Читать книгу Gegen die Zeit - Simone Lilly - Страница 7

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 Morgen

Am beinahe wolkenlosen Himmel schien die Sonne in warmen Strahlen auf ihre Stadt. So hell, dass Sven davon geweckt wurde. Immer noch viel zu müde um aufzustehen, schälte er sich aus dem Bett und zog seine Uniform an. Fast ein bisschen stolz, betrachtete er sich im Spiegel. Auch sein goldenes Namensschild. Sven Carlsson-RMS. Titanic.

Wie majestätisch und prunkvoll es seine rechte Brust zierte. Jeder hier war stolz auf sein Werk. Auf das größte Schiff, das je von Menschenhand erschaffen wurde. Auf die Titanic.

Durstig tapste er zum Eisfach und entnahm ihm ein paar Eiswürfel, warf diese in einen Becher Wasser und rührte gedankenverloren darin herum. Eis, das war es. Malerisch brach sich das Licht der Sonne in den glasklaren Würfeln. Mal stießen sie zusammen, mal trieben sie auseinander.

Seine innere Uhr meldete sich. Er war im Begriff zu spät an Bord zu erscheinen. Hastig packte er seinen Koffer und schloss die Tür hinter sich.

Viel zu viele Menschen hatten sich am Anlegeplatz versammelt. Sven hatte seine Probleme damit, sich durch sie hindurch zu kämpfen. Zum Glück verschaffte ihm seine Aufmachung mehr Autorität. Somit war es ihm ermöglicht, doch noch pünktlich zu erscheinen. Mühsam betrat er als Erster das neue Schiff, die Mannschaftsunterkünfte und schließlich seine Kabine. Diese, teilte er sich mit einem anderen Mann. Mr. Linkley. Maurice Linkley.

„Hallo, Sie sind also ab heute mein Nachbar.“, freudig hielt Maurice ihm seine Hand entgegen.

„Ja, bin ich. Ich bin Sven Carlsson. Aber bitte, nennen Sie mich Sven.“

„Gut, also, Sven. Ich bin Maurice.“

Über diesen Empfang erfreut, ging er zu seinem Bett und stellte seinen Koffer darauf. Maurice, tat dies ihm gegenüber.

Er war kräftig gebaut und hatte-wie er-dunkelblondes Haar. Es war bis auf wenige Zentimeter geschnitten. Er besaß zudem hohe Wangenknochen und ein beinahe unfreundliches Lächeln. Was dennoch überhaupt nicht der Realität entsprach, denn er schien nett zu sein.

Ordentlich faltete er seine Kleidung und legte sie in einen Schrank, den sie sich teilen mussten. Das Zimmer war kahl, hell erleuchtet und nur mit zwei Holzbetten ausgestattet. Den kleinen Schreibtisch und den Schrank mit eingenommen wirkte es trostlos und leer. Aber das kümmerte Sven nicht im Geringsten, schließlich musste er ja nicht seine gesamte Zeit hier verbringen.

Bis sie an Deck gerufen wurden, hatten die Beiden Zeit, sich untereinander bekannt zu machen. Aufgeregt setzen sie sich.

„Wie alt bist du?“, fragte Sven.

„25, du?“

Er nickte. Das genügte als Antwort. „Ist das dein Erster Einsatz auf einem Schiff?“

Maurices Gesicht strahlte. „Ja ist es. Und ich bin mächtig stolz. So wie alle aus meiner Familie. Immerhin, ist es nicht irgendein Schiff. Es ist die Titanic!“

Mit gedämmter Stimmung lächelte er. „Und…“, vorsichtig versuchte er , sich nicht zu verraten. „Angst das das Schiff sinken könnte, hast du nicht?“

„Ach, Unsinn! Warum sollte es? Es heißt doch, dass es unsinkbar ist.“

Gequält nickte Sven erneut. „Ja, dann wird es wohl so sein.“

Eine Glocke ertönte. Sofort sprangen die Männer auf und gingen nach oben.

„Macht schon, macht schon!“, ungeduldig wurde Nathan zusammen mit Jake und Catherine den Eingang hinauf, bis vor ihre Suiten gescheucht.

Seine energische Mutter kramte Zettel aus ihrer Tasche. „Das ist Suite 32 und das hier Suite 31. Nathan, du bist hier, zusammen mit Jake. Und Cathi, du bist hier. Mit mir.“, gestresst wies sie auf beide Türen und nahm ihre schwere Tasche wieder zur Hand, die sie zuvor auf dem sauberen Boden abgestellt hatte. „Komm, wir sehen uns unsere Bleibe an.“

Zufrieden nickten sie.

„Wir sehen uns dann zum Abendessen, Jungs. Stellt mir bitte bis dahin nichts an.“

„Machen wir schon nicht. Aber können wir vor dem Essen noch an Deck?“

Sie überlegte kurz. „Natürlich. Aber passt auf und…zieht euch später eure Anzüge an. Das ist ein vornehmes Schiff.“

Von ihren Ermahnungen genervt, winkte Nathan ab und betrat den Raum, in dem er und Jake für die nächsten Tage wohnen sollten.

Er war ziemlich groß. Hell und besaß ein sicherlich bequemes Doppelbett, dass mit einem grauen Bettlaken bezogen worden war. Weiche Kissen waren darauf gelegt worden. Alles in allem sah es sehr gemütlich aus.

Geschafft ließen sich die beiden Jungen hineinfallen. Mit allen Vieren von sich gestreckt, starrten sie an die Decke.

„Jake, wir sind auf der Titanic! Ist das zu glauben?“

Verträumt wischte dieser sich eine Wimper aus seinem rechten Auge. „Nein, ist es nicht. Wirklich nett von deinen Eltern, dass ich und Catherine nach Amerika mitkommen dürfen.“

„Du bist mein bester Freund. Natürlich darfst du mit.“, freundschaftlich richtete er sich auf. „Also, was machen wir jetzt? Auspacken können wir nachher. Komm, gehen wir an Deck!“

Unachtsam stoben sie aus ihrem Zimmer, hinaus auf den hell beleuchteten Flur. Dort, prallten sie, als sie die Treppe zum Oberdeck erklimmen wollten, gegen eine, ihnen entgegenkommende Gruppe anderer Passagiere.

„Entschuldigen Sie!“, brüllte Nathan als Entschuldigung und heftete sich erneut an Jakes Fersen. Lachend und mit den Armen wedelnd stießen sie an die frische Mittagsluft.

Das Schiff war noch nicht abgefahren. Strahlender Sonnenschein erstreckte sich über ihnen und über den Ozean. Bald würden sie von allem was sie kannten weit entfernt sein. Ein Punkt, nicht größer als ein Staubkorn.

Menschenmassen tummelten sich unter ihnen am Hafenrand. Einige verabschiedeten sich von Verwandten und Freunden. Andere waren selbst im Begriff, die Titanic zu betreten.

Interessiert reihten die Beiden sich in die Schlange, die an der Reling stand, und ihnen zuwinkte.

Laute Rufe waren von Draußen durch das Kajüten Fenster zu hören. Still und stramm stand Sven nun schon seit Minuten zusammen mit den anderen Männern in einer Schlange neben dem Steuerrad und wartete, bis die Unterredung und die Einführung des Kapitäns vorüber waren.

Kapitän Smith. Bei dem Namen rollten sich ihm die Fingernägel nach oben. Schroff biss er die Zähne zusammen. Liebend gern wäre er dem Mann an die Kehle gesprungen, hätte ihn hin-und her geschüttelt und ihm zu verstehen gegeben, dass 2200 Menschen an Bord waren. 2200 Menschen, die bald sterben würden. Durch ihn. Mühevoll konnte er sich davon abhalten, ihm an den Kopf zu werfen, den letzten Kessel des Schiffes nicht zu beheizen. Denn schließlich, war dadurch das bisher größte Unglück der Geschichte entstanden.

„Meine Herren.“

Mit seiner Rede am Ende, nahm er das Steuerrad symbolisch in die Hände. „Diese Jungfernfahrt ist keine Gewöhnliche. Männer, mit ihr werden wir in die Geschichte eingehen. Sie, ich und dieses prachtvolle Schiff.“

Ein heftiger Würgereiz überkam Sven. Eilig versuchte er ihn zu überspielen, indem er laut hustete. Es war ein Gemisch aus Belustigung und Grauen. Genau diese Worte würden eintreffen. Unvergessenheit. Das würde es sein. Unvergessen.

„Kommst du mit?“, aufgewühlt winkte Maurice ihn zu sich. „Sehen wir uns mal dieses „prachtvolle“ Schiff an.“, belächelte er die letzten Worte des Kapitäns und ging geradeaus auf das Oberdeck.

„Hier“, mit ausgestrecktem Finger wies er auf die bunten Punkte in der Ferne. „Sie alle beneiden uns. Wir sind diejenigen, die hier sein dürfen. Auf ihrer ersten Fahrt.“

Wenig begeistert nickte Sven. Sein Blick glitt umher. Wenige Menschen waren bei ihnen. Abgesehen von denjenigen, die ihren Bekannten und Verwandten unten am Hafen zu winkten.

Gegen die Zeit

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