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4.1 Sichtbeobachtung

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Wandernde Tagzieher wie z.B. die Scharen ziehender Krähen, Keile von Entenvögeln, Pulks von Staren, Limikolen (Watvögeln), Finken oder Ammern, sie alle fallen hauptsächlich dem Auge auf, daneben häufig auch durch vielerlei Rufe. Bei vielen Arten bot sich an, den am Tage sichtbaren Zug systematisch zu beobachten und z.B. zu registrieren, ab wann, wie lange, wie regelmäßig die einzelnen Arten wandern, wann bestimmte Altersklassen und die verschiedenen Geschlechter ziehen, wann die Zugdichte am größten ist u.a.m. Ein derartiges Beobachtungsprogramm war z.B. der erste Forschungsauftrag der 1901 neu gegründeten Vogelwarte Rossitten (Kap. 3, Thienemann 1927). Durch systematische Beobachtungen lassen sich sogenannte tages- und jahreszeitliche Zugmuster einzelner Arten ermitteln, also die zeitliche Verteilung und die Dichte der Durchzügler während einzelner Tage oder über eine Zugsaison. Vergleiche solcher Zugmuster über Jahre decken vielfach Regelhaftigkeiten auf, aber auch Wetterabhängigkeiten, über lange Zeiträume andauernde Entwicklungen u.a. Entsprechende, im Jahresverlauf oft mehrgipflige Muster werden auch mit Fangverfahren erzielt (4.7) und geben Aufschluss über Zug- und andere Bewegungen (Jenni 1984).

Die Sichtbeobachtung (von der Biologen z.B. im Gegensatz zum Verhören von Stimmen oder zur Registrierung durch Fang usw. sprechen) war die klassische Vogelzug-Forschungsmethode der Periode der Beobachtungen (Kap. 3), aber sie ist auch heute noch von großer Bedeutung. Viele Tagzieher, die sich nur schwer fangen und damit weder gut durch Fang registrieren noch beringen lassen (4.6), werden nach wie vor auf ihrem Zug durch Sichtbeobachtung erfasst. Das geschieht vor allem an exponierten Plätzen wie Bergpässen, Höhenzügen, Landvorsprüngen an Küsten usw., wo erfahrungsgemäß Tagzieher wie Greifvögel, Störche, viele Limikolen, aber auch Kleinvögel konzentriert und gut erfassbar durchziehen. Vielerorts, z.B. an der schwedischen Küste, am Bosporus, in Gebirgen Israels und der USA, aber auch auf der Schwäbischen Alb sind Beobachtungsstationen eingerichtet worden, in denen systematische „Zugplanbeobachtungen“ organisiert werden, die den Zugablauf und die ihn steuernden Vorgänge mehr und mehr erhellen (z.B. Edelstam 1972, Gatter 1973, Leshem 1989). In Israel – einem der bedeutendsten Vogelzugkorridore (5.13) – werden in den Hauptzugzeiten spezielle „Migration Birdwatcher’s Festivals“ veranstaltet, wobei innerhalb weniger Wochen u.a. über eine Million Greifvögel und eine halbe Million Weißstörche beobachtet werden können. Im Bereich von Gibraltar werden in dem Projekt MIGRES wandernde Seevögel erfasst.

Ausgezeichnete Möglichkeiten zur Sichtbeobachtung des Vogelzugs bieten sich heute von Ultraleichtflugzeugen aus, mit denen man praktisch in den Schwärmen von Zugvögeln mitfliegen kann. Entsprechende Untersuchungen werden vor allem in Israel durchgeführt, wo das Vogelschlagproblem – die Kollision von Zugvögeln mit Flugzeugen – bei der geringen Größe des Landes und der hohen Vogelzugdichte den Luftverkehr vor große Probleme stellt (Leshem 1989, 11).

Sehr viele Vogelarten wandern jedoch nachts, und sie sind tagsüber allenfalls stationär während ihrer Rast oder Nahrungssuche zu sehen. Man hat früher, ehe bessere Methoden zu ihrer Registrierung zur Verfügung standen, vielfach versucht, sie durch Beobachtung vor der Mondscheibe zu erfassen (Schüz et al. 1971, Williams u. Williams 1990). Diese recht mühsame Methode wird heute nur noch wenig praktiziert, in jüngerer Zeit jedoch wieder verstärkt, um z.B. die Durchzugsdichte über der Sahara abzuschätzen (Biebach et al. 1991) oder die Zugverhältnisse im Alpenraum aufzuklären (Liechti et al. 1996). Man hat mit einigem Erfolg versucht, abends zum Zug aufbrechende und morgens zur Rast einfallende und wandernde Zugvögel mit Nachtsichtgeräten zu erfassen oder mit transportablen Scheinwerfern „einzufangen“, zu identifizieren und zu studieren (Ceilometer-Technik, Gauthreaux 1969). In neuerer Zeit haben sich auch Infrarot-Detektoren bewährt – spezielle Videokameras, die auf Temperaturabweichungen von einigen hundertstel Grad Celsius reagieren und mit denen man z.B. Zugvögel bis in etwa 3000 m Höhe erfassen kann (Liechti et al. 1995).

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