Читать книгу Gegen die Zeit - Simone Lilly - Страница 3

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 1.

An diesem Abend herrschte ein angenehmes Klima. Der Himmel färbte sich nach und nach feuerrot und versetzte alles in eine romantische Abendstimmung. Besonders an der Küste, dort wo er sich befand.

Schnellen Schrittes erklomm er eine kleine, steinerne Treppe, die von den Seitengassen hinauf bis zu den Strandcafés führte. Kaum oben angelangt, wurde er in einem davon auch schon erwartet.

„Hallo, Sven.“

Ein freundlicher Mann mittleren Alters, schlug ihm in die Hand und bot ihm sofort an, sich an seinen Tisch zu setzen.

„Hallo, Max.“, dankbar nahm er Platz und bestellte sich einen Kaffee.

Zuerst, starrten beide Männer gebannt auf das klare Wasser, das in sanften Wellen gegen die vor Anker liegenden Schiffe schlug.

Max, der seinen Hut abgesetzt hatte, meldete sich nachdenklich zu Wort. „Und? Hast du schon etwas erreicht?“

Geknickt nippte er an seiner Tasse, die ihm unsanft von einer mürrischen Kellnerin überreicht worden war. „Nein, hat es etwa den Anschein?“

„Ich wollte mich nur erkundigen.“

„Schon in Ordnung.“

Ein lauter Vogelschwarm sammelte sich über ihnen.

„Sven, du bist fast wie mein eigener Sohn, erlaube mir deshalb diese Frage: Warum tust du das?“

Fragend sah er Max in die Augen.

„Ich meine nur, er hat sein Leben gelebt. Ich bin mir sicher, dass es nicht so schlimm war. Oder?“

Ratlos fiel sein Blick auf ein besonderes Gebilde, das sich vor ihnen erstreckte und in der tiefstehenden Sonne glänzte. Fasziniert verbrühte er sich seine Lippen und zog genervt seinen Mund zurück.

„Siehst du das.“

Stolz nickte Max. „Oh ja. Die Titanic. Ist sie nicht prachtvoll? Sie einmal vor sich zu sehen?“

„Ja. Das ist meine letzte Gelegenheit. Zwei habe ich schon versäumt. Die nächste denke ich, wird mir auch nicht gelingen.“

Max beugte sich zu ihm über den Tisch. „Hör mir genau zu. Sven…“, warnend packte er ihn an den Schultern. „Hör mir zu. Da man dich davon nicht mehr abbringen kann, möchte, muss ich dir eines sagen: Tu nichts anderes! Gerade bei…“ , er nickte in Richtung Schiff. „Du weiß, worauf ich hinaus will.“

Sven nickte. Ja, er wusste es. „Das wird nicht passieren.“

„Wer kann sagen was sein wird? Wenn du die Chance bekommst? Wer weiß, was du tun wirst.“, flehte Max und riss ihm die Tasse aus der Hand indem er sie lautstark auf die Untertasse knallte.

Entschuldigend hob Sven die Hände: „Ich weiß es. Ich kenne die Regeln. Und ich kenne die Folgen.“

Beinahe beleidigt, wich Max von ihm ab und verschränkte die Arme vor seiner gut gebauten Brust. „So sieht es für mich nicht aus. Ich möchte dir nur helfen. Das kann ich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr.“

Männer, in Latzhosen und mit dicken Gummistiefeln strömten, von ihrem Tagewerk ermüdet, in kleinen Grüppchen an ihnen vorbei. Einige, setzten sich an andere Tische.

Ein schlürfendes Geräusch kündigte ihm an, das seine Tasse leer getrunken war.

„Sven…“

„Was ist?“

Vorsichtig, drehte Max seinen Kopf in beide Richtungen und winkte ihn näher an sich heran. „Du weißt, dass ich das nicht darf, aber ich möchte dir helfen. Ein letztes Mal.“

Nun wurde er neugierig. Vielleicht, wäre er bald am Ziel.

Die Falten auf Max‘ Stirn verhärteten sich. „Am besten wäre es, wenn du an allen Berührungspunkten suchst. Verstehst du. Konzentrier dich nicht auf einen.“

Verständnislos schüttelte Sven seinen Kopf. „Ich verstehe nicht. Ich habe doch mit vier Punkten begonnen…“

„Siehst du das?“, mit ausgestreckter Hand überging Max seine Aussage und deutete hinüber, zur RMS Titanic. „Einer allein, kann nichts erreichen, es sind alle zusammen, die daran mitwirken, bis sie auf dem Ozean fahren kann.“

Langsam begriff er, worauf sein Gegenüber hinauswollte. „Ich verstehe.“

„Dann habe ich hier nichts mehr verloren.“

Sofort stand Max auf und legte ihm einen sauberen Schein in die Hände. Dennoch konnte er sich einen sarkastischen Unterton nicht verkneifen. „Und du hast es auch nicht.“

Eigentlich wollte er gleich nachdem Max gegangen war, gehen. Doch er tat es nicht. Gebannt starrte er in den mit Sternen besprenkelten Himmel. Alles wirkte ruhig. Beruhigend und friedlich. Unglaublich, dass diese Sterne, schon so vieles überdauert hatten.

Seiner Arbeit müde atmete Sven tief durch. Es war herrlich seine Lungen mit frischer Luft zu füllen.

Max hatte recht. Es waren viele, die ein Bild zusammenfügen konnten. Nicht nur einer. Das hieß, dass er sich nicht nur auf Nathan konzentrieren durfte. Dies war ihm zunächst -und immer als logisch erschienen. Nie hatte er daran geglaubt, dass es noch andere Wege gab. Um sein Vorhaben neu zu ordnen, brauchte er von jedem Punkte. Verschiedene. Das war am besten.

Das Gemurmel wurde lauter. Angetrunkene Leute begannen, durch die Nacht zu grölen und zu prahlen. In der Ferne, wurde eine Schlägerei ausgetragen.

Endlich erhob auch Sven sich und machte sich auf den Weg, zurück in sein kleines Appartement. Er brauchte Schlaf. Erst danach, in den frühen Morgenstunden war er in der Lage, sich sein weiteres Vorgehen zu überlegen.

Gegen die Zeit

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