Читать книгу 13 Extra Urlaubsmorde August 2019 Krimi Sammelband 13002 - Pete Hackett - Страница 39

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Am folgenden Tag traten die beiden Agents um 8 Uhr ihren Dienst an. Sie hatten kaum ihre Computer hochgefahren, als es an der Tür klopfte. »Herein!«, rief Owen Burke.

Lucy Dexter, die hübsche Special Agentin, ein nahezu frischer Import aus Quantico, wo die Special Agents des FBI eine ausgesprochen harte Ausbildung durchlaufen, bis sie irgendwo im Land zum Einsatz kommen. Die junge Frau lächelte, grüßte und sagte: »Seid ihr bereit, euch meinen Bericht anzuhören, oder soll ich später wieder kommen?«

»Sehen wir so unausgeschlafen aus?«, fragte Owen Burke.

Lucy lachte. »Jeder in der 23. Etage des Federal Building weiß, dass ihr beide zwei ausgesprochen ausgeschlafene Kerlchen seid. Also setzen wir uns. Der Bericht ist kurz. Ihr seid gleich wieder von mir erlöst.«

»Erlöst kann man nur von einem Übel werden«, knurrte Ron Harris. »Wäre dein Name Amalie Shepard, dein Blick giftig und dein Ton rüde, dann könnte man von Erlösung sprechen. So aber hast du den Sonnenschein in diese triste Bude ...«

Lucy hielt sich die Ohren zu, lachte laut auf und rief: »Hör auf, Ron! Ich muss dieses Büro wieder verlassen. Und ich möchte nicht auf der Schleimspur ausrutschen, die du legst.«

»Da will man mal nett sein«, grollte Ron Harris.

»Spaß beiseite«, ergriff Lucy die Initiative, um loszuwerden, was sie hergeführt hatte. Sie ging zu einem Stuhl neben Owen Burkes Schreibtisch, setzte sich und wartete, bis auch die beiden Kollegen Platz genommen hatten, dann begann sie: »Ich betrat um etwa 21 Uhr das Pour 24. Brad Madlock war anwesend. Er sorgt für Musik und Stimmung in dem Laden. Das Publikum ist ziemlich exklusiv. Es kostete mich all meine Überredungskünste, am Türsteher vorbeizukommen.«

»Aber du bist vorbeigekommen«, knurrte Owen Burke.

»Ich glaube, er steht auf Rothaarige«, versetzte Lucy lächelnd. »Ich war also drin. Es kostete mich nicht viel Mühe, Brad Madlocks Aufmerksamkeit zu erregen. Als er die zweite Pause einlegte, kam er zu mir an den Tisch. Er begann ein unverfängliches Gespräch, das aber im Endeffekt darauf abzielte, mehr über mich zu erfahren. Er wollte wissen, ob ich einen Freund habe, was ich arbeite, wo ich wohne, was ich im Allgemeinen und im Besonderen in meiner Freizeit treibe.«

»Hast du ihm verraten, wo du wohnst?«

»Noch nicht. Aber ich bin heute Abend wieder mit ihm verabredet.«

»Sehr schön. Hat er irgendwelche Andeutungen gemacht im Hinblick auf rothaarige Frauen?« Ron Harris dachte kurz über seine Frage nach, dann ergänzte er: »Ich meine, ob er etwas darüber zum Ausdruck brachte, ob er auf diesen Frauentyp steht oder ob er eine besondere Beziehung zu Frauen mit roten Haaren hat.«

»Er sagte, ich hätte eine frappierende Ähnlichkeit mit einer Freundin seiner Mutter, die allerdings - wie auch seine Mutter -, vor langer Zeit gestorben wäre.«

Ron Harris schoss seinem Kollegen Burke einen bezeichnenden Blick zu.

Owen Burke sagte: »Du musst versuchen, Madlock zu einem Platz zu locken, an dem ihr alleine seid. Wir werden dich mit einem Minisender ausstatten. Natürlich musst du den Platz erwähnen, zu dem ihr euch begebt.«

»Warum nehmen wir nicht eine FBI eigene Wohnung?«, schlug Lucy vor. »Eine dieser konspirativen Wohnungen, die für besondere Zwecke eingerichtet wurden, die aber die meiste Zeit unbewohnt sind.«

»Das ist eine gute Idee!«, entfuhr es Owen Burke. »Ja, du lockst den Burschen in die Wohnung. Wenn er der Sniper ist, dann wird er die Gelegenheit beim Schopf packen. Im Endeffekt wird es ihm nämlich egal sein, ob er die rothaarigen Ladies aus dem fahrenden Auto erschießt oder ob er ihnen sonst wo das Licht ausbläst.«

»Und wir werden da sein«, ergänzte Ron Harris. »Sobald ihr die Wohnungstür hinter euch geschlossen habt, stehen wir auf dem Teppich. Wir können also innerhalb von Sekunden eingreifen.«

Burke griff zum Telefon, tippte eine Kurzwahlnummer, und gleich darauf sagte er: »Ich brauche für heute Abend eine der konspirativen Wohnungen. Am besten nehmen wir eine in Südmanhattan. – Okay, wir holen die Schlüssel. Danke.« Owen Burke legte auf und sagte: »Es ist eine Erdgeschosswohnung in der Barclay Street. Von der Einrichtung her entspricht sie dem Stil einer jungen, modernen, aufgeschlossenen und allein stehenden Frau. Gut so?«

Harris grinste süffisant.

»Ich kümmere mich um die Schlüssel«, erklärte Lucy, erhob sich und ging zur Tür, wandte sich aber noch einmal um, ehe sie das Büro verließ. »Ich rufe euch an, wenn ich heute Abend zu dem – hm, Rendezvous gehe.«

»In Ordnung«, gab Owen Burke zu verstehen. Und als Lucy von außen die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte er: »Zwischen Steve Madlock und seinem Onkel Dave besteht eine besondere Verbindung.«

»Dave Madlock ist Steves Patenonkel«, wandte Ron Harris ein. »Das wird der Grund sein.«

»Normalerweise distanzieren sich unbe­scholtene Bürger von Angehörigen, die Gewaltverbrechen begangen haben und deswegen verurteilt worden sind. Die Menschen schämen sich für diesen Verwandten. Es gibt Eltern, die sich von ihren verurteilten Söhnen lossagen.«

»Das ist nicht zwingend«, gab Harris zu bedenken.

»Natürlich nicht. Aber es ist die Regel. Darum mutet es mich seltsam an, dass Steve Madlock so unbeirrbar zu seinem Onkel, einem Serienkiller, hält.«

»Er kann der Sniper nicht sein. Sein Alibi ist hieb- und stichfest.«

»Das meine ich nicht«, murmelte Burke. »Erinnere dich des hassvollen Ausbruchs Madlocks, als wir gestern mit ihm sprachen. >Ich habe mich nicht davon abhalten lassen. Ich war Richter und Henker. Mein ...< - Fast erschreckt brach er ab. Was wollte er sagen? Hat jemand versucht, ihn von den brutalen Morden abzuhalten? Sein Bruder eventuell?«

»Ja, ich erinnere mich. Es ist richtig. Er schwieg plötzlich wie jemand, der um ein Haar zu viel ausgeplaudert hätte. Ich schließe nicht aus, dass zwischen ihm und seinem Bruder ein enges Verhältnis bestanden hatte. Dass sein Bruder ihn zum Patenonkel Steves wählte, lässt diesen Schluss zu. Auch die Tatsache, dass Steve nach wie vor hinter ihm steht ...«

»Wir müssen uns noch einmal mit Steve unterhalten«, stieß Owen Burke entschlossen hervor. »Wir statten ihm einen Besuch an seinem Arbeitsplatz ab.«

Die Agents wussten, wo sie die Spedition suchen mussten, bei der Steve Madlock als Buchhalter arbeitete. Der Mann war nicht sonderlich erbaut über ihren Besuch. Er war in einem Großraumbüro mit mindestens einem halben Dutzend weiterer Beschäftigter tätig. »Muss das sein?«, fragte er unwirsch. »Man hat sich damals, als mein Onkel geschnappt wurde, genug das Maul zerrissen. Soll ich nun wieder in den Fokus des Geredes in der ganzen Firma rücken?«

»Wir können nicht warten, bis Sie Feierabend haben und zu Hause sind, Mr. Madlock. Wo können wir uns ungestört unterhalten?«

»In der Teeküche. Folgen Sie mir.«

Wenig später saßen sie an einem kleinen Tisch. Es roch hier nach Zigarettenrauch. Hier durfte also auch geraucht werden.

»Was ist so wichtig, dass Sie mich den Mutmaßungen und Spekulationen meiner Vorgesetzten und Mitarbeiter aussetzen?«, fragte Steve Madlock sarkastisch und zwinkerte nervös.

»Ihr Onkel hat gestanden, seine Frau und deren lesbische Geliebte Donna Garner ermordet zu haben.«

Madlocks Brauen schoben sich zusammen. »Mary Ann ist vor zweiundzwanzig Jahren mit ihrem Geliebten nach Kanada abgehauen.«

»Das ist ein Trugschluss. Mary Ann Madlock wurde vor zweiundzwanzig Jahren zusammen mit ihrer Geliebten, ihr Name war Donna Garner, von Dave Madlock ermordet. Er ließ ihre Leichen spurlos verschwinden. Wir vermuten, dass ihm dabei jemand geholfen hat.«

Steve Madlock lachte fast belustigt auf. »Ich war damals sieben ...«

»Ich spreche von Ihrem Vater«, erklärte Owen Burke.

Steve Madlock verschluckte sich fast. Er hüstelte, seine Augen füllten sich mit Tränen, er keuchte und versuchte krampfhaft, den weiteren Hustenreiz zu unterdrücken. Schließlich stieß er hervor: »Mein Vater hat mir immer erzählt, dass Onkel Dave damals ganz übel mitgespielt wurde und dass man seine Taten in diesem Licht betrachten müsse. Als ihn Mary Ann verließ, sei in ihm etwas zerbrochen. Er sei nicht mehr er selbst gewesen, als er begann, als Big Apple-Sniper wahllos junge Frauen zu erschießen.«

»Er war voll schuldfähig«, wandte Ron Harris ein. »Die Vermutung, dass Ihr Vater Zeuge der Morde an Mary Ann Madlock und Donna Garner war, liegt nahe. Vermutlich wollte er seinen Bruder von den Bluttaten abhalten. Es gelang ihm nicht. Und er half, die Leichen verschwinden zu lassen. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns ein wenig im Keller Ihres Hauses umsehen?«

Steve Madlock starrte Harris ungläubig an, wie jemand, der absoluten Unsinn von sich gegeben hatte. »Sie – wollen – mein – Haus ...«, stammelte er, und schließlich versagten seine Stimmbänder.

»Wir können einen Durchsuchungsbefehl erwirken«, drohte Owen Burke. »Dann rücken wir aber mit einem Team von Bauarbeitern und einem Presslufthammer an.«

Steve Madlock strich sich mit fahriger Geste über das Gesicht. »Wie – wie kommen Sie darauf, dass mein Vater ...«

»Eine unbedachte Äußerung Ihres Onkels. Entscheiden Sie sich, Mr. Madlock. Kommen Sie mit uns zu Ihrem Haus, damit wir uns dort ein wenig umsehen können, oder legen Sie Wert auf einen richterlichen Beschluss?«

»Das ist doch verrückt!«, brach es aus Steve Madlocks Kehle. Wie von Schnüren gezogen erhob er sich. Sein Gesicht wirkte verkrampft. »Okay, fahren wir zu mir nach Hause. Ich – ich muss nur dem Chef Bescheid sagen. Guter Gott, wenn Ihre Vermutung zutrifft ...«

Fünf Minuten später waren sie auf dem Weg. Steve Madlock saß im Fond des Dodge. Während der ganzen Fahrt über wurde kein Wort gesprochen. Ron Harris parkte in der Caroll Street direkt vor dem Einfamilienhaus, das Steve Madlock bewohnte. Sie gingen hinein. Steve Madlock geleitete die Agents in den Keller. Es gab vier Räume. In einem stand der Heizofen, der für die zentrale Wärmeversorgung im Haus und das Warmwasser sorgte. Im Raum daneben befanden sich drei große Plastiktanks für das Heizöl. In den beiden anderen Kellerräumen standen Regale, ein Schrank und eine Truhe. Sämtliche Böden waren gefliest.«

»Wie alt ist die Heizung?«, fragte Owen Burke.

»Der Ofen samt Brenner wurde vor sieben Jahren erneuert. Der erste Ofen wurde vor zweiunddreißig Jahren installiert, als dieses Haus gebaut wurde. Ebenso alt sind die Tanks.«

»Wann wurde der Fußboden gefliest?«

»Hier, im Heizraum und im Raum mit den Öltanks ist er gefliest, seit ich denken kann. Die anderen Räume ließ Dad fliesen, als ich sieben war ... O mein Gott! Ich – ich erinnere mich genau. Ma und ich waren eine Woche bei meiner Großmutter in New Jersey. Als wir heimkamen, waren die beiden Fliesenleger am Werk. Sollte Dad ...«

Alles in Steve Madlock schien sich zu sträuben, die Ungeheuerlichkeit auszusprechen. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, entrang sich ihm.

»Ich schätze, Mr. Madlock, Sie haben viele Jahre lang dieses Haus bis zum Ableben Ihrer Eltern nicht nur mit ihnen, sondern auch mit zwei Leichen geteilt«, murmelte Owen Burke. »Okay, Ron. Fahren wir nach Manhattan und leiern wir an, was getan werden muss.«

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