Читать книгу Gegen die Zeit - Simone Lilly - Страница 10

Оглавление

 5.

„Jake, lass und lieber wieder hinunter in unsere Kabine gehen“, besorgt und übervorsichtig lockerte Nathan seinen Griff um das saubere Metall der Reling.

Starke Windböen hatten ihnen, vom immer schneller werdenden Fahrtwind, entgegengeschlagen, waren einem jeden durch dessen Haare gefahren und sorgten dafür, dass sie sich so frei und unbeschwert fühlten, wie so lange nicht mehr.

Die Sonne stand tief am Himmel, dieser war blutrot verfärbt. Schweren Herzens stimmte Jake ihm zu und wendete den Blick von der Farbenpracht, die sich direkt vor ihnen am Horizont abzeichnete.

„Es ist besser so, du weißt, Mutter kann sehr wütend werden.“

„Ja, schon.“, traurig drehte er sich zu seinem Freund um. „Nathan?“

Abrupt blieb dieser stehen. „Was ist?“

Auch Jake schien plötzlich unsicher. „Ich weiß es nicht. Aber… irgendetwas stimmt hier nicht. Fühlst du das nicht auch?“

„Nein, ich weiß nicht was ich fühlen sollte.“

Von Jakes tiefgründige Frage irritiert, nickte er mit dem Kopf in Richtung Treppe, die nach unten führte. Sofort folgte er ihm.

Allein schon der Gang, auf dem sie zu ihrem Zimmer gelangten, war hoheitsvoll und prachtvoll geschmückt. Wie für Könige. Nathans Eltern waren immer reich gewesen, doch selbst ihr Haus, das gewiss zu den besten der kleinen Stadt gehörte, war hingegen dieses Schiffes und vor allem ihres Raumes, nur ein kleines Häuschen.

Stolz traten sie ein. Betrachteten noch einmal das kleine Wohnzimmer, das Schlafzimmer und das Bad. Aufgedreht warf Nathan seinen Koffer auf seine Hälfte des Doppelbettes, zog seinen neuen Anzug heraus und warf ihn sich eilig über. Jake tat ihm gegenüber dasselbe.

Schon des Öfteren hatte er einen solchen Anzug getragen, jedoch half ihm seine Mutter oder sein Vater jedes Mal mit dem Binden der Fliege. Beide waren diesmal nicht hier.

Mühsam und entnervt, verwarf er sein Werk von Neuem, als er merkte, dass es ihm in den Händen zerfiel. Jake erging es nicht besser. Nach minutenlanger Arbeit, hatte sein Freund es aber durch Zufall und sehr viel Glück geschafft.

Spöttelnd kam er auf ihn zu. „Na, soll ich dir helfen?“

„Nein!“ Lachend war er auf das Bett gesprungen, hatte sich rasch die erstbesten Kissen geschnappt und schlug damit wild auf Jake ein. Schützend breitete dieser seine Hände vor seinem Gesicht aus und tastete sich nah an Nathan heran, umklammerte plötzlich seine Beine, was leicht war, denn er stand auf dem Bett, und riss ihn hinunter. Als wäre dieser Fall nicht Sieg genug, kletterte Jake selbst darauf, setzte sich breitbeinig auf dessen Hüfte und umklammerte mit seinen Fingern Nathans Hände. Dieser konnte sich sogar mit größter Anstrengung nicht wehren. Prustend wollte er ihn immer wieder abschütteln. Ohne Erfolg.

Das halb geöffnete Fenster bereitete für die kühle Abendluft den Weg zu ihnen hinein. Die sanfte Brise erfüllte bald den gesamten Raum. Leise fing Nathan an zu flüstern. „I…ich denke wir sollten bald gehen.“

Jake wurde Ernst. „Ja, das …“, seine Stimme brach ab, als sich ihre Blicke trafen. „Das wäre wohl das Beste.“

Nathan wusste nicht, was zwischen ihnen geschah. Eine derartige Situation war schon viele Male vorgefallen. Oft hatten sie Kissenschlachten ausgetragen, oft hatte Jake ihn besiegt. Doch nun, war es anders.

Jakes tiefblaue Augen schienen ihn zu verzaubern. Ihn anzuziehen. Sein Körper entspannte sich. Er wusste, das Jake ihn genau beobachtete. Ob er dasselbe dachte?

„Jake…“

Er winkte ab.

Wie in Trance ließ er von ihm ab und stütze seine Hände neben ihn auf die Matratze. Er wusste sich nicht gegen Jakes Blick zu wehren und kam langsam immer näher an ihn heran. Auch er atmete flacher, entspannte sich.

Zitternd und unkontrolliert, legte er ihm seine Handfläche auf die Wange.

Stimmgewirr war von Draußen zu hören. Menschen machten sich auf den Weg, hinunter in den Festsaal. Das, was sie auch tun sollten. In Nathans Kopf meldete sich eine Stimme.

Jetzt.

Mit seiner Hand zog er ihn andächtig näher an sich heran.

Jetzt!

Jake schloss die Augen.

Du Trottel! Jetzt!

Erwartungsvoll schloss er sie ebenso. Schon bald spürte er Jakes warmen Atem auf seiner Haut. Was tust du da? Reiß dich los!

„Jake warte!“, aufgebracht sprang er auf und stolperte dabei tollpatschig vom Bett, fiel dabei auf den harten Boden und blieb für wenige Sekunden darauf benommen liegen.

Bevor er selbst etwas sagen konnte, rettete sein Freund die Situation. „Mensch“, er lächelte verlegen. „Und wir haben noch nicht einmal was getrunken.“

Jetzt fand auch Nathan Gefallen an ihrem Erlebnis und sammelte sich, stand auf und zupfte seinen Anzug zu Recht.

„So, wenn der Herr dann so freundlich wäre, mich zu begleiten?“

Gegen die Zeit

Подняться наверх