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“Das haut dem Fass den Boden aus!”

Sophie konnte sich überhaupt nicht beruhigen, als sie die dritte Fortsetzung des Videos sah. Auch Martha und Justin waren wie gelähmt, als sie diese Szenen in den Abendnachrichten anschauten.

“Erst verpasst er Paps einen niedlichen kleinen Ohrring, weil der Herr Bundesrichter seinen Ehering ja nicht mehr braucht, und dann geht dieses Schwein mit ihm auf Entdeckungsreise. Ich könnte dieses Arschloch würgen!”

Sophie schnaubte vor Wut.

“Sophie, Liebes, wir alle sind geschockt von diesen Bildern, aber trotzdem solltest du versuchen, nicht so vulgäre Ausdrücke zu benutzen”, befand Martha.

“Sorry, aber das ist mir egal”, giftete sich Sophie, “irgendwie muss ich meiner Wut ja Luft machen können.”

Martha sagte lieber nichts mehr. Die Tochter war einfach zu aufgebracht und keinem Argument mehr zugänglich.

“‘Der Ort, wo ich ihn hinbringe, soll ja eine Überraschung für ihn sei.’”, äffte Sophie den Drogenbaron nach und fuhr knurrend fort, “ach wie ist dieser Dreckskerl doch charmant.”

Es entstand eine Pause. Schließlich meinte Justin: “Wie haben die Leute im Gericht in Washington und bei dir in Yale eigentlich auf diese Anschuldigungen und die Videos reagiert?”

“Unterschiedlich”, entgegnete Martha, “einige sagen, dass das eine ganz miese Nummer von Ramírez ist zu behaupten, Thomas sei sein Freund, der ihn hätte abzocken wollen. Sie finden das lächerlich. Andere meinen, dass Thomas’ ‘Unschuld’ ja eigentlich nicht bewiesen war. Das sagen sie aber nur, wenn ich nicht dabei bin, das wäre ihnen sonst viel zu peinlich.”

“Und was ist mit dem Beweismaterial?”, horchte Justin nach, “können wir das nicht irgendwie verwenden, um Vater herauszuhauen? Ich meine, wir müssen ja nicht den offiziellen Weg gehen, möglicherweise wäre eine Aktion unter der Hand sogar besser.”

“Lieb gedacht, aber es funktioniert weder im einen noch im anderen Fall”, erklärte Martha, “Ramírez weiß, dass Thomas sehr viel über ihn herausgefunden hat, aber er weiß nicht, was Vater konkret an Informationen über ihn hat. Das will er jetzt in Erfahrung bringen. Das Beweismaterial verschlimmert Thomas’ Situation noch, weil es die Behauptung von Ramírez untermauert, dass nur ein enger Vertrauter so viel über das Drogenkartell wissen kann. Und wenn wir irgendeinem Dritten davon erzählen, hängen wir in der Sache mit drin. Was ich damit sagen will, ist, dass wir entweder hier im Gefängnis landen, weil wir man uns vorwerfen wird, wir hätten von dem Doppelleben unseres Vater gewusst. Oder Miguel wird uns einkassieren und ebenfalls durch den Fleischwolf drehen.”

“Mit anderen Worten”, seufzte Justin, “ist das Ganze ein Horrorszenario entsetzlichen Ausmaßes. Denn wenn unser Dad auspackt, wird Ramírez ihn und uns töten. Von daher wäre es fast besser, Dad würde versuchen, sich selbst irgendwie umzubringen...”

“Sag sowas ja nicht noch mal!”, fuhr ihm Sophie dazwischen, “hörst du, sag das ja nicht noch mal!”

“Sophie, eins kannst du mir glauben”, entgegnete Justin betrübt, “wenn ich eine Möglichkeit sehen würde, wie ich ihm helfen könnte, ich würde für ihn sogar durch die Hölle gehen. Ich habe nämlich keine Idee, wie er irgendwie fliehen kann. Und selbst wenn es ihm gelingen würde, hätte er immer noch nicht seine Unschuld bewiesen. Das ist einfach nur sowas von schreck­lich, darüber darf ich gar nicht nachdenken. Im Prinzip wird er sein ganzes Leben lang auf der Flucht sein.”

“Zumindest müsste er sich eine neue Identität zulegen”, fügte Martha noch an, “was eigentlich fast unmöglich wäre, weil er leider Harrison Ford so ähnlich sieht. Tatsache ist aber, dass wir nie wieder Kontakt zu ihm haben können werden, um sein Leben nicht zu gefährden.”

“Oh mein Gott!”, entfuhr es Sophie, und sie brach in Tränen aus, “das darf doch alles nicht wahr sein!”

Martha nahm ihre Tochter in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Sophie heulte nur noch mehr und konnte sich nahezu gar nicht mehr beruhigen.

“Liebes”, meinte Martha, “ich kann ja deinen Schmerz verstehen. Aber ich bitte dich trotzdem sehr herzlich, dass du versuchst, dich möglichst gut im Griff zu haben, weil du sonst uns und ihn sehr gefährdest.”

“Ja, ja natürlich”, schniefte Sophie, “aber irgendwie musste ich meinen Gefühlen eben Luft machen, weil ich sonst geplatzt wäre. Hinzu kommt noch die quälende Frage, warum Gott das alles zugelassen hat. Ich studiere Theologie und stehe auf einmal vor einem Scherbenhaufen. In gewisser Weise kann ich Onkel Jerry jetzt besser verstehen. Ich komme mir vor wie ein Dumm­schwätzer, der irgendeinen hochtrabenden Kram über ein imaginäres Wesen verzapft.”

Der Preis der Wahrheit

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