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Überfordern wir unsere Kinder?

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Wenn es um die Erwartungen der Eltern und Erzieher geht, ja. Im Allgemeinen haben Eltern riesige Vorstellungen, was ihre Kinder leisten sollen. Ihre Wünsche an die Zeugnisleistungen und die Berufspläne liegen weit über dem Niveau, das Kinder selbst vorweisen.

Das Wiesbadener Markt- und Sozialforschungsinstitut ENIGMA beschäftigte sich mit den Erziehungszielen von Eltern. Mehr als tausend Familien wurden befragt. Es ging um Freizeitverhalten, Schule, Finanzen und Werte. Bei Familien mit geringem Haushaltseinkommen sind Werte wie

 Pünktlichkeit,

 Gehorsam,

 Fleiß und Sauberkeit „sehr wichtig“.

In wohlhabenden Familien werden andere Werte mehr geschätzt, nämlich:

 Aufgeschlossenheit,

 Toleranz,

 eine eigene Meinung haben und

 Großzügigkeit.3

Insgesamt stellten die Forscher fest, dass Ordnungsliebe und Gehorsam heute auf den letzten Plätzen rangieren. In vielen deutschen Elternhäusern ist verpönt, was einst als Voraussetzung für Entwicklung und Leistung selbstverständlich war. Die Verfasser schreiben wörtlich: „Die deutschen Tugenden, wir haben sie überwunden. Disziplin, Fleiß, Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme, alles Werte von vorgestern. Sekundartugenden. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet. Und dabei das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. (…) Das vorläufige Fazit also: Viele Kinder werden überfordert. Selbstständig sollen sie sein, vielseitig interessiert, begabt und erfolgreich – wichtige Wunderknaben. Unterfordert sind sie in ihren Aufgaben und Pflichten. Da passt etwas nicht zusammen. Hohe Ansprüche an Motivation und Moral, aber Ratlosigkeit im Alltag.“4

Die Autoren haben es auf den Punkt gebracht. Kinder werden unterfordert in Aufgaben und Pflichten. Strenge ist verpönt. Eltern sind großzügig und verstehen sich eher als Kumpel ihrer Kinder. Und Kinder erleben zu wenig, dass sie beharrlich arbeiten lernen müssen. Viele geben auf, wenn Forderungen gestellt werden, oder sie rebellieren mit Erfolg. Darum fehlen Konzentration und Kontinuität. Lust und Selbstverwirklichung geben den Ton an. Kinder, die Ordnung, Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit nicht gelernt haben, reagieren später gestresster.

Wie sagte schon Alfred Adler: „Unterforderte Kinder sind gestresste Kinder.“

Wege aus der Burnout-Spirale

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