eben das Haus betreten hat?«

»Nur vom Sehen«, antwortete der Mann. »Sie besucht fast jeden Abend Sam Riley. Nach einer Stunde etwa verlässt sie ihn wieder.«

»Wer ist Sam Riley?«

»Er arbeitet für eine Versicherung. Ich nehme an, er bumst die Lady in der Stunde, in der sie bei ihm ist. Das geht schon fast ein ganzes Jahr so mit den beiden. Wahrscheinlich ist die Lady verheiratet. Im Endeffekt aber geht es mich nichts an. Hat die Frau irgendetwas ausgefressen, weil ihr das FBI auf den Fersen ist?«

»Wo wohnt Riley?«, fragte Burke, ohne auf die Frage des Mannes einzugehen.

»Zweite Etage, linke Wohnung.«

»Danke.«

»Interessant«, murmelte Ron Harris, als sie die Treppe hinauf stiegen. »Ich verwette meinen linken Arm, Partner, dass sich in dieser Wohnung auch die Pistole befindet, mit der die drei Partner McAllisters erschossen wurden.«

»Du setzt deinen linken Arm aufs Spiel«, knurrte Owen Burke.

Wenig später standen die Agents vor der Wohnungstür. Auf dem Klingelschild stand der Name S. Riley. Sie waren richtig. Ron Harris legte den Finger auf die Glocke. Es knackte im Lautsprecher der Gegensprechanlage, dann fragte eine dunkle Stimme: »Wer ist da?«

»FBI. Die Agents Burke und Harris. Öffnen Sie, Mr. Riley.«

»Was wollt ihr von mir?«

»Das sagen wir Ihnen, sobald Sie geöffnet haben.«

»Ich muss euch nicht in die Wohnung lassen. Oder habt ihr einen Durchsuchungsbefehl?«

»Es sind nur ein paar Fragen, Mr. Riley. Fragen, die wir Ihnen und Mrs. McAllister stellen möchten.«

Riley schwieg.

»Lauf nach unten und verleg ihm den Fluchtweg über die Feuerleiter«, wies Owen Burke seinen Kollegen an.

Ron Harris schwang herum und beeilte sich.

Owen Burke pochte mit der Faust gegen die Tür. »Öffnen Sie, Riley. Es besteht der Verdacht, dass Sie im Verein mit Mrs. McAllister drei Gesellschafter der M.H.B.M.-Ltd. ermordet haben. Ich warte genau zehn Sekunden. Wenn sie dann die Tür nicht öffnen und sich ergeben, hole ich Sie aus der Wohnung.«

Zwei Kugeln durchschlugen die Tür. Die Detonationen waren nur ganz schwach zu hören. Auf die Pistole war ein Schalldämpfer geschraubt.

Die Geschosse wurden Owen Burke nicht gefährlich, denn er stand im Schutz der Wand neben der Tür. Jetzt griff er nach dem Holster unter der Jacke an seiner rechten Hüfte und zog die SIG Sauer P 226, entsicherte sie und repetierte.

»Das war deutlich, Riley«, rief der Special Agent.

In der Wohnung blieb es ruhig. Owen Burke trat vor die Tür hin, ein wuchtiger Tritt, krachend flog sie auf, der Special Agent glitt sofort zur Seite.

Jetzt erklang wieder Rileys Stimme: »Okay, G-man. Ich komme jetzt hinaus. Und ich halte Carol die Pistole gegen den Kopf. Ein Fingerdruck wird genügen, um ihr das Hirn aus dem Schädel zu blasen. Geh von der Tür weg, G-man. Ich werde nicht zögern.«

Burke presste die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. Dass Riley das Wort G-man benutzte und nicht von G-men sprach, sagte dem Agent, dass er wusste, dass ihm der Fluchtweg über die Feuerleiter versperrt war.

Burke trug einige Sekunden lang schwer an seiner Unentschlossenheit. Riley und seine Geliebte konnten eine Show abziehen - eine Inszenierung, in der am Ende nur er, der Special Agent, der Dumme sein würde. Aber durfte er das Leben der Frau in die Waagschale werfen? Riley war ein eiskalter Mörder, er hatte nichts mehr zu verlieren, und er sah sich in die Enge getrieben. Das machte ihn möglicherweise unberechenbar und gefährlich.

Burke entschied sich. »All right, Riley. Sie können herauskommen.«

Während er gesprochen hatte, war der Special Agent zurückgewichen. Nun stand er vor der auf der anderen Seite des Flures befindlichen Wohnungstür. Seine Hand mit der SIG hing locker nach unten. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck wartete er. Die Kaltschnäuzigkeit des Killers schien zu siegen.

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