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Widerstand ist natürlich

Die Betrachtung

In den nächsten Kapiteln beschäftigen wir uns mit dem sensiblen Prozess der inneren Lösung von der Mutter, sowie mit unseren Selbstbildern, die auf der Beziehung zur Mutter beruhen. Wenn unsere Mutter eine bestimmte Vorstellung von uns hatte oder ihr Verhalten uns ein Gefühl dafür vermittelte, wer wir anscheinend waren und was uns zustand (und was nicht), dann fällt es den kindlichen Anteilen in unserer Psyche schwer, dieses alte Selbstbild loszulassen. Es kommt uns vor, als ließen wir unsere Mutter los. Wir wehren uns gegen den Prozess.

Die Ego- oder Persönlichkeitsstrukturen, die sich in der Beziehung zu unserer Mutter entwickelt haben, fühlen sich bedroht, wenn wir ihren gegenwärtigen Nutzen in Frage stellen. Wenn wir uns dieser sehr früh entwickelten Strukturen bewusst werden, kann es uns vorkommen, als verlören wir unser Gefühl dafür, wer wir sind. Wir haben uns mit den Strukturen identifiziert. Wenn wir uns den Ursprung unserer jetzigen Verhaltensmuster und Selbstbilder vergegenwärtigen, haben wir also nicht nur das Gefühl, unsere Mutter zu verlieren – wir glauben gleichzeitig, denjenigen zu verlieren, für den wir uns gehalten haben. Das stimmt auch. Wir haben uns mit den Strukturen identifiziert, die sich in Reaktion auf unser frühes Umfeld und die Menschen in diesem Umfeld gebildet haben. Doch das ist nicht wer wir wirklich sind. Wir sind viel mehr als das.

Wenn wir beginnen, aus diesem ahnungslosen Missverständnis aufzuwachen, verlieren die alten Strukturen ihre Stabilität. In solchen Momenten können wir uns selbst instabil vorkommen, einfach, weil wir uns mit den Strukturen identifiziert haben.

Die alten Griechen waren so weise, über den Eingang des Tempels in Delphi zu schreiben: „Erkenne dich selbst“. Damit meinten sie nicht die Persönlichkeitsstrukturen. Es ging vielmehr darum, das wahre Wesen des Menschen zu erkennen. Unser wahres Wesen ist nicht in Reaktion auf unser frühes Umfeld entstanden – unsere frühen Konditionierungen spiegeln nicht die Wahrheit dessen, wer wir wirklich sind. In Wirklichkeit sind wir Manifestationen des Göttlichen in menschlicher Form.

Die Übung

Während du dieses Buch durcharbeitest, achte darauf, wie deine Widerstände an die Oberfläche treten. Was ist bis jetzt geschehen? Wenn wir unsere Widerstände als das durchschauen, was sie sind, müssen sie unseren Weg in die Freiheit nicht länger blockieren. Schreibe deine Erkenntnisse in dein Tagebuch.