Читать книгу Wege aus der Burnout-Spirale - Reinhold Ruthe - Страница 20

Hyperaktive Kinder und Stress

Оглавление

Heute geht man davon aus, dass etwa 400 000 Kinder in Deutschland an ADHS leiden, also an dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Nicht wenige sind der Meinung, die Störung sei ein Symptom des modernen Lebens und keine Krankheit. Andere Fachleute sprechen von einer Begleiterscheinung der „Sucht nach Geschwindigkeit“. Nimmermüde Fernseher und flinke Computer, rasante Videos und mobile Telefone machten die Kinder zappelig und ihre Eltern ungeduldig. Nur wenn die Menschen die Balance zwischen Profitgier und emotionaler Zufriedenheit zurückgewinnen könnten, würde das Syndrom an Einfluss verlieren. Nicht die Kinder seien krank, sondern die Gesellschaft.

Andere Fachleute widersprechen heftig. Sie sehen auch den Einfluss der Gesellschaft, unterscheiden aber zwischen Auslöser und Ursache. 4 % der Kinder seien weltweit betroffen. Nicht nur in westlichen Kulturen, auch in China würden Kinder mit der Anlage geboren. Studien bei eineiigen Zwillingen hätten ergeben, dass beide Zwillinge mit hoher Wahrscheinlichkeit an diesem Syndrom litten. Bedingt durch die Fehlreaktion im Gehirn, hätten die jungen Menschen eine andere Wahrnehmung. Sie seien

 reizoffen,

 extrem sensitiv,

 ständig auf neue Reize ansprechbar,

 abgelenkt und vergesslich,

 oberflächlich,

 sprunghaft und fehlerhaft und

 sehr unkonzentriert.

Die Nachfahren des Zappelphilipps leben mit Vollgas im Hier und Jetzt. Sie leben ein Leben ohne Bremse. Die Folge:

 Sie sind ängstlich und bockig,

 ecken überall an,

 leiden unter Minderwertigkeitsgefühlen,

 können Stressoren nur schlecht wegfiltern.

30 - 40 % der jungen Häftlinge sollen an ADHS leiden.

 Was können Eltern und Erzieher tun, um ihren Stress zu verringern?

 Was können sie unternehmen, um die Überforderung einzudämmen?

 Wie können sie in der Kindererziehung gelassener werden?

Denkanstoß Nr. 1:

Wie helfen Sie ADHS-Kindern?

 ADHS-Kinder benötigen einen freundlichen, aber klaren und direktiven Erziehungsstil. Diese Kinder brauchen mehr Halt als andere.

 Geben Sie dem Kind beim Lernen Zeit und Raum. Üben Sie keinen Druck aus.

 Beobachten Sie genau, wann das Kind sich gut fühlt, und bauen Sie diese Erfahrungen in die tägliche Routine ein.

 Reagieren Sie auf Fehlverhalten sofort, da das Kind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat.

 Verlieren Sie nicht die Kontrolle. Hyperaktive Kinder reagieren am besten auf eine sachliche Kommunikation.

 Vermeiden Sie einen Machtkampf! Reden Sie mit dem Kind, wenn es sich beruhigt hat.

 Helfen Sie dem Kind, dass es sich beruhigt. „Zeige mir, dass du Kontrolle über dich hast. Hörst du auf zu schimpfen, können wir miteinander reden.“

Denkanstoß Nr. 2:

Überprüfen Sie Ihre hohen Erwartungen

Wir alle haben Erwartungen, große und kleine, realistische und unrealistische.

 Erwartungen sind Liebestöter.

 Erwartungen sind schwerer Egoismus.

 Erwartungen sind Selbstsucht.

Hohe Erwartungen, die verbal oder nichtverbal kommuniziert werden, sind stressfördernd.

Kinder wollen geliebt werden und es ihren Eltern recht machen. Stress-Eltern glauben, ihre Kinder kommen in Gesellschaft und Wirtschaft nicht zurecht, wenn die Noten nicht überdurchschnittlich sind.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersuchte mit Hilfe des Siegener Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung über 1000 Kinder und Jugendliche. Sie spricht von „Glückskindern“ und „Konfliktkindern“. Glückskinder sind Kinder aus Familien mit guten Beziehungen. Die Familien sind heil, das Gesamtklima ist positiv, und die Zufriedenheit des Nachwuchses mit Vater, Mutter und Geschwistern ist hoch. Der Erwartungsdruck der Eltern ist normal. Die Anfälligkeit für Drogen und Alltagsverfehlungen ist gering.

Dagegen sind die „Konfliktkinder“ schlechter dran. Sie stehen unter hohem Stress, das familiäre Klima ist getrübt, sie nehmen früh Drogen, sind öfter depressiv, lassen schneller „etwas mitgehen“, fahren häufiger schwarz und spüren einen enormen Erwartungsdruck.

Denkanstoß Nr. 3:

Was geschieht, wenn Sie Ihre Ziele nicht erreichen?

Was geschieht, wenn Sie das Hundertprozentige verfehlen?

Dann beginnt unter Umständen die Spirale für den Burnout. Je höher die Ziele, desto tiefer der Fall, wenn die hohen Erwartungen verfehlt werden. Der tiefe Fall widerfährt nur Menschen mit überhöhten Zielen.

Woran können Sie erkennen, ob die Ziele geistlich oder menschlich sind?

Wenn es wirklich geistliche Ziele sind und Gott mir nicht die Erfüllung schenkt, dann kann ich das negative Ergebnis ruhig aus Gottes Hand nehmen. Ich bin enttäuscht, aber nicht verzweifelt. Wenn es menschliche und überehrgeizige Ziele sind, die mit meinem Leben und dem Leben der Kinder zu tun haben, dann leide ich Qualen. Die Niederlage ist für den überehrgeizigen Christen eine Katastrophe. Und da liegt das geistliche Missverständnis.

Wer in Seinem Namen handelt,

 der überschlägt sich nicht,

 der macht sich und die Kinder nicht verrückt,

 der arbeitet ruhig und stetig,

 der will bei sich und den Kindern nichts erzwingen,

 der muss auch nicht müssen,

denn Müssen ist kein Antrieb des Heiligen Geistes, sondern ein unheiliger Selbstanspruch. Ein Christ ist kein Getriebener, sondern ein Geisterfüllter.

Denkanstoß Nr. 4:

Den falschen Ehrgeiz loslassen

Ehrgeiz wird in unseren Leistungsgesellschaften groß geschrieben. In einer Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft herrscht die Meinung vor:

 ohne Ehrgeiz keine Leistungen,

 ohne Ehrgeiz kein Erfolg,

 ohne Ehrgeiz kein Fortschritt.

Ehrgeiz erwächst häufig aus Minderwertigkeitsproblemen. Je größer die Selbstwertstörungen, desto ausgeprägter der Ehrgeiz. Der Mensch will nicht klein, hilflos und unbedeutend sein. Er will eine Rolle spielen. Der Mensch will überlegen sein, er muss besser, tüchtiger, moralischer und erfolgreicher sein.

 Dem Ehrgeizigen fehlt die Gelassenheit.

 Der Ehrgeizige ist ruhelos.

 Der Ehrgeizige ist hektisch.

 Der Ehrgeizige zeigt einen hohen Stresspegel.

Was leben Sie Ihren Kindern vor?

Spiegeln Sie überehrgeizige Erzieher wider?

Welche Schlüsse ziehen Ihre Kinder aus Ihrem Vorbild?

Denkanstoß Nr. 5:

Schönwetterväter nutzen den Kindern wenig

Wie können geschiedene Väter ihren Kindern ein guter Vater sein?

Die amerikanischen Wissenschaftler Paul Amato und Joan Gilbreth unterzogen 63 Studien, die die Qualität der Beziehung zwischen geschiedenen Vätern und ihren Kindern zum Thema hatten, einer so genannten Metaanalyse.

Väter, die lediglich ein aktives Freizeitprogramm anbieten, um mit den Kindern in der kurzen Begegnung möglichst viel Spaß zu haben, die alle Erziehungsversuche unterlassen, um allen Konflikten aus dem Weg zu gehen, stressen ihre Kinder mehr als Väter, die sich intensiv um ihre Probleme, um Schulaufgaben, um Freundschaften und um Beziehungsschwierigkeiten kümmern.

Das Ergebnis:

 Nur Väter, die wirklich ihre Elternrolle einnehmen, sind für ihre Kinder eine Hilfe.

 Sie wenden einen autoritativen Erziehungsstil an, sprechen mit ihren Kindern alle auftauchenden Probleme an und sind nicht nur „Besuchsväter“.

 In der Schule schneiden diese Kinder besser ab, sind weniger aggressiv und verhaltensauffällig.

 Sie leiden weniger unter Depressionen, weil sie mit ihren Fragen und Kümmernissen ernst genommen werden.

 Geschiedene Eltern sollten unter allen Umständen ein gemeinsames Sorgerecht für ihre Kinder beantragen, damit die Elternschaft von Vater und Mutter erhalten bleibt.

 Die verbreitete Meinung, Kontakte zum Vater seien besonders für Jungen wichtig, wurde in der Studie nicht bestätigt. Mädchen nützt es genauso, wenn Väter sich um sie kümmern.5

Wege aus der Burnout-Spirale

Подняться наверх