Читать книгу Der Preis der Wahrheit - Stefanie Hauck - Страница 12

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Diego machte Thomas in den nächsten Tagen richtig fit. Die verbrannte Haut hatte sich erholt, und die Wunden von den Hieben waren verheilt.

Schließlich konnte der Arzt seinem Boss bestätigen, dass der Bundesrichter wieder gesund war. Kurz darauf erschien Miguel in Begleitung von Caín und zwei Handlangern auf der Krankenstation und holte seinen Gefangenen ab. Einer der Männer hatte mal wieder die Videokamera dabei und filmte alles, was vor sich ging. Der Drogenbaron befahl dem Amerikaner aufzustehen, damit der andere Handlanger jenen fesseln konnte. Anschließend nahmen die Kolumbianer den Bundesrichter mit. Sie führten ihn durch einige Flure und gelangten an eine Flügeltür. Der Handlanger öffnete sie, und die fünf traten ein.

Zu Thomas’ großem Erstaunen befand sich hier ein Fitnessraum mit Laufband, Stepper und Geräten zum Muskeltraining. Miguel ließ seinem Gefangenen die Handschellen abnehmen und meinte: “Wie ich sehe, sind Sie ziemlich überrascht und fragen sich bestimmt, was ich mit Ihnen vorhabe. Nun, ich möchte Sie richtig fit machen für weitere Aufgaben. Deshalb werden Sie jetzt für zirka vier Wochen hier regelmäßig trainieren. Ich habe Ihnen ein Programm zusammengestellt, was Sie unter Aufsicht meiner Mitarbeiter jeden Tag absolvieren werden. Und wir fangen schon heute damit an.”

Ramírez winkte einen Mann herbei, der wie ein Sportlehrer bekleidet war. Dieser erklärte Thomas, an welchen Geräten er trainieren sollte und zeigte ihm auch, wie man sie handhabte. Anschließend nahm er den Bundesrichter mit, weil der sich noch Sportkleidung anziehen sollte.

Zurück im Fitnessraum ging es gleich los. Thomas spielte zwar zum Ausgleich seiner Bürotätigkeit relativ regelmäßig Tennis und Golf, aber ein Fitnessstudio hatte ihm immer widerstrebt. Von daher war solch ein Sport für ihn sehr ungewohnt. Relativ schnell fing er an zu keuchen, weil die ihm abverlangten Übungen ganz schön anstrengend waren. Aber da Miguel ihm weitere Peitschenhiebe angedroht hatte, wenn er schlapp machte, riss sich der Amerikaner zusammen.

Nach seiner ersten Trainingsstundeneinheit war Thomas total groggy und gleichzeitig froh, es recht gut geschafft zu haben. Logischerweise hatte er am nächsten Morgen einen fürchterlichen Muskelkater. Trotzdem musste er wieder ran, allerdings berücksichtigte der Trainer, dass der Bundesrichter einen Muskelkater hatte.

Nach einer Woche war Thomas schon wesentlich leistungsfähiger. Der Sportlehrer konnte den Schwierigkeitsgrad der Übungen genauso steigern, wie Miguel es vorgeschrieben hatte. Ab und zu kam einer von Ramírez’ Leuten in den Fitnessraum und filmte Thomas beim Training. Ansonsten waren nur zwei Wächter und der Sportlehrer anwesend, um den Bundesrichter unter Kontrolle zu haben und zu überprüfen, ob der auch wirklich sein Pensum absolvierte.

Drei Wochen später erschien Miguel am Nachmittag im Trainingsraum. Im Gefolge hatte er Caín, ferner einen Handlanger, der filmte, zwei weitere Handlanger und ein Dienstmädchen. Thomas hatte gerade die letzten Übungen gemacht und wollte nun unter die Dusche gehen.

“Hola, Dr. McNamara”, begrüßte er seinen Gefangenen, “wie mir scheint, wollen Sie sich jetzt frisch machen?”

Der Bundesrichter nickte.

“Fein, dann können Sie direkt Ihr neues Outfit anziehen”, bemerkte Miguel, “das spart eine Menge Zeit. Denn nachdem Sie sich wunderbar für weitere Aufgaben fit gemacht haben, will ich Ihrem Tatendrang nicht im Wege stehen. Wir werden jetzt einen kleinen Ausflug unternehmen, aber dazu brauchen Sie passende Kleidung.”

Der Kolumbianer winkte das Dienstmädchen heran, das Thomas einen kleinen Stapel mit Kleidungsstücken und ein Paar feste Schuhe überreichte.

Direkt nach dem Duschen kam Thomas zurück in den Fitnessraum. Er trug eine Jeans und ein langärmeliges Baumwollhemd, ferner die Schuhe. Diese sahen aus wie solche, die man bei schwe­rer körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft oder im Bergbau anziehen würde.

“Na, wie finden Sie Ihr neues Outfit?”, erkundigte sich Miguel.

“Nett”, erklärte Thomas abwartend, “allerdings frage ich mich, warum Sie mir weder Socken noch ein Unterhemd oder T-Shirt gegeben haben.”

“Ganz einfach”, erwiderte Miguel und zog die Augenbrauen hoch, “Socken können Sie schlecht über Ihre Fußfesseln ziehen und dort, wo ich Sie hinbringen werde, ist es warm genug, dass Sie weder T-Shirt noch Unterhemd benötigen. Falls es Ihnen zu warm werden sollte, krempeln Sie einfach die Ärmel hoch oder knöpfen das Hemd auf. Und außerdem ist das Hemd deshalb sehr praktisch, weil man es Ihnen noch nicht einmal ausziehen muss, wenn Sie ausgepeitscht werden sollen. Meine Mitarbeiter können es Ihnen einfach über den Kopf ziehen und vor dem Hals verknoten.”

Thomas schluckte angsterfüllt.

Wie oft will dieser Kerl mich noch verdreschen? fragte er sich voller Grauen.

“Natürlich können Sie sich eine Menge Misshandlungen ersparen, wenn Sie lieb und brav sind. Schließlich haben wir unsere Richtlinien”, fügte Miguel an.

Thomas erwiderte nichts.

“Ich entnehme Ihrem Schweigen, dass keine Fragen mehr offen sind”, fuhr Miguel fort. Und zu den beiden Handlangern gewandt meinte er: “Legt ihm die Eisen wieder an und fesselt ihm die Hände auf dem Rücken mit einer sehr kurzen Ketteneinstellung, aber lasst ihm an den Füßen genügend Spiel, so dass er normale Schritte machen kann. Und verbindet ihm die Augen. Schließlich soll der Ort, wo ich ihn hinbringe, ja eine Überraschung für ihn sein.”

Der Preis der Wahrheit

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